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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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Schluchzen zu unterdrücken. Es gab so vieles, das Will nicht wusste, das nicht einmal Imogen wusste. Sie musste sich zurückhalten, um nicht alles rauszuplappern. Sie erzählte Will, wie sie ihren Verdacht Theo Hodder gemeldet hatte. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Becky davon wusste – vielleicht hatte Tom es ihr erzählt, vielleicht auch nicht. Doch das war ihr egal.
    »Es hat aber nicht geklappt, Will«, schluchzte sie. »Ich hätte mich noch mehr bemühen sollen, dass mir jemand glaubt. Ich hätte ihm schon früher Einhalt gebieten müssen. Aber ich konnte nicht. Hugo hat gewusst, dass ich ihm auf der Spur war. Es ist viel komplizierter, als ihr euch vorstellen könnt.«
    Sie sah Becky und Will an, in deren Gesichtern nur Verwirrung zu erkennen war. Die beiden hatten keine Ahnung, wovon sie da redete.
    »Die armen, armen Mädchen. Hatten sie nicht schon genug gelitten? Man hatte sie nach England gebracht, voller Hoffnung. Doch hier haben sie bloß jeden Tag weiß Gott wie vielen widerlichen Männern zu Willen sein müssen. Dann wurden sie gerettet, und eine Zeit lang war alles gut. Das Leben hat plötzlich gut ausgesehen, leider hat sie aber dann ein Teufel in Menschengestalt angelächelt, und sie haben ihn nicht erkannt. Das war mein Ehemann. Das war Hugo.«

36. Kapitel
    K aum war der Krankenwagen mit einer zwar schwachen, aber lebendigen Mirela abgefahren, organisierte Tom einen Wagen, der Beatrice zurück nach Oxfordshire bringen sollte.
    »Beatrice, vielen Dank, dass Sie mitgekommen sind. Die örtlichen Kollegen sind jetzt eingetroffen und übernehmen. Ich bleibe aber noch hier. Sie waren uns eine große Hilfe, und ich hoffe, die Erfahrung war nicht allzu traumatisch für Sie.«
    Sie tätschelte ihm fast mütterlich den Arm, was in gewissem Widerspruch zu ihrem vorherigen Verhalten stand. Bestimmt war sie ebenso geschockt wie die anderen. Immerhin war Hugo ihr Bruder.
    »Ich bin schon ein Weilchen auf der Welt, Tom, und habe im Lauf der Jahre viel Schmerz und Leid gesehen. Es ist ein tiefer Schock, dass ein Mitglied meiner eigenen Familie einem anderen Menschen so Entsetzliches zugefügt hat. Machen Sie sich um mich aber keine Sorgen.«
    Beatrice schien ehrlich besorgt, als sie fortfuhr.
    »Wie wird Laura es aufnehmen, was glauben Sie? Es ist ja nicht leicht, damit fertigzuwerden, ganz egal, was sie schon befürchtet hat.«
    Tom wollte gar nicht groß darüber nachdenken, wie Laura zumute sein würde. Sie hatte ein paar Jahre mit diesem Mann gelebt, war seine Ehefrau gewesen, zu allen anderen Gefühlen kam also unweigerlich noch diese tiefe Demütigung dazu – die Scham, mit einem Monster gelebt zu haben, und die schwer lastende Frage, ob womöglich auch ihr eine gewisse Schuld zukam. Er überlegte, wie er ihren Schmerz lindern könnte.
    »Beatrice, vielleicht können Sie mir erneut helfen. Momentan weiß Laura nur die Tatsachen. Aber Sie haben gesehen, wie es dort aussieht. Einer von den Kollegen vor Ort hat mir gesagt, soweit er sich erinnern kann, gibt es den Zaun und das Tor dort schon seit mindestens zwölf Jahren. Was auch immer Hugo also getan hat, hat er schon lange getan. Schon bevor er Laura kennengelernt hat. Man muss ihr erklären, dass das, was da geschehen ist, nicht ihre Schuld ist. Ich glaube, niemand außer Ihnen kann sie davon überzeugen – insbesondere nach allem, was Sie mir auf der Fahrt hierher erzählt haben. Würden Sie das für mich tun?«
    Beatrice drückte seinen Arm.
    »Sie sind ein gütiger, einfühlsamer Mensch, Tom Douglas. Ich würde sagen, mit Vergnügen – aber ein Vergnügen ist es natürlich nicht. Ich spreche mit Laura und tue mein Bestes, damit sie versteht, denn ich will genauso wenig wie Sie, dass die Unschuldigen leiden müssen.«
    Tom, der unter Mühen ein dankbares Lächeln zustande brachte, half Beatrice rasch in den wartenden Wagen und ging wieder ins Haus.
    »Sie kommen gerade recht, Tom«, teilte ihm seine Amtskollegin Sarah Charles mit, oberste Ermittlungsbeamtin der Polizei von Dorset. »Vor etwa zehn Minuten haben wir endlich die Tür zum Arbeitszimmer aufgekriegt. Da sollte offenbar niemand reinkommen, daher die komplizierten Schlösser. Wollen Sie einen Blick hineinwerfen?«
    Da wurden sie von einer leisen Stimme unterbrochen. Bruce, der erfindungsreiche junge Sergeant, war beauftragt worden, die oberen Stockwerke zu durchsuchen, und Tom konnte sehen, dass er immer noch etwas blass war. Allerdings war er auch derjenige gewesen, der Mirela

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