Hintergangen
ist ein Allheilmittel.«
Als sie aufstand und aus dem Fenster schaute, sah sie überrascht Tom Douglas neben einem Streifenwagen stehen, dem soeben zwei weitere Polizisten entstiegen. Laura wurde eng ums Herz.
»Was geht hier vor? Tom hat zwei Polizisten mitgebracht. Weißt du, was das bedeuten soll, Imo?«
Laura warf einen ängstlichen Blick in Imogens Richtung.
»Beruhige dich, Laura, das muss nichts heißen. Die haben sicher bei ihrer Suche etwas vergessen und wollen jetzt noch mal nachschauen. Lass sie herein, oder wenn du willst, gehe ich.«
Bevor Imogen aufstehen konnte, war Laura bereits aus der Tür. Becky machte soeben die Haustür auf und sah beiseite, als ihr Blick sich kurz mit dem von Laura kreuzte.
Tom stand in der Tür und musterte Laura prüfend.
»Tut mir leid, dass ich hier so hereinplatze, Lady Fletcher. Können wir kurz hereinkommen?« Er sah Will fragend an, der ihr in den Hausflur gefolgt war, Imogen dicht hinterher.
Die förmliche Anrede entging Laura nicht, ebenso wenig Toms grimmige Miene. Um einen leichten Ton bemüht, tat sie es ihm nach.
»Selbstverständlich, Chief Inspector. Darf ich vorstellen, mein Bruder, Will Kennedy. Er ist gerade angekommen. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Die übliche Tasse Tee vielleicht?«
Tom machte ein paar Schritte in den Eingangsbereich, ging aber nicht weiter.
»Nein danke. Tut mir leid, aber wir müssen Mrs Kennedy ein paar Fragen stellen.« Er wandte sich Imogen zu, die immer noch unentschlossen an der Tür zum Wohnzimmer verharrte. »Mrs Kennedy, da draußen sind zwei Polizeibeamte, die Sie zu einer Befragung nach New Scotland Yard begleiten werden. Detective Chief Superintendent James Sinclair, den Sie am Abend von Sir Hugos Tod kurz kennengelernt haben, wird sie zuerst vernehmen. Sie werden nach dem Eintreffen auf Ihre Rechte hingewiesen. Ich komme dann später dazu, nachdem ich Lady Fletcher hier noch einige Fragen gestellt habe.«
Imogen rührte sich nicht und verzog auch keine Miene.
Will war in die Eingangshalle gekommen, um dem Ermittlungsbeamten die Hand zu schütteln, nahm nun aber eine feindselige Haltung ein.
»Darf ich fragen, wieso Sie Imogen zum Verhör mitnehmen, Chief Inspector? Und wenn Sie ihr ihre Rechte verlesen, heißt das dann, Sie verhaften sie?«
»Wir haben neues Beweismaterial, das sich auf Ihre Exfrau bezieht, Sir. Bevor ich nicht mit ihr gesprochen habe, ist es mir aber nicht gestattet, das mit Ihnen zu erörtern.«
Laura bemerkte Toms Entschlossenheit, zwischen gegenwärtiger und vergangener Ehefrau zu unterscheiden.
Besorgt wandte Will sich Imogen zu.
»Imo, worum geht es hier eigentlich? Soll ich dir einen Anwalt besorgen?«
Es war offensichtlich, dass Wills Erwähnung eines Anwalts Imogen wieder aktiviert hatte, die nun genervt seufzte.
»Halt die Klappe, Will. Du hast von alldem keine Ahnung, also halt dich da raus.«
Laura schaute gequält. Ihre leise Stimme zitterte aufgewühlt.
»Imo, du musst das nicht machen, wirklich nicht. Das ist nicht recht. Ich werde mit Tom sprechen und die Sache klären, okay?«
Imogen griff nach ihrer Jacke, die auf einem Stuhl am Fuß der Treppe lag, und schaute Laura kurz an.
»Laura, jetzt halt du doch auch die Klappe – bitte! Ich habe Hugo nicht umgebracht. Du weißt das, ich weiß das – und du, Will, ja hoffentlich auch. Also hört auf, es ist bloß eine Vernehmung. Sie werden mich wohl kaum anklagen können, denn wenn ich es nicht war, haben sie ja auch keine Beweise, oder? Also, beruhigt euch, genehmigt euch einen Gin, und wir sehen uns später. Ich brauche keinen Anwalt. Alles okay.«
Imogen wandte sich zu Tom, der aufmerksam zugehört hatte.
»Ich bin bereit, Chief Inspector.«
I n diesem Wortwechsel hatte etwas mitgeschwungen, das Tom nicht genau benennen konnte. Während sich die Tür hinter Imogen und den uniformierten Polizisten schloss, wandte er sich mit einem aufmunternden Lächeln an Laura.
»Tut mir leid wegen gerade, Laura. Ich musste das ganz förmlich machen. Sicher verstehen Sie das.«
Bevor sie Gelegenheit hatte zu antworten, schaltete Will sich ein.
»Ich aber nicht. Wenn Sie keine Beweise haben, können Sie sie doch nicht einfach zum Verhör wegschleppen. Die paar Fragen können Sie ihr doch auch hier stellen, oder?«
Der ist nicht zu unterschätzen, dachte Tom. Er beobachtete Wills aggressive Haltung, breitbeinig, die Hände in den Hosentaschen.
»Mr Kennedy, wir haben Beweise, die darauf hindeuten, dass sich
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