Hintergangen
dermaßen zu verändern. Es war ein trauriger Anblick, und er fragte sich, wie Hugo Fletchers Leben im Rampenlicht von der Krankheit seiner Frau beeinflusst worden war. Er gab es nur ungern zu, aber die Theorie mit der Geliebten war durchaus plausibel.
»Wissen wir schon, was ihr fehlte?«
Becky hatte bereits Nachforschungen angestellt. »Wir haben das Krankenhaus kontaktiert, die dürfen aber aus Vertraulichkeitsgründen natürlich nichts über die Patienten sagen. Na, in ein paar Minuten werden Sie sie ja sehen – wir sind gleich da und liegen gut in der Zeit. Sie hat ihr Gepäck also vermutlich noch nicht abgeholt.«
»Wollen wir hoffen, dass die von der Airline gespurt haben.«
3. Kapitel
L aura blinkte und lenkte ihren Wagen abrupt von der Hauptstraße auf den unbeleuchteten Weg, der zu Ashbury Park hinaufführte. Sie trat heftig auf die Bremse, und der Wagen kroch langsamer vorwärts, während sie nervös zu dem merkwürdigen weißen Licht hinaufsah, das den Himmel über den Bäumen vor ihr erhellte. Vorsichtig bog sie um die letzte Kurve in Richtung der Toreinfahrt ihres Hauses und wurde mit einem erschütternden Anblick konfrontiert.
»Ach du lieber Gott«, flüsterte sie.
Es gab kein Entrinnen. Als die Pressehorde das tiefe Summen ihres Mercedes Coupé hörte, schwenkten sämtliche Kameras herum. Sofort richteten Fernsehteams ihre Bogenlampen auf das herannahende Auto aus, die hellen Strahlen durchdrangen das Wageninnere mit ihrem grellen Schein und blendeten Laura kurzzeitig. Der Anblick von Fotografen war an dieser Toreinfahrt nichts Ungewöhnliches, und sie konnte die Aufregung der Meute regelrecht spüren. Immerhin waren Hugos Berühmtheit und sein Prominentenstatus buchstäblich von ebendiesen Leuten aufgebaut worden, indem er sie geschickt mit gerade so vielen Informationen über seine Arbeit versorgte, dass ihr Interesse bestehen blieb.
Das hier war aber etwas anderes. Das hier war eine Raubtierfütterung.
Und es gab nur eine Möglichkeit, wie sie sich Zugang zu ihrem Heim verschaffen konnte. Bei der elektrischen Toröffnung hatte Hugo auf einem Türcodesystem statt auf einer Fernbedienung bestanden. Auf diese Weise konnte er den Code regelmäßig ändern. Fernbedienungen konnten verloren gehen oder sogar meistbietend verkauft werden.
Als sie stehen blieb, konnte sie nicht verhindern, dass das rücksichtslose Blitzlichtgewitter ihren furchtsamen Blick offenbarte. Während sie ihr Fenster lautlos herunterließ, um den Zugangscode einzutippen, hörte sie die aufgeregten Schreie der Presseleute, von denen jeder sich das beste Bild sichern wollte.
»Schauen Sie mal hier herüber, Lady Fletcher!«
»Hat man Ihnen schon das Neueste gesagt, Lady Fletcher?«
»Können Sie uns etwas sagen, Laura?«, als ob der Gebrauch ihres Vornamens eher eine Antwort bewirken würde. Doch niemand sagte, was denn die Neuigkeiten waren. Das allein sprach schon Bände.
Zahllose Kameras fingen ihren völlig verzweifelten Blick ein, als sie ihr Fenster wieder schloss. Sie hatte das sichere Gefühl, dass dieses Motiv am nächsten Morgen auf der Titelseite mehrerer Zeitungen prangen würde.
Während sie den Wagen so rasch wie möglich zwischen den wuchernden Hecken hindurch auf die Vorderseite des Hauses zusteuerte, wurde sie beinahe von einem Brechreiz überwältigt. Sie wusste, dass die Polizei, die aus Sicherheitsgründen den Code für das Tor hatte, bereits wartete. Bestimmt waren sie schon im Haus. Was würden sie von ihr erwarten? Es war schon lange her, dass Laura sich imstande gefühlt hatte, einfach instinktiv auf das Leben zu reagieren. Sie war daher etwas überrascht, als sie nur einen einzelnen Polizisten wie eine Art Wachposten auf den Stufen vor der Eingangstür von Ashbury Park stehen sah. Vor den riesigen schwarzen Türen nahm er sich klein aus. Beim kurzen Blick auf sein Gesicht im Scheinwerferlicht konnte sie sehen, dass er misstrauisch und beunruhigt wirkte, er redete aufgeregt in sein Funkgerät. Es war offensichtlich, dass er sie nicht erwartet hatte.
Sie fuhr an die Stufen heran. Der Polizist steckte sein Funkgerät weg und eilte hinunter, um ihr die Wagentür zu öffnen, kam aber zu spät.
»Lady Fletcher? Es tut mir wirklich leid, aber wir haben noch nicht mit Ihnen gerechnet. Wenigstens war ich für alle Fälle schon mal hier, aber meine Vorgesetzten sind unterwegs. Sie wollten Sie in Stansted abholen, aber …«
Nach einem tiefen Atemzug unterbrach Laura ihn mit vor Anspannung leicht
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