Hintergangen
etwas Positiveres zu berichten. Er brauchte dringend Ergebnisse in diesem Fall.
»Da gibt es diverse Neuigkeiten. Die Spurensicherung hat sich noch mal wegen des roten Haars gemeldet. Es ist Echthaar, doch die sind sich ziemlich sicher, dass es von einer Perücke stammt. Anscheinend wird Perückenhaar in eine Art Baumwollkappe eingeflochten, die speziell für die Trägerin angefertigt wird – zumindest bei den teuren Ausführungen. Es gibt anscheinend Hinweise darauf, dass das Haar vorher eingeknüpft war, denn es ist noch eine winzige Spur von der Kappe daran.«
Tom machte eine Atempause, bevor er zum kritischen Punkt kam.
»Das bedeutet, unser einziger Anhaltspunkt ist ihre Statur: Sie ist mittelgroß und schlank. Weil sie offenbar eine Perücke getragen hat, können wir uns die Suche nach einer Rothaarigen sparen. Das Positive ist: Es war eine Echthaarperücke, wir können also annehmen, dass sie teuer war und wahrscheinlich maßangefertigt wurde. Wir werden jetzt sämtliche Perückenmacher abklappern und sehen, was dabei herauskommt. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es davon so viele gibt.«
»Was ist mit Fingerabdrücken? Konnten Sie von Lady Fletcher heute früh welche nehmen?«
»Ja. Zum Glück hatte Beryl, die Putzfrau, kurz zuvor gründlich sauber gemacht. Die Abdrücke, die wir genommen haben, müssen also von den letzten zehn Tagen stammen. Da gibt es aber nichts Aufregendes zu berichten. Wir fanden Beryls und Hugos Abdrücke im Schlafzimmer, zusammen mit denen von Laura – obwohl ihre komischerweise nur an der Schlafzimmertür und der Schranktür waren. Ihre Abdrücke waren auch in der Küche und im Bad. Darüber müssen wir uns also mit ihr unterhalten. Wir haben auch welche im Wohnzimmer gefunden, unter anderem die von Laura, sowie einige von Jessica Armstrong, der persönlichen Assistentin. Aber sonst war alles sauber.«
James Sinclair klopfte im Stakkatorhythmus mit dem Bleistift auf den Schreibtisch.
»Ich weiß, er ist noch keine vierundzwanzig Stunden tot, aber wir müssen unbedingt Fortschritte vorweisen können. Wir haben kein klares Tatmotiv und keine echten Verdächtigen. Keine Anzeichen, dass irgendwas entwendet wurde, nehme ich an?«
»Absolut nicht. Es gibt einige sehr wertvolle Sachen im Haus, die bei einem Einbruch bestimmt weg wären. Viele kleine Silbersachen, nicht zu vergessen einige sehr teure Gemälde. Die Putzfrau konnte zumindest nicht feststellen, dass etwas fehlt. Wir müssen da zwar noch bei Laura nachfragen, aber anscheinend wurde nichts entwendet. Wir fahren jetzt gleich los, um mit den Mitarbeiterinnen bei der Stiftung zu reden, dann zurück nach Oxfordshire. Danach will ich mit der Exfrau sprechen.«
Tom hatte auch einen seiner Mitarbeiter losgeschickt, um die Sicherheitsfirma zu befragen, die Sir Hugos Leibwächter gestellt hatten. Er konnte gut verstehen, wieso Hugo sie nicht hatte dahaben wollen, wenn er zu Hause gewesen war, doch wozu genau hatte er sie überhaupt gebraucht? Er hatte sich anscheinend bedroht gefühlt, aber von wem?
»Wie sehen Sie das mit den Leibwächtern, James? Ich kann nur annehmen, dass Hugo meinte, er bräuchte Schutz wegen seiner gemeinnützigen Arbeit. Bestimmt war eine ganze Reihe von widerlichen Typen stinksauer auf ihn. Wir müssen herauskriegen, ob es da vielleicht jemanden ganz Bestimmtes gab, der einen Grund gehabt haben könnte, ihn umzubringen oder umbringen zu lassen. Ich bezweifle, dass es was mit seiner Immobilienfirma zu tun hatte. Das war ja nur ein Nebengeschäft, und die Mitarbeiter scheinen sehr korrekt und in allem, was sie machen, astrein zu sein.«
James Sinclair stützte das Kinn in die verschränkten Hände und starrte eine Weile ins Leere.
»Tut mir leid, wenn ich das Naheliegende anspreche, Tom, aber wir wissen, dass er diese Frau kannte – jedenfalls gut genug, um sie hereinzubitten. Es sieht eindeutig danach aus, dass Sex in irgendeiner Form geplant war, denn er scheint sich nicht gegen die Fesselung gewehrt zu haben. Das war also keine zufällige Begegnung. Er muss eine Geliebte gehabt haben, und wenn, dann hat bestimmt jemand davon gewusst. Was ist mit der Familie? Wem stand er am nächsten?«
Tom unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Er hatte diese Fragen immer wieder im Kopf gewälzt. Er musste die Geliebte finden, aber keiner schien etwas zu wissen. Er hoffte und betete, dass jemand im Charity-Büro einen Namen herausrücken würde, denn viele Leute gab es nicht, die man fragen
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