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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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»Da.«
    Lovell ging auf Standbild-Wiedergabe. Der Roulettetisch und Nurse, eingefangen, als er gerade unverhohlen in den Ausschnitt des Cocktailkleides einer jungen Frau starrte. Sein Gesicht war zu einer grotesken Fratze verzogen, das möglicherweise ein anzügliches Lächeln gewesen war.
    »Kann nichts erkennen, weiter!«, befahl Rice.
    Lovell drückte die Wiedergabetaste. Die Gesichter und Körper wurden deutlicher, wenn sie sich bewegten. Die Männer starrten einen Moment schweigend auf den Monitor.
    »Nicht schlecht«, sagte Lovell. »Hast du sie gefickt, Dickerchen?«
    Nurse schluckte und sagte dann tapfer: »Na klar.«
    »Ich könnte wetten, du hast es nicht getan.« Lovell konzentrierte sich wieder auf den Monitor. »Möchte bloß wissen, wer das ist.«
    »Ich kann dir sagen, wer sie ist«, meinte Rice. Der dicke Detective streckte sich, verrenkte sich dabei fast den Rücken und setzte eine Wolke Körpergeruch frei. »Ihr Name ist Carol Soundso. Hat früher bei einem Begleitservice in Brisbane gearbeitet. Vor etwa sechs Monaten ist sie hierher gekommen.«
    »Und wo finde ich die Dame?«
    Rice schaute ihn nachdenklich an. »Was hast du vor, Lovell?«
    »Ich möchte mich nur mit ihr unterhalten.«
    »Sicher willst du das.«
    Beim Verlassen des Casinos drückte Rice dem Manager das Videoband in die Hand und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten. »Sorry, Mister, falscher Alarm.«
    Wayland sah ihnen mit unglücklichem Blick nach. »Nach welchen Personen suchen wir denn nun?«
    »Zwei jüngere Typen, braun gebrannt«, erwiderte Rice und beschrieb damit zirka die Hälfte der anwesenden Männer. Die andere Hälfte war alt und braun gebrannt.
    Draußen auf dem Gehweg kritzelte Rice schnell eine Adresse auf ein Papier. »Du musst jetzt ohne mich weitermachen, Kumpel. Und vergiss nicht, ich kann nicht bei allem wegschauen.«
    »Keine Sorge.«
    Lovell sah ihm nach. Der Anzug des Detectives war definitv zu klein, Schweißränder zeichneten sich ab und der Stoff spannte über den Schultern und am Hintern. Einige Mädchen in schulterfreien Tops lehnten an einem MG-Cabrio, das am Straßenrand parkte. Lovell beobachtete, wie Rice kurz stehen blieb, um sie förmlich mit den Augen zu verschlingen. Es fehlte nicht mehr viel, und der Ständer wäre nicht mehr zu übersehen gewesen. Lovell legte Nurse einen Arm um die Schulter. »Na, Danny-Boy, wird Zeit, dass du nach Hause kommst, oder was meinst du?«
    »War’s das?«
    Lovells Blick war Feuer und Eis zugleich. »Ich fürchte, das war erst der Anfang.«
    Er sah Nurse hinterher. Die Adresse, die ihm Rice aufgeschrieben hatte, entpuppte sich als ein Apartmenthaus am Kanal. Die Wohnanlage war gerade erst aus dem Boden gestampft worden. Junge Palmen wuchsen auf gepflegten Rasenstücken, private Anlegestellen und riesige Backsteingebäude wie bei einem Schöner-Wohnen-Wettbewerb. Lovell hielt hinter einem schreiend pinkfarbenen VW-Beetle und zog Latexhandschuhe über.
    Die Frau, die Nurse außer Gefecht gesetzt und sich mit Heroin im Wert von fünfundsiebzigtausend aus dem Staub gemacht hatte, schien zu ahnen, weswegen Lovell gekommen war. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die wussten, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte, entweder Amok liefen oder in eine Art Trancezustand fielen, matt und schicksalsergeben. Die hier würde sich mit ihrem Schicksal arrangieren. In dem Moment, in dem sie die Tür öffnete, verlor ihr Blick jeden Glanz und ihr Körper jegliche Spannung.
    »Hallo, Carol«, sagte Lovell. »Du hast etwas, was mir gehört.«
    Sie murmelte vor sich hin.
    Lovell legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und fragte: »Wie bitte?«
    »Hab’s nicht mehr.«
    Die dumme Gans hatte einen Teil für sich gebunkert und den Rest für fünf Riesen auf der Straße verhökert. Lovell steckte die Kohle ein. Mickrige fünftausend. Das bedeutete, er musste noch siebzig Riesen finden.
    Als er Carol verließ, hatte sie eine Überdosis von dem Stoff intus, den sie für sich beiseite geschafft hatte. So mochte er es. Saubere Sache. Er hätte auch ein Messer nehmen oder sie mit ihrer Strumpfhose erwürgen können. Aber das hätte Rice wirklich den Tag versaut.

    ZWEIUNDZWANZIG

    Wyatt beugte sich über sie, und kaum hatte er ihre Stirn mit den Lippen berührt, wurde sie wach und zog ihn zu sich hinunter. »Bleib.«
    »Nein.«
    Sie seufzte. »Ich wollte dich nur testen.«
    Er konnte nicht bleiben. Er plante einen Bruch und sie war involviert. Zuerst würden die Bullen sich

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