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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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beiden drückend erschien.
    Und doch weiß ich kaum, wer mehr zu bedauern wäre, murmelte Genofeva endlich, der Mann, dem so viel durch die Frau geraubt worden ist, oder die Frau, die solches Unglück über den Mann gebracht hat, den sie liebt.
    Kameron schüttelte den Kopf.
    Eine Frau, die etwas tun kann, was ihr Schande bereitet, wird schwerlich allzu zartfühlend um ihres Gatten willen sein.
    Ich weiß nicht. Manche Tat scheint im Augenblick nicht ehrenrührig und führt doch zur Schande. Hätte eine Frau so etwas verübt und wäre sie verheiratet –
    So müßte man ihren Gatten beklagen, fiel Kameron ein.
    Sie nahm an seiner Seite Platz. Wenn ich nun etwas begangen hätte – ich setze den äußersten Fall – was mich in Schande zu stürzen drohte? Wäre deine Liebe stark genug, um mich dennoch nicht aufzugeben, sondern mir Trost und Stütze zu sein, wenn du wüßtest, daß ich nicht aus Bosheit, sondern nur aus jugendlichem Ungestüm gefehlt und keine Ahnung gehabt, wie sehr –; sie murmelte nur noch unverständliche Laute und starrte ihn erschreckt an, denn auf seine Stirn hatten sich zornige Falten gelegt.
    Genofeva, rief er, in diesen Fragen birgt sich ein versteckter Sinn. Was haben sie zu bedeuten? Droht uns wirklich Schmach und Schande? Hast du etwas begangen –Sie schien plötzlich wie umgewandelt und lachte so hell und fröhlich auf, daß ihm seine eigenen Worte töricht und abgeschmackt erschienen. Ganz verdutzt schaute er sie an.
    Verzeih, rief sie plötzlich wieder ernst werdend, ich wollte nur deine Liebe auf die Probe stellen; mir scheint, sie ist noch nicht tief und stark genug. Aber vielleicht verstehe ich die Männer nicht, ich habe bisher wenig über sie nachgedacht; auch wußte ich ja nicht, daß einmal all mein Glück davon abhängen würde, wie hoch ich in deiner Achtung stehe – in deiner , Walter, nicht in derjenigen der Welt.
    Er blickte sie zärtlich an. Dies war echte Liebe und Hingebung, wie sie nur ein Weib empfindet. Er hätte den Saum ihres Kleides küssen mögen.
    Bisher war ich ein Kind, fuhr sie fort, Wert und Wesen der Dinge waren mir unbekannt; ich beachtete nur die glänzende Schale, nicht den inneren Kern. Meine Seele lag noch im Schlummer, jetzt ist sie erwacht, ich kenne jetzt die Herzensbedürfnisse einer Frau, welche liebt und wieder geliebt wird; ich fühle mich glücklich und elend, stolz und gedemütigt zugleich. Scheint dir das Torheit und Unverstand? Ich mußte bisher so vieles in meinem Innern verschließen; mir ist's eine Wohltat, mich einmal frei auszusprechen.
    Ihr Trübsinn schien verflogen; sie sah strahlend glücklich aus und so bestrickend, daß ihn die schöne Gegenwart alles übrige vergessen ließ; in liebender Umarmung zog er sie an sein Herz.
    Jetzt stelle ich keine Fragen mehr, rief sie, und wenn das Unglück kommt –
    Sie hielt plötzlich inne, Draußen ertönte die Klingel. Kameron erwachte wie aus einem Traum.
    Ist es ein Besuch oder ein Patient? fragte er.
    Die vordere Türe öffnete sich, und ein Herr trat ein, von einem sauber gekleideten Frauenzimmer gefolgt, das sichfurchtsam an den Türen vorbeidrückte bis nach dem Sprechzimmer. Ehe Kameron sich dorthin begab, warf er noch einen Blick auf seine Frau, die liebreizend und lächelnd dastand.
    Kaum aber hatte er erhobenen Hauptes das Zimmer verlassen und sah sie sich allein, so schwand jeder Schimmer von Frohsinn aus ihren Zügen; sie sank auf den Sessel und überließ sich einer zwar stummen, aber furchtbaren Verzweiflung. Bald jedoch raffte sie sich wieder empor und den Blick auf ihr Spiegelbild geheftet, rief sie entschlossen: Bin ich denn schön, so möge mir meine Schönheit helfen, mein Glück zu bewahren. Auch seine Seelenruhe hängt davon ab. Kein Preis ist dafür zu hoch, es muß gelingen; alles opfere ich, nur die Wahrheit nicht.
    Auf einmal wurden schwere Schritte auf dem Teppich hörbar. Sie wandte sich um, und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Der Herr, in dessen Begleitung Doktor Kameron eintrat, war der Detektiv Gryce.

Neunzehntes Kapitel.
    Des Doktors Verhalten war für seine Frau nicht gerade beruhigend. Während Gryce sich verbeugte, zog er sofort die Klingel und bedeutete dem Diener, daß er weder für Besucher noch Patienten zu sprechen sei. Darauf schloß er sämtliche Türen ab und ließ die Vorhänge herunter. Erst nachdem diese Vorsichtsmaßregeln getroffen waren, wandte er sich an Genofeva, bemüht, seiner Stimme einen natürlichen Klang zu geben:
    Herr Gryce teilt

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