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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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eine lange, rote Perücke tragen.«
    Laura konnte sich lebhaft vorstellen, was das arme Mädchen durchgemacht hatte. Jetzt war ihr auch klar, warum im Speicher nur drei Perücken gewesen waren, obwohl sie diesen speziellen Verdacht bewusst unterdrückt hatte, seit sie die Perückenschachtel gefunden hatte.
    »Tom, ich muss das wissen. Bevor Sie mir von Mirela erzählt haben, haben Sie über die Mädchen im Plural gesprochen und gesagt, das hätte er schon lange gemacht. Wollen Sie damit sagen, dass nicht bloß Mirela so behandelt wurde? Wie viele Mädchen sind es denn gewesen, und was ist mit ihnen geschehen?«
    Dass Tom ihr nicht in die Augen schauen konnte, sagte alles.
    »Wir haben ein Buch mit Aufzeichnungen gefunden, die Jahre zurückgehen. Offensichtlich hat er die Mädchen früher bezahlt. Wir glauben, wenn sie weggegangen sind, hat er ihnen eine pauschale Summe gegeben und sie dann monatlich weiter für ihr Stillschweigen bezahlt. Doch er hat sie definitiv ausbezahlt, und sie sind auch gegangen.«
    » Früher hat er sie bezahlt? Was soll das heißen? Was war dann anders? Wieso hat er aufgehört, sie zu bezahlen?« Mit jeder Frage wurde Lauras Stimme lauter. Tief im Inneren wusste sie bereits, was er sagen würde, hatte es von dem Moment an gewusst, als sie von Mirela erfuhr. Sie musste es ausgesprochen hören.
    Also sagte Tom es ihr. Er erzählte ihr von Alinas Namen in dem Buch mit den Eintragungen. Er erzählte ihr, was Hugo zu Mirela gesagt hatte und was sie bereits geahnt hatten. Und er erzählte ihr von dem Team in Dorset, das sich nun anschickte, das Gelände um die Farm und die Nebengebäude umzugraben. Laura stand auf und lief aus dem Zimmer.
    E s dauerte eine Weile, bis Laura wieder hereinkam. Mittlerweile hatte Stella Tom ein Schinkensandwich gebracht, doch angesichts von Lauras tiefer Bestürzung war ihm nicht ganz wohl dabei, es zu essen. Andererseits brauchte er aber etwas, um durchzuhalten. Wenn er umkippte, brachte es nun wirklich niemandem etwas. Keiner der beiden Männer hatte das Schweigen gebrochen, jeder war in seine eigenen Gedanken vertieft.
    Laura sah zwar nicht besser aus, wirkte jedoch etwas gefasster.
    »Tut mir wirklich leid, ich musste bloß mal ein paar Minuten raus. Wie gehen Sie bei der Suche nach den Mädchen vor?«
    »Wir haben Spezialgerät, mit dem wir das Erdreich ums Haus herum untersuchen. Das Grundstück ist ja riesengroß, es wird also lange dauern. Womöglich hat er sie aber auch mit dem Wagen irgendwo hingebracht.«
    Laura holte tief Luft. Sie zitterte und war totenbleich, und er staunte, wie sehr sie sich zusammennahm.
    »Das fällt mir jetzt schwer zu sagen, aber vielleicht spart es Ihnen ja etwas Zeit. Ich glaube, er hätte die Mädchen erwürgt oder vielleicht auch erstickt. Womöglich hat er sie auch erst betäubt, damit sie sich nicht wehren konnten. Er war ein bösartiger Mensch, zweifellos, aber er hat keine Schweinerei gemocht. Er hätte nichts gemacht, wobei in irgendeiner Form Blut geflossen wäre.«
    Laura durchfuhr ein Schauer, und sie griff nach Wills Hand.
    »Er hätte die Leichen bestimmt nicht vom Gelände weggeschafft. Da bin ich mir sicher. Das wäre zu riskant gewesen. Und falls Sie nach einem Grab Ausschau halten, vergeuden Sie Ihre Zeit.«
    Tom nickte Laura aufmunternd zu und musterte sie unverwandt, als sie fortfuhr.
    »Nie und nimmer hätte Hugo ein Loch gegraben oder sich sonst irgendwie körperlich betätigt. Falls er die Mädchen umgebracht hat, hat er sie irgendwo auf dem Gelände beseitigt, ohne körperliche Anstrengung.«
    Tom war verblüfft, aber Laura schien sich ganz sicher.
    »Ich verstehe Ihre Argumentation, Laura, kann mir aber nicht vorstellen, wo im Haus oder auf dem Grundstück er sie hätte verstecken können, ohne irgendwo zu graben.«
    Er schaute zu Will hin, der mit grimmigem Gesichtsausdruck immer noch Lauras Hand festhielt. Sie sahen nicht aus wie Geschwister, trugen aber beide eine ähnlich verbissene Entschlossenheit zur Schau.
    »Was können Sie mir über die Farm sagen?«, wollte Will wissen. »War die noch in Betrieb? Wie alt ist sie ungefähr?«
    »Wieso willst du das wissen, Will?« Laura schien überrascht.
    »Nun, wenn es eine aktive Farm war, hatte sie vielleicht einen unterirdischen Lagerraum, der inzwischen zugeschüttet ist, und wenn sie alt ist, hat es vielleicht einen Brunnenschacht gegeben.«
    »Es ist ein altes viktorianisches Farmhaus«, antwortete Tom. »Ein hässliches, bedrohlich aussehendes, düsteres

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