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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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ließ sich von seiner gütigen Erscheinung aber nicht täuschen. Sein Ausdruck war sowieso schwer zu deuten, da die eine Gesichtshälfte grimmig zu gucken schien, während die andere lächelte. Sie beschloss, sich auf die grimmig guckende Seite zu konzentrieren, um sich nicht in einem Gefühl von falscher Sicherheit zu wiegen.
    »Chief Superintendent, ich kann Ihre Sichtweise ja verstehen. Wenn Sie sagen, eine Imogen Dubois ist im Eurostar von Paris nach London und dann von London nach Paris gereist, dann kann ich das nicht bestreiten. Aber Sie können doch sicher Kreditkartenzahlungen nachprüfen, Online-Buchungen, oder wie auch immer man sich da ein Ticket besorgt, um zu beweisen, dass es sich um eine andere Imogen Dubois handelt?«
    James Sinclair nickte bedächtig, wie über eine kluge Bemerkung.
    »Mrs   Kennedy, das hätten wir natürlich als Erstes getan. Aber wie es der Teufel will, wurden die Tickets in bar bezahlt, an einem Verkaufsschalter in der Regent Street. Dass heutzutage jemand bar bezahlt, ist recht ungewöhnlich. Es ist sozusagen äußerst ungewöhnlich. So ungewöhnlich, dass ich mich frage, wieso das jemand tut.«
    In seiner Stimme lag ein leicht sarkastischer Ton – etwas, was Imogen bei Tom Douglas nie begegnet war. Sie würde aufpassen müssen.
    »Wer weiß, Chief Superintendent, vielleicht hatte jemand gerade beim Pferderennen gewonnen oder so etwas. Und wenn Sie glauben, ich war es, dann würde das doch bedeuten, ich war zu der Zeit, als die Tickets gekauft wurden, in London, oder? Ich nehme an, Sie haben nachgeprüft, ob das der Fall war?«
    Imogen war ziemlich zufrieden mit sich, doch dann wechselte der Polizist abrupt das Thema und brachte sie wieder etwas aus dem Gleichgewicht.
    »Wie ich höre, haben Sie Ihren Laptop im Haus in Oxfordshire. Den würden wir uns sehr gern einmal anschauen, mit Ihrer Erlaubnis. Wir könnten natürlich den bürokratischen Weg gehen und uns einen Durchsuchungsbefehl beschaffen, aber wenn Sie nichts zu befürchten haben, macht es Ihnen doch nichts aus, oder?«
    Imogen bemühte sich nach Kräften, nicht ängstlich zusammenzuzucken. An den unmerklich verengten Augen des Polizisten merkte sie aber, dass ihm ihre Reaktion nicht entgangen war, und antwortete so gelassen wie möglich.
    »Selbstverständlich, kein Problem. Sie könnten Laura ja bitten, ihn zu holen, er steht in meinem Zimmer. Sie weiß, wo sie suchen muss.«
    Der Chief Superintendent machte dem Polizisten an der Tür ein Zeichen, woraufhin der den Raum verließ. Als Sinclair diesmal lächelte, gingen beide Gesichtshälften nach oben. Der Kerl war mit allen Wassern gewaschen.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn wir Sergeant Robinson bitten, ihn für uns zu holen. Dann gibt es keinen Verdacht auf Beseitigung von Beweismitteln. Sie kennen das ja sicher. Also, was ich eigentlich wissen wollte – und nicht vergessen, Sie wurden ja über Ihre Rechte belehrt: Wann haben Sie Hugo Fletcher das letzte Mal gesehen?«
    »Das war im Dezember 1998. Wenn Sie mir etwas Zeit geben, kann ich Ihnen wahrscheinlich Datum und Uhrzeit nennen.«
    »Und warum war das so denkwürdig, Mrs   Kennedy?«
    »Weil wir am Ende des Besuchs eine Auseinandersetzung hatten, Laura und ich, und ich nie wieder dorthin eingeladen wurde.«
    James Sinclair schob den Kopf ruckartig vorwärts und blickte Imogen direkt in die Augen.
    »Worüber haben Sie sich gestritten? Haben Sie sich bei Lauras Mann etwa Chancen ausgerechnet? Hatten Sie ein Verhältnis mit ihm?«
    Imogen machte nicht einmal den Versuch, ihren Abscheu über den bloßen Gedanken zu verbergen.
    »Ich hatte überhaupt kein Verhältnis mit ihm! Ich fand ihn nicht im Entferntesten attraktiv, und abgesehen davon, war er Lauras Ehemann.«
    »Ah, aber fand er Sie vielleicht attraktiv? War das das Problem? Hat er Sie belästigt, Sie bei Ihrer Freundin und Ihrem Mann in eine schwierige Lage gebracht?«
    »Nein, nein.«
    Sie hasste die Art, wie er sie verhörte, sich mit seinem großen Kopf ihr am Tisch gegenüber bedrohlich aufbaute. Sie wollte ihren Stuhl zurückschieben – so weit wie möglich von ihm weg. Vor James Sinclair, glaubte sie, hätte ein Krimineller bestimmt keine Chance. Als er etwas zurückwich, verspürte sie leise Erleichterung. Die Fragen kamen weiter, doch er hockte ihr nicht mehr so auf der Pelle.
    »Sagen Sie, Mrs   Kennedy, wann haben Sie Lady Fletcher vor der Todesnacht ihres Mannes das letzte Mal gesehen?«
    Imogen wusste: Das war ihre

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