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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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entworfenen Mordplan schließen. Was hätte ihn auch zu der Lüge veranlassen sollen, wenn nicht der Wunsch, die Gerichte zu täuschen? Elende Feigheitkonnte man doch einem Menschen nicht zutrauen, der den Eindruck eines so starken furchtlosen Charakters machte. Noch länger mit seiner Verhaftung zu zögern, ging nicht an, zumal die Aussagen der einzigen Person, welche Mildred an jenem Abend noch gesprochen hatte, nicht dazu dienten, ihn von dem Verdacht zu reinigen.
    Sobald einmal die Notwendigkeit erkannt war, schritt man zur Ausführung, Um zwei Uhr langte Gryce mit seinem Gefangenen richtig auf dem Hauptpolizeiamt an; hier jedoch entstand ein Aufenthalt, noch ehe man zum Verhör schreiten konnte. Sie hatten nämlich kaum das Gebäude betreten, als ein Mann auf Gryce zueilte und seinen Arm ergreifend ihm ins Ohr flüsterte:
    Ich habe sie – sie ist hier. Es war aber eine schöne Jagd, denn sie hielt sich verborgen, weil sie sich fürchtete. Endlich habe ich sie doch aufgestöbert; nun sehen Sie zu, was Sie aus ihr herausbringen.
    Gryce schaute sich hastig um und gewahrte ein Frauenzimmer, das sich ängstlich in eine Ecke drückte.
    Es ist die Rechte, sagte er, und sich an Molesworth wendend, teilte er ihm mit, er werde ihn auf kurze Zeit andern Händen übergeben, da es sich um ein wichtiges Geschäft handle. Wann verschwand er mit dem Mädchen in das Polizeibureau.
    Nach einer geraumen Weile kehrte er zurück, zwar ohne das Mädchen, aber in Begleitung des Inspektors. Dieser trat auf Molesworth zu und kündigte ihm an, der Verdacht gegen ihn habe sich als unbegründet herausgestellt, er sei daher aus der Haft entlassen und könne gehen, wohin er wolle.

Siebzehntes Kapitel.
    Doktor Kamerons freundliches Sprechzimmer war reich möbliert und mit kostbaren Kunstgegenständen geschmackvoll ausgestattet; es bildete den stärksten Gegensatz zu der kahlen düstern Stube, die Molesworth bewohnte. Zudem besaß er, bei gleichem Ernst und Eifer für seinen Beruf, in hohem Grade die Gabe, die Wurzel einer Krankheit auf den ersten Blick zu entdecken, während Molesworth jeden Fortschritt in der Erkenntnis nur durch geistige Anstrengung und schrittweise zu erringen vermochte.
    Kameron hatte den Abend mit seiner Frau in einer Gesellschaft zugebracht, war aber wegen eines dringenden Falles früher abgerufen worden. Jetzt saß er, auf Genofevas Heimkehr wartend, in tiefem Sinnen da. Er dachte nur an sie, an ihr reizendes berückendes Bild, das ihm stets vor der Seele schwebte. In ihrer Stimme lag der süßeste Wohllaut, die innigste Liebe in ihren Augen. Nie hätte er geglaubt, daß Wort und Blick einer Frau ihn so entzücken könnten. Die Liebe hatte sein Herz bezwungen, ehe er es selber ahnte. Und sein Weib war es, das dieses Wunder vollbrachte, sie, die gelobt hatte, sein eigen zu sein bis an das Ende des Lebens.
    Er horchte jetzt ungeduldig auf das Rollen des Wagens, das ihre Rückkunft aus der Gesellschaft verkünden sollte. Er sah nach der Uhr. Es war dreiviertel auf zwölf, und um elf wollte sie zurück sein. Er klingelte und erfuhr zu seiner Ueberraschung von dem schlaftrunkenen Diener, die Frau Doktor sei schon vor ihm wieder nach Hause gekommen.
    Beruhigt löschte er seine Studierlampe und begab sich in das Wohnzimmer hinauf; aber er fand Genofeva weder hier noch in dem anstoßenden Schlafgemach. Wo konntesie sein? – Schon öfters, wenn er sie bei der Heimkehr vergebens gesucht hatte, war ihm der Bescheid geworden, die gnädige Frau sei vielleicht in dem kleinen Zimmer oben. Er hatte ihre Vorliebe für den engen, schlecht möblierten Raum, während ihr doch die bequemen prächtigen Gemächer unten zur Verfügung standen, nicht begreifen können. Warum zog sie sich dort in die Einsamkeit zurück? Wollte sie ihm entfliehen oder etwas vor ihm verbergen? Es war töricht, dergleichen zu denken, und doch wäre er am liebsten sofort hinaufgeeilt, um das Rätsel zu ergründen, hätte ihn nicht sein Stolz zurückgehalten. Er saß wartend da, nahm ein Buch zur Hand und blätterte darin.
    Plötzlich blickte er empor – Genofeva stand auf der Schwelle. Sie war in ein schlichtes, weißwollenes Gewand gekleidet, dessen weiche Falten ihr bis zu den Füßen niederfielen; Trauer und Sehnsucht, Zärtlichkeit und fester Entschluß sprachen aus ihren Blicken. Er öffnete die Arme, und sie eilte zu ihm hin. Wie bleich waren ihre Wangen, wie feierlich ihr ganzes Wesen!
    Walter, murmelte sie, noch ehe er das Wort ergreifen konnte, ich

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