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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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meines ehemaligen Arbeitgebers veräußert habe. Für die Höhe des Betrages hat er sich aber nicht interessiert, das Geld war für ihn unbedeutend. Ich habe es danach nie wieder erwähnt, und da ich ja sonst herzlich wenig zu tun hatte, habe ich es angelegt und in Aktien investiert. Daher hätte ich nun tatsächlich genug eigenes Vermögen, um das Haus zu renovieren, ein Vielfaches sogar. Wäre das denn gestattet?«
    Der Anwalt sah in seinen Aufzeichnungen nach.
    »Es ist ein langes, kompliziertes Testament, Lady Fletcher. Ich werde es in allen Einzelheiten nachprüfen, auch die Verfügungen der Stiftung, der das Haus gehört. Es war jedenfalls nicht Sir Hugos Absicht, dass etwas verändert wird, dessen bin ich sicher. Er hatte aber sicher keine Ahnung, oder hatte es schlicht vergessen, dass Sie eigenes Geld haben. Ich sollte auch noch erwähnen, dass die gleichen Verfügungen auch für Wiederverheiratung und Zusammenleben in einer nicht ehelichen Gemeinschaft gelten – wenn Sie das Haus verlassen, verlieren Sie das Anwesen in Italien und dürfen zukünftig keinen Kontakt mehr zu Alexa haben.«
    Hugos abgrundtiefe Grausamkeit musste doch jeder der Anwesenden deutlich erkennen, dachte Tom. Er empfand tiefes Mitgefühl mit Laura, sah sie jedoch ironisch lächeln. Der Anwalt war noch nicht fertig.
    »Werden Sie sich denn seinen Wünschen fügen, Lady Fletcher?«
    »Mir bleibt ja nichts anderes übrig«, erwiderte sie.
    »Sir Hugo hat sich wohl gedacht, dafür würde das Haus in Italien schon sorgen.«
    »Na, dann ist es aber schade, dass er nicht hier ist.« Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Es hätte mir nämlich großes Vergnügen bereitet, ihm zu sagen, dass es rein gar nichts mit dem Haus zu tun hat. Das ist nicht der Grund, weshalb ich bleibe. Ich bleibe wegen Alexa.«
    Tom staunte über ihre Gefasstheit und war bestürzt, als was für ein Dreckskerl dieser Hugo sich doch entpuppt hatte. Ganz und gar nicht die öffentliche Figur, die die Welt geliebt und respektiert hatte. Laura hatte wieder ihre Maske aufgesetzt, während sie den restlichen Verfügungen lauschte.
    Nachdem er Annabel kennengelernt hatte, konnte Tom verstehen, weshalb Laura Alexa schützen wollte. Aber ihr vorzuschreiben, dass sie mindestens zehn Jahre weder heiraten noch mit einem Mann zusammenleben durfte, also bis sie selbst beinahe über das gebärfähige Alter hinaus wäre, war im höchsten Maße grausam.
    Der Anwalt sprach inzwischen über andere Aspekte des Testaments. Einige der geringfügigeren Zuwendungen wollte er offensichtlich einfach rasch übergehen, und da Laura nicht nachfragte, seufzte er erleichtert und kam auf die Verfügungen bezüglich Annabel zu sprechen. Tom merkte allerdings, dass es da etwas gab, was der Anwalt ein wenig peinlich fand. Er musste unbedingt ein Exemplar dieses Testaments zu sehen bekommen. Vielleicht war noch jemand anderes begünstigt worden, doch auch wenn Laura immer noch als verdächtig galt, hätte sie ihn jedenfalls bestimmt nicht wegen seines Geldes umgebracht.
    Annabel konnte aber sicher auch nicht glücklich sein. Um ihre äußerst großzügige Apanage zu erhalten, musste sie sich einverstanden erklären, Alexa jedes Jahr für mindestens drei Monate bei Laura in Ashbury Park wohnen zu lassen. Da Alexa die Woche über eine Internatsschule in Oxfordshire besuchte, bedeutete dies im Grunde, dass das Mädchen praktisch überhaupt keine Zeit mehr mit seiner Mutter verbrachte. Tom hatte aber die unangenehme Ahnung, dass das Annabel egal sein würde, solange das Geld kam.
    Es wurde ebenfalls festgelegt, dass bei Zustimmung zu den testamentarischen Verfügungen das Haus in Portugal an Annabel übergehen würde, sobald Alexa einundzwanzig war.
    Am interessantesten fand Tom jedoch den Schlussteil des Testaments. Einen Tag vor seinem Tod war Hugo Fletcher bei seinem Notar gewesen, um einen Nachtrag hinzuzufügen. Er hatte darauf bestanden, so lange in der Kanzlei des Notars zu bleiben, bis der Nachtrag aufgesetzt und unterschrieben war. Der besagte, dass Annabel alles verlieren würde, sollte sie veranlassen, dass irgendwelche verleumderischen Bemerkungen über Hugo und seine Familie in den Medien veröffentlicht wurden, ob heute oder in Zukunft.
    Tom atmete erleichtert auf. Gestern hatte Annabel ihm allerlei Details über Hugo anvertraut, die durchaus als rufschädigend gelten könnten. Zum Glück hatte er diese lediglich mit James Sinclair geteilt. Es war immer möglich, dass die Regenbogenpresse

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