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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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oder verpfiffen zu werden. Wenn dann tatsächlich was schief ging, wurde zurückgeschlagen, und zwar hart und überzeugend.
    So würde Lovell die Sachlage sehen und Nurse machte sich schon jetzt vor Angst in die Hosen. Die er allerdings zunächst erst einmal anziehen musste. Gleich darauf zog er sie wieder aus und legte sich ins Bett. Die Decke bis unter das Kinn gezogen, fühlte er sich leidlich sicher. Aber das war alles relativ, denn hier konnte er nicht ewig bleiben.
    Ohne Mitleid fraß die rote Leuchtanzeige der Uhr die Sekunden. Wie hypnotisiert starrte Nurse auf das Blinken. Jetzt sprang sie um. 14:59. Punkt fünfzehn Uhr klingelte das Telefon.
    Nurse überlegte. Die Rezeption, die sich erkundigen wollte, ob das Zimmermädchen nun anrücken könne. Unwahrscheinlich. Lovell war sozusagen Dauergast. Zimmer 212 wurde laut Vereinbarung nie vor siebzehn Uhr gereinigt.
    Vielleicht einer der Dealer.
    Nurse erinnerte sich schwach, vorhin ein Klopfen gehört zu haben. Drei Typen, die darauf brannten, den Stoff unter die Leute zu bringen, und die langsam nervös und somit gefährlich wurden, weil ihnen ihr Wochenendgeschäft durch die Lappen zu gehen drohte.
    Er konnte versuchen, sie zu bluffen, die Tut-mir-Leid-falsch-verbunden-Tour abziehen. Der Hörer wog tonnenschwer in seiner schweißnassen Hand. »Hallo?«
    Es war Lovell.
    »Nurse? Verdammt noch mal, was ist los? Drei Leute, die ziemlich angepisst sind, haben Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen. Ich hab schon gedacht, du bist abgehauen.«
    Nurse klebte die Zunge am Gaumen. Zum einen war es Angst, zum anderen die Nachwirkung der chemischen Keule. Er räusperte sich und versuchte, aus irgendeiner Drüse einen Tropfen Speichel zu ziehen. »Etwas ist schief gelaufen, ich — «
    »Stopp. Nicht am Telefon. Ich komm zu dir.«
    Die Verbindung wurde beendet. Nurse rappelte sich hoch und zog sich an. Er band sogar eine Krawatte um. Das gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Als es klopfte, stand er an der Tür und wagte nicht, sie zu öffnen. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Arschloch. Mach auf.«
    Nurse drehte den Knauf und im gleichen Moment krachte die Tür gegen seine Schulter. Lovell und ein anderer Typ standen im Zimmer. Der Zweite war klein und flink wie ein Wiesel. Im Nu hatte er das Zimmer, das Bad und den Schrank gecheckt und unters Bett geschaut. »Clean«, verkündete er.
    Lovell hatte die Aktion von der Tür aus verfolgt, die Hand beunruhigenderweise in der Innentasche seiner Jacke. »Geh runter zu den anderen und hilf ihnen. Du kennst die Regeln.«
    Der andere nickte und verschwand. Nurse konnte sich nicht verkneifen, zu fragen, wo der Typ hingehe.
    »Glaubst du wirklich, ich rück hier ohne Verstärkung an? Was ist passiert? Ist dir das Rauschgiftdezernat auf die Schliche gekommen? Hat man dich aufs Kreuz gelegt?«
    »So was Ähnliches.«
    Die Schläge kamen hart und unerwartet mit der flachen Hand, linksrechtslinksrechts, als würde Lovell ihm eine Bratpfanne um die Ohren hauen. Nurse zog Schultern und Arme nach vorn, krümmte sich in dem Versuch, sich zu schützen. Geduckt wie zum Gebet, stand er vor dem austrainierten Piloten.
    »Entweder hast du dich linken lassen oder nicht«, sagte Lovell. »Versuch nicht, mich zu verarschen.«
    »Ich hab euch nicht gelinkt, wirklich nicht!«
    Lovell stand gefährlich dicht vor ihm. »Das werden wir ja bald wissen, nicht wahr? Plötzlicher Reichtum, deine Schulden bei Bone, wie durch ein Wunder bezahlt. Ich komme schnell dahinter. Und jetzt will ich hören, was passiert ist.« Er wich zurück. »Du stinkst. Du siehst Scheiße aus. Was war hier los, verdammt noch mal?«
    »Da war diese Frau.«
    Nurse erwartete eine mittlere Explosion. Sie blieb aus. Lovell machte eher einen unterkühlten Eindruck, eisiges Schweigen und kaltes Abwarten.
    »Wir sind auf mein Zimmer gegangen«, fuhr Nurse fort. »Sie hat mir einen Drink gemacht, ich meine, gestern Abend hat sie mir einen Drink gemacht — «, er gähnte, » — und dann, ja dann weiß ich nichts mehr. Ich bin wach geworden, es ist halb drei am Nachmittag und ich stelle fest, man hat mich ausgeraubt. Alles ist weg, Brieftasche, Uhr, Manschettenknöpfe, alles.«
    »Erzähl das deiner Versicherung. Und die Tussi hat jetzt den Stoff, das willst du doch sagen.«
    Nurse nickte.
    »Lass sehen.«
    Sie gingen zum Wandschrank. Lovell nahm die Aktentasche, schüttelte sie und griff hinein, genau wie Nurse eine halbe Stunde zuvor.
    »Tut mir Leid«, sagte Nurse.
    Lovell

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