Hintergangen
mit etwas mehr Informationen gemeldet. Es geht um einen Zwischenfall, von dem er gedacht hat, er könnte uns interessieren.
Als er Hugo vor einigen Jahren eines Abends von Oxfordshire nach London chauffiert hat, ist ihm aufgefallen, dass ihnen jemand gefolgt ist. Sie sind noch nicht ganz auf der Autobahn gewesen, also ist er irgendwo in der Pampa auf ein ruhiges Landsträßchen abgebogen. Er hat gemeint, der Kerl, der ihnen folgte, war eine ziemliche Null. Mit Hugos Segen hat er eine ziemlich krasse Nummer abgezogen: Er ist losgerast, hat die Scheinwerfer ausgeschaltet und einen U-Turn gemacht. Als der andere Wagen dann um die Ecke gekommen ist, hat er ihn direkt angeleuchtet und sich ihm in den Weg gestellt.
Der Leibwächter ist dann blitzschnell aus dem Wagen gesprungen und hatte den Kerl innerhalb von Sekunden am Wickel. Wie sie ihn zum Reden gebracht haben, wollte ich gar nicht so genau wissen. Der Typ hat wohl erzählt, man hätte ihn dafür bezahlt, Sir Hugo zu verfolgen, Tag und Nacht. Sie haben natürlich wissen wollen, wer ihn bezahlt hat …«
Ajay hielt inne, und Sinclair wusste, dass er die Frage von ihm hören wollte.
»Und hat er geantwortet?«
»Und ob! Die Ehefrau. Laura Fletcher.«
29. Kapitel
T oms »informeller Schwatz« mit Laura war mehr als einmal unterbrochen worden – mal von guten, mal von schlechten Nachrichten.
Die erste Unterbrechung kam von Kate. Normalerweise hätte er keinen privaten Anruf angenommen, doch dieser war zu wichtig. Tom hatte Lauras weise Worte beherzigt, und sosehr er seine Tochter liebte, mit ihrer Mutter wieder zusammenzuleben konnte er sich nicht vorstellen. Am Vorabend hatten sie deswegen eine emotionale Auseinandersetzung gehabt, doch er war standhaft geblieben. Kate rief an, um ihm mitzuteilen, dass sie am Wochenende nach Manchester fuhr, um »nachzudenken«. Nun würde er eben abwarten müssen und sehen, was passierte.
Er hätte gern mit Laura darüber gesprochen – wusste aber, dass er die Grenzen des Zulässigen bereits überschritten hatte. Dann hatte James Sinclair angerufen, und Tom war in die Eingangshalle hinausgegangen, um den Anruf entgegenzunehmen. Inzwischen war er sich sicher, dass Laura weit mehr wusste, als sie preisgab, und bedauerte unwillkürlich, dass er ihr gleich einige schwierige Fragen stellen musste.
Der dritte Anruf aber war richtig aufregend.
A ls Tom wieder ins Wohnzimmer kam, konnte Laura ihm ansehen, dass er etwas Neues erfahren hatte. Allmählich wurde ihr etwas unwohl. Sie bemühte sich weiter um Beherrschung, wollten diesen Mann aber nicht weiter anlügen. Er hatte ihr bisher nur immer Mitgefühl und Takt entgegengebracht, und sie merkte, dass er selbst auch nicht glücklich war. Während seines Gesprächs mit seiner Exfrau hatte sie sein Gesicht beobachtet und nur einen Gedanken gehabt: Warum muss es auf der Welt bloß so viel Kummer geben?
Tom setzte sich wieder auf seinen Platz ihr gegenüber.
»Laura, hätten Sie gern jemanden dabei, während ich Ihnen noch ein paar Fragen stelle?«
»Nein, schon gut, fragen Sie einfach«, erwiderte sie in der Hoffnung, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
»Wir haben ja bereits über Ihre Krankheit gesprochen, und Sie haben mir die Ereignisse beschrieben, die zu der ersten Einweisung geführt haben. Nun haben wir aber den Eindruck, dass es beim zweiten Mal ganz anders gewesen ist. In der Zeitung ist von einer Art ›wahnhaften Störung‹ berichtet worden, obwohl das natürlich falsch sein könnte. Wir wissen außerdem, dass einer unserer eigenen Leute, Chief Constable Theo Hodder, in irgendeiner Form involviert gewesen ist. Wir versuchen gerade, ihn ausfindig zu machen, um das zu klären. Mir wäre es aber sehr lieb, Ihre Sicht der Dinge zu hören.«
Das hatte Laura schon befürchtet. Sie musste mit einer plausiblen Antwort aufwarten, aber da Tom das Thema schon beim letzten Mal angesprochen hatte, war sie vorbereitet. Sie würde ihm die Tatsachen auftischen, ihre Gefühle aber möglichst unter Kontrolle behalten. Trotzdem merkte sie, dass ihre Stimme leicht zitterte.
»Als ich von meinem ersten Klinikaufenthalt zurückgekehrt bin, war es zwischen Hugo und mir etwas entspannter, obwohl ich gespürt habe, dass sich manches verändert hatte. Ich habe damals vermutet, dass er eine Geliebte hatte, was nach meiner jahrelangen Abwesenheit ja vielleicht auch verständlich gewesen wäre. Dann hat Danika mich wegen ihrer vermissten Freundin Alina besucht. Mich hat der
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