Hinterhalt
unglaubwürdigsten Bullen ab, die ich je gesehen habe.«
Lovell betrachtete zuerst den schlaffen, fetten Banker und dann die eigenen langen Beine, die Jeans und die Stiefel. »Wir lassen’s drauf ankommen, okay? Solange die glauben, es ist zu ihrer eigenen Sicherheit, und wir die Gäste in Ruhe lassen, werden sie nicht weiter rumbohren.«
Sie stiegen aus. Lovell gab Nurse ein Zeichen und der rutschte auf der Bank nach vorn, legte die Hände auf die Knie und erhob sich mühsam. Sein Gesicht war gerötet, er schwitzte und wirkte erschöpft. »Wo gehen wir hin?«
»Wirst du schon sehen.«
Es war Samstagnachmittag, siebzehn Uhr. Das Monte Carlo war rund um die Uhr geöffnet, Samstagnachmittag und auch am Samstagabend war jedoch am meisten los. Die drei Männer schoben sich durch den großen Saal. Rice zog immer wieder seine Marke, um ihnen einen Weg durch die Menge zu bahnen. Es roch nach Parfüm, Sonnenöl und Aftershave. Das Monte Carlo war eher klein und nicht gerade exklusiv. Lovell sah vor allem Leute in kurzen Hosen und Turnschuhen, eine Frau trug ein rückenfreies Top und ein Kerl kam in Badelatschen daher. Jede Menge Topfpflanzen und Marmor in der großen Spielhalle. Der Teppichboden war völlig hinüber, konnte dies jedoch durch sein rotbraunes Muster mehr schlecht als recht kaschieren. Keine Uhr, kein Fenster, durch das Tageslicht fallen konnte. Eine Vierundzwanzigstunden-Hölle.
Rice führte sie zu ein paar Stufen an der Seite des Saals. Oberhalb der Stufen war eine Tür, auf der ›Privat‹ stand. »Da hinauf«, sagte er.
Sie gelangten in ein Observations-Areal, das sich rund um den Spielsaal erstreckte. Hinter verspiegelten Fenstern saßen Männer im Smoking, die schweigend das Geschehen an den Spieltischen beobachteten. Andere saßen vor einer Reihe von Monitoren. Daneben befand sich eine Glastür mit dem Schild ›Security Manager‹.
Rice klopfte an. Die Marke gezückt, betrat er das Zimmer, Lovell und Nurse drängten sich hinter ihm hinein. »Detective Constables White und Brown«, sagte Rice und wies mit der Hand in ihre Richtung. »Ich hätte gern gewusst, ob Sie uns weiterhelfen können.«
Am Hemd des Managers fiel der gestickte Schriftzug ›Sicherheitsdienst‹ auf und das Muster seiner Krawatte bestand aus kleinen Würfeln, die wie Insekten aussahen. An der Krawatte war das Namensschild befestigt. Wayland. Er runzelte die Stirn und stand auf: »Kommt drauf an.«
»Wir haben den dringenden Verdacht, dass sich Mitglieder eines Rings von Falschspielern in der Stadt aufhalten. Sie haben in Reno und Vegas mehrere Millionen abgezockt, bevor sie dort aufgeflogen sind. Jetzt wollen sie ihr Glück hier versuchen. Wir müssen ’nen Blick auf Ihre Videobänder werfen. Vielleicht entdecken wir sie ja.«
Der Manager machte ein entsetztes Gesicht. »Welche Bänder brauchen Sie denn? Wir lassen rund um die Uhr acht Bänder parallel laufen. Das kann Tage dauern, bis Sie alle durchgesehen haben.«
»Wir können den Zeitraum eingrenzen«, sagte Lovell. »Gestern Abend, so zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr, an einem der Roulettetische.« Er drehte sich um zu Nurse, der die Szene mit dumpfem Blick verfolgte. »Detective Constable White war gestern mit seiner Frau hier und glaubt, einen von ihnen erkannt zu haben. An welchem Tisch war’s, Danny?«
Sie schoben Nurse zu den Spiegelglasfenstern und er deutete wortlos auf einen der Tische im Saal. »Das ist Tisch Nummer fünf«, stellte der Manager fest. Er wandte sich an einen Mitarbeiter, der vor einem Monitor saß, um sich mit ihm zu besprechen. Lovell bohrte Nurse einen Zeigefinger in die Seite. »Herrgott noch mal, mach nicht so ein Gesicht. Versuch wenigstens mitzuspielen!«
Ein leichter Ruck ging durch Nurse, er holte tief Luft und zwang sich zu einem Lächeln.
Wayland kam mit einer Videocassette zurück. »Wir können sie uns in meinem Büro ansehen.«
Lovell nahm sie ihm aus der Hand. »Es tut mir Leid, es handelt sich um eine verdeckte Ermittlung. Wären Sie so freundlich, uns das Gerät zu erklären und uns dann allein zu lassen? Es wird nicht lange dauern und sollten wir etwas herausfinden, was das Casino betrifft, werden wir Sie umgehend informieren.«
Der Manager zuckte mit den Schultern. »Wie Sie meinen.«
Als er draußen war, spielten sie das Band ab. In der oberen rechten Ecke sah man die Uhrzeit. Das Band begann um 18:00, und Lovell spulte vor bis 20:30, dann stellte er die Zeitlupe ein. An der 20:40-Marke erstarrte Nurse.
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