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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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zu Gebote stehenden Mitteln, ihn wieder zu sich zu bringen. Bald gewahrte er denn auch zu seiner Genugtuung, daß die zwar schmächtigen, aber kraftvollen Glieder sich neu zu beleben begannen und ein deutliches »Ich danke Ihnen« sich vernehmen ließ. Er schrak zusammen, die Stimme kam ihm bekannt vor.
    Rasch beugte er sich nieder und blickte dem Geretteten ins Gesicht. Zu seinem großen Erstaunen erkannte er in ihm den Hausierer, dessen Gegenwart ihm schon in den letzten Tagen wiederholt lästig gefallen war.
    Ein schlauer Zug um Augen und Mund, der Kameron früher nicht aufgefallen war, verriet ihm aber zugleich noch eine andere Tatsache. Wie ein Blitz fuhr ihm der Gedanke durch den Kopf, der Mensch habe wohl nur deshalb seinen Weg so oft gekreuzt, weil er dazu bestellt war, ihm zu folgen.
    Sie find ein Geheimpolizist, nicht wahr? fragte er, so kaltblütig er vermochte.
    Zu dienen, gestand der andere, indem er sich erhob und dabei so kräftig auftrat, daß die Hinfälligkeit, die er vordem zur Schau getragen, plötzlich verschwunden war. Wie freut es mich, Sie gerettet zu sehen. Solchen Sturm habe ich noch nie erlebt, ich glaubte schon, es wäre mit uns allen Matthäi am letzten.
    Kameron erwiderte kein Wort; er dachte an den Flüchtling oben, der nicht ahnen konnte, was für ein gefährlicher Kamerad in ihren Schlupfwinkel eingedrungen war.
    Hier ist's zum Glück ganz behaglich; drüben am Herde liegt noch ein Haufen Holz, und ein Bissen Brot wird sich doch auch auftreiben lassen.
    Halt! rief der Doktor, da jener im Gefühl der neuen Lebenskraft nicht übel Lust zeigte, den Ort, an welchemsie sich befanden, einer genauen Durchforschung zu unterziehen, wobei er unfehlbar die Leiter entdeckt hätte, halt! Erst beantworten Sie mir gefälligst ein paar Fragen. Zuvörderst: wie kommen Sie hieher? Ich ließ Sie doch in Sinton zurück.
    Ja, aber ich nahm Anteil an Ihnen und zog deshalb vor, in Ihrer Nähe zu bleiben. Unsereins läßt man nicht so leicht zurück. Ich schlief im selben Gasthaus mit Ihnen und fuhr mit dem gleichen Zuge ab. Wir haben einen harten Strauß bestanden, aber das ist glücklich vorbei und verdrießt mich nicht weiter.
    Kameron musterte ihn mit ernsten Blicken. Sie kommen aus Neuyork, sagte er, und sind meinen Schritten gefolgt, seitdem ich die Stadt verließ?
    So gut es ging. Aber das hat nichts auf sich, solange es in freundlicher Absicht geschieht. Sie werden mir bezeugen, daß ich bei meinen kleinen Aufmerksamkeiten nie die schuldige Achtung verletzt habe.
    Doch möchte ich mir gerade über Ihre Absichten etwas nähere Aufklärung ausbitten. Hat die Polizei Sie mir als Spion nachgeschickt, oder sollen Sie mich in meinen Bemühungen unterstützen, Doktor Molesworth aufzufinden?
    Das können Sie noch fragen nach allem was geschehen ist? Wären Sie ohne meinen Beistand dem Bösewicht je auf die Spur gekommen? Und wenn auch, hätte man Sie nicht für einen Polizeispion gehalten und mit Mißtrauen betrachtet? Es war zwar nur wenig, was ich für Sie tun konnte, aber doch genug, um Ihnen zu beweisen, daß ich hier bin, um Ihre Zwecke zu fördern. Nur der Sturm ist schuld daran, daß uns der Flüchtling entkommen ist. – Aber, zum Kuckuck, in was für eine Spelunke sind wir denn eigentlich hier geraten? Diese Pfeiler, der Tisch, die Bank, die Tierfelle – man glaubt sich in eine Höhle versetzt, nur der Feuerherd paßt nicht recht dazu.
    Jedenfalls haben wir hier Zuflucht gefunden und Obdach für die Nacht, rief Kameron, der des andern Blicke neugierig zur Decke hinaufgerichtet sah, mehr brauchen wir nicht zu wissen. Mir scheint, wir sind im Untergeschoß eines Hauses, und wir wollen nur hoffen, daß der Eigentümer nicht zum Vorschein kommt und uns unserer Wege weist.
    Wer soll nur kommen, ich fürchte mich nicht. Wüßte ich nur, wo er seine Vorräte verwahrt!
    Wir täten besser, daran zu denken, ob nicht noch andere verirrte Wanderer in Todesnot draußen sind und unserer Hilfe bedürfen, entgegnete der Doktor in dem unbestimmten Gefühl, daß ein solcher Zuwachs erwünscht sein könne. War denn niemand in Ihrer Nähe, als ich Sie rufen hörte? Wir waren doch mindestens unser zwölf, als wir aufbrachen.
    Jeder ist sich selbst der Nächste in solcher Not. Was aus ihnen geworden ist, weiß ich nicht. Ich hatte sogar Ihre Spur verloren. Aber wo ist denn Ihr Gefährte?
    Mein Gefährte? –
    Da liegt ja noch ein Ueberzieher. Sie haben doch nicht zwei angehabt?
    Kameron sah sich betroffen um; auf dem

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