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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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geworden ist. Meine restliche Garderobe ist in der Wohnung deponiert gewesen.«
    Nun kam sie zum schwierigen Teil. Sie machte drei tiefe Atemzüge, um sich zu sammeln, und fuhr fort.
    »Ich habe die Wohnungstür aufgeschlossen, die Alarmanlage ausgeschaltet und bin dann direkt ins Schlafzimmer gegangen. Im Schrank hatte ich meine Sachen versteckt, in langen Kleidersäcken – ich hatte schon lange nicht mehr viele Sachen dort gehabt.
    Im Kopf hatte ich alles so oft durchgespielt, dass ich ganz automatisch gehandelt habe. Sonst hätte ich es wohl auch nicht durchgezogen. Um nicht in Panik zu geraten oder etwas zu vergessen, hatte ich eine schrittweise Liste aufgestellt. Ich habe die Kleider herausgenommen und sie auf dem Bett bereitgelegt. Als Erstes habe ich die langen, weichen Seidenhandschuhe angezogen, die waren essenziell. Ich hatte gut gewählt – Hugo hat gedacht, sie seien Teil der Vorführung. Dann habe ich den weißen Overall ausgepackt und im Badezimmer ganz unten in den Wäschekorb geschoben. Aus der Küche habe ich ein langes, scharfes Messer geholt, das ich vorher eigenhändig geschärft hatte, und es ebenfalls in den Wäschekorb gelegt. Ich habe mich ausgezogen und meine Sachen in einer Plastiktüte verstaut. Außerdem hatte ich noch fünf Seidentücher dabei – alle in einem leuchtenden, tiefen Dunkelrot. Die Tücher habe ich aufs Bett bereitgelegt.«
    Inzwischen hatte Will sich vornübergebeugt, mit einem faszinierten, fast staunenden Ausdruck im Gesicht. Laura wusste, dass er überrascht, ja fast entsetzt darüber sein musste, wie kühl und berechnend das Ganze geplant worden war. Sie wollte ihn nicht ansehen, während sie ihm den Rest erzählte. Sie stand wieder auf und ging zum Kamin hinüber, diesmal stellte sie sich mit dem Rücken zu ihm vors Feuer.
    »Dann habe ich fast schmerzhaft heiß geduscht, um mich zu beruhigen. Ich war an dem Punkt fast verrückt vor Aufregung und hatte noch eine Stunde Wartezeit vor mir. Es war eine Tortur. Er würde sicher nicht früher kommen, denn das hätte darauf hingedeutet, dass er es kaum erwarten konnte. Jedenfalls habe ich nach der Dusche mit dem Badetuch die Fliesen getrocknet und das Tuch in den Trockner geworfen. Eine halbe Stunde später war es trocken, und ich habe es zurück in den Schrank gelegt. Nachdem ich die Handschuhe wieder angezogen hatte, habe ich mich im Schlafzimmer angekleidet. Ich war mir sicher, mein Outfit würde ihm gefallen. Zu guter Letzt habe ich noch die beiden wichtigsten Gegenstände bereitgelegt: eine Spritze und ein Glasfläschchen. Zurück im Bad, habe ich die Spritze mit der Flüssigkeit gefüllt und ebenfalls in den Wäschekorb gelegt.
    Dann war ich bereit und musste nur noch das Zimmer präparieren: Champagner bereitstellen, Möbel arrangieren, Perücke aufsetzen. Der Champagner war der gleiche, den er am ersten Abend unserer Flitterwochen bestellt hatte – das ultimative Zeichen meiner Unterwerfung. Und dann brauchte ich nur noch zu warten.«
    L aura wandte sich um, ohne Will anzusehen.
    »Jetzt weißt du es. Ich habe ihn umgebracht. Gott helfe mir, Will, aber es war die richtige Entscheidung. Das musst du mir glauben. Es war der einzige Weg.«
    Laura riskierte einen Blick zu Will hinüber. Er hatte sie nicht unterbrochen, starrte sie immer noch ungläubig an.
    »Ist da noch mehr, Laura? Und hast du vor, mir den Grund für diesen unglaublich komplizierten Plan zu erklären?«
    Laura gefiel sein Ton nicht, doch sie konnte es ihm kaum verdenken. Vielleicht würde sie überzeugender wirken, wenn sie tobte und wütete, doch sie wusste, sobald sie sich von ihren Gefühlen beherrschen ließ, wäre sie außerstande weiterzusprechen.
    »Ich werde dir den Rest erzählen – du darfst aber nicht über mich urteilen. Jedenfalls noch nicht.« War sein Blick etwas weicher geworden, oder war das bloß Wunschdenken? Sie wandte sich ab und starrte an die gegenüberliegende Wand, wollte seinem Blick nicht begegnen, während sie mit ihrer Geschichte fortfuhr.
    »Die Rückfahrt ist eigentlich auch nach Plan verlaufen. Um nicht in Panik zu geraten, hatte ich die Tüten ja schon vorbereitet. Ich hatte verschiedene Garderoben dabei, um mein Aussehen unterwegs nach Paris zu verändern. In einigen anderen Tüten war Beweismaterial, das ich Stück für Stück entsorgt habe: erst die Spritze, dann das leere Fläschchen und so weiter. Am späten Nachmittag bin ich schließlich wieder in Paris angekommen und mit der Metro zum Flughafen Charles

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