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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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Jahre lang bettlägerig gewesen. Als Hugos Vater gestorben war, hat sie sich hingelegt und ist von da an kaum noch aufgestanden. Eine Zeit lang hat Annabel sie gepflegt, aber die war immer der Meinung, ihr würde eigentlich gar nichts fehlen, und wenn sie in eine andere Gesellschaftsschicht geboren worden wäre, wäre sie einfach aufgestanden und hätte weitergemacht. Ich weiß nicht, ob Annabel das bloß so dahingesagt hat. Mit der Zeit ist Hugos Mutter dann wirklich krank geworden, und ich glaube, sie hat sehr unter der Chemotherapie gelitten.«
    »Sie haben gesagt, sein Vater sei zuvor gestorben. Wissen Sie, was mit ihm geschehen ist?«
    Dies hatte Hugo ihr gegenüber nur kurz vor der Hochzeit erwähnt, und zwar in einem derart angewiderten Ton, dass sie schon damals hätte merken sollen, dass Mitgefühl nicht gerade seine Stärke war. Sie hatte es jedoch mit dem Kummer über das Geschehene erklärt – um wie immer Hugos weniger gute Eigenschaften zu entschuldigen.
    »Er hat Selbstmord begangen, soviel ich weiß. Hat sich im Wald erhängt. Hugo hat seine Schwester Beatrice dafür verantwortlich gemacht. Die ist anscheinend mit fünfzehn von zu Hause weggelaufen, und sein Vater ist deswegen am Boden zerstört gewesen. Ein paar Monate später ist er dann mit einem Strick in den Wald verschwunden.«
    »Und Beatrice? Von ihr konnten wir keine Spur finden, aber wissen Sie, ob sie jemals wieder aufgetaucht ist?«
    »Hugo hat bloß einmal davon gesprochen. Er hat gesagt, das Thema sei für ihn erledigt. Von Beatrice hat man bis heute nie wieder was gehört. Es ist so lange her, dass ich annehme, sie wird nie wieder auftauchen, außer natürlich, sie will gefunden werden.«
    Tom schien in seinen Notizen zu lesen, doch Laura merkte, dass er bloß die Seite anstarrte. Bestimmt überlegte er sich die richtigen Worte für die nächste Frage, und sie spürte, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief.
    »Ich muss leider noch auf ein paar persönlichere Details zu sprechen kommen, Laura. Ihnen mag es vielleicht nicht relevant erscheinen, aber ich möchte das mit Ihrer Krankheit doch etwas besser verstehen. Es ist hoffentlich nicht zu schmerzlich für Sie.«
    Da es sich offenkundig nicht um eine direkte Frage handelte, war sich Laura unsicher, wie sie reagieren sollte. Aber Tom war noch nicht fertig, und seine nächsten Worte nahmen ihr beinahe den Atem.
    »Becky hat mir zudem erzählt, sie habe einiges von Ihrem Gespräch heute Morgen mitgehört. Es war sicher nicht ihre Absicht zu lauschen, aber sie hatte anscheinend das Gefühl, Sie würden Hugos Tod gar nicht so sehr bedauern. Sie hat auch gehört, dass Rohypnol erwähnt wurde. Das sind jetzt möglicherweise etwas delikate Bereiche, über die wir allerdings sprechen müssen.«
    Lauras Miene versteinerte sich, und sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Ihre Rettung kam unerwartet, als Toms Handy erneut klingelte.
    Sie hörte ihn leise fluchen, aber nachdem er die Anruferkennung gesehen hatte, entschuldigte er sich bei Laura und meldete sich. Zwar konnte Laura bloß die eine Teilnehmerseite hören, doch wurde Tom plötzlich viel lebhafter.
    »Danke, Ajay, das ist ja interessant. Wir sprechen dann später. Halten Sie mich auf dem Laufenden.« Er klappte sein Telefon zu. Als er sich Laura zuwandte, funkelten seine Augen vor Aufregung.
    »Verzeihen Sie, Laura. Ich möchte später gern noch einmal auf diese Themen zurückkommen.«
    Er lächelte, als wollte er ihr gleich gute Nachrichten überbringen.
    »Wir haben einen Treffer. Wir hatten in Egerton Crescent ein rotes Haar gefunden. Menschliches Haar, aber aus einer Perücke. Einer von den Perückenmachern hat gesagt, Hugos Mutter sei in ihren letzten Lebensjahren bei ihm Kundin gewesen, als sie durch die Chemotherapie ihre Haare verloren hatte. Er ist mehrmals dort gewesen, um ihr neue Perücken anzupassen, und hat erklärt, er habe insgesamt fünf Stück für sie angefertigt.«
    Tom hielt inne, aber Laura wusste bereits, was er gleich sagen würde, und ihr Körper spannte sich erwartungsvoll an.
    »Er hat ebenfalls zu Protokoll gegeben, dass jede aus rotem Menschenhaar gemacht gewesen sei.«

25. Kapitel
    N achdem sie Tom gesagt hatte, sie wisse ziemlich genau, wo die Perückenschachtel zu finden sei, flüchtete Laura auf den Dachboden. Sie brauchte Platz zum Durchatmen, Zeit, um ihr wild pochendes Herz zu beruhigen.
    Und sie musste nachdenken. Nicht bloß über die Perücken, sondern auch über seine Fragen bezüglich ihres

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