Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
Vom Netzwerk:
muss gehen. O Gott, bitte mach, dass er mich nicht gehört hat!‹ Dann hat sie aufgelegt. Die Party war kurz nach dem Telefonat, und während des Abends wurden wir keinen Moment allein gelassen.«
    Der Zweifel in Stellas Stimme war nicht zu überhören.
    »Du glaubst also, Hugo hat euch reden hören, und es hat ihm nicht gepasst, dass sie dir etwas erzählen wollte oder dass sie jemanden hatte, dem sie sich anvertrauen konnte. Du glaubst, er hat diese ganze aufwendige Veranstaltung bloß arrangiert, um eure Freundschaft kaputt zu machen?«
    »Ja, das glaube ich – und es hat funktioniert.«
    »Und was denkt Laura jetzt?«
    »Es stimmt, Mum.« Keine der beiden hatte Laura ins Zimmer kommen hören, wo sie während der letzten paar Minuten zugehört hatte. »Du hast ja absolut keine Ahnung, wozu Hugo fähig war. Das war noch das geringste seiner Verbrechen.«
    B ecky blieb abrupt auf dem Flur stehen, als sie diese Worte hörte. Sekunden zuvor bei ihrer Ankunft hatte sie Mrs   Bennett gesehen, die auf Händen und Knien das Treppchen vor dem Eingang schrubbte. Damit die Ärmste nicht aufstehen musste, hatte sie ihr gesagt, sie brauche sich nicht zu bemühen, sie werde schon allein in die Küche finden und nachsehen, ob schon jemand wach sei.
    Die Tür vom Eingangsbereich zum rückwärtigen Teil des Hauses wurde mit einem alten Schirmständer offen gehalten, und Laura hatte von der offenen Küchentür her gesprochen, die gleich nach dem Satz, der Becky wie hypnotisiert hatte, hinter ihr zuschwang. Ihre Stimmen waren nun gedämpft, und weil sie zwar ungern lauschte, sich aber erinnerte, dass sie ja vor allem Polizeibeamtin war, steuerte Becky auf die Tür zu. Nun waren die Stimmen etwas lauter, sodass die Worte gut zu verstehen waren. Vom Vortag erkannte sie jede einzelne wieder. Stella sprach als Erste.
    »Ich denke, du weißt, dass mir nie so recht wohl war mit deiner Ehe, Laura. Aber du hast mir ja nie etwas erzählen wollen, nichts gegen Hugo in all den Jahren. Darum will ich jetzt wissen, was zum Teufel da eigentlich los war. Was willst du damit sagen, es war das geringste seiner Verbrechen?«
    »Bitte, Mum, fangen wir doch jetzt nicht mit alldem an. Ich weiß, du hast Hugo nie leiden können, und während ich vor dem Rest der Welt ja vielleicht die gramgebeugte Witwe spiele, werde ich die Rolle vor dir jedenfalls nicht spielen.«
    Becky hörte, wie jemand etwas sagen wollte.
    »Nein, Imo, unterbrich mich jetzt nicht. Sie ist meine Mutter, und sie muss wissen, dass ich über Hugos Tod heilfroh bin. Wir müssen die Vergangenheit nicht wieder aufwärmen, und ich habe auch gar nicht die Absicht, aber bringen wir es doch einfach hinter uns.«
    Stellas ältere Stimme drang laut und vernehmlich durch die Tür, sodass Becky vermutete, dass sie in diese Richtung sprach.
    »Ist das alles, was du zu sagen hast? Was hast du Imogen denn erzählen wollen, dass Hugo so darauf reagiert hat? Hast du denn gewusst , was er getan hatte? Warum hast du es nicht deinem Bruder gesagt? Laura, ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    »Mum, es ist ganz egal, was ich Imogen erzählen wollte. Das ist alles vorbei, und ich habe nicht die Absicht, es zu wiederholen. Als Imogen mich angerufen und mir das mit dem Rohypnol gesagt hat, da habe ich ihr nicht glauben wollen. Es ging nicht. Was hätte mir das denn über meinen Mann gesagt? Ich habe aber den Verdacht, dass er es mir danach mehrmals verabreicht hat – das und andere Drogen. Jetzt guck doch nicht so. Nicht um mich zu vergewaltigen, sondern wenn er mich anderweitig gefügig machen wollte. Ich habe lange gebraucht, bis mir klar wurde, dass Imogen recht hatte. Sie weiß, wie schuldig ich mich fühle, aber irgendwann war es einfach zu spät.«
    »Woher weiß Imogen denn dann so genau, wie du dich fühlst, wenn du sie nach diesem Tag nie mehr gesehen oder gesprochen hast? Gestern hattest du ja kaum Zeit dazu, und es gab ständig Unterbrechungen. Was genau entgeht mir hier eigentlich?«
    Es entstand eine Pause, und Becky hatte Angst, sie könnte sich bewegen und entdeckt werden. Dann beantwortete Imogen die Frage.
    »Es tut mir leid, Stella, wir haben dich angelogen. Laura und ich sind jetzt seit etwa anderthalb Jahren wieder in Kontakt, kurz nachdem Laura zum zweiten Mal in dieses schreckliche Heim gesteckt worden war. Keiner durfte es wissen, damit Hugo es nicht erfahren konnte. Wir sind übers Internet in Verbindung geblieben, das durfte sie im Heim nämlich benutzen. Sämtliche

Weitere Kostenlose Bücher