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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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gesetzt und besprachen ihre Skizzen. »Lass uns ein paar Schritte gehen«, schlug Anna vor.
    Über eine Fußgängerbrücke gelangten sie ans andere Ufer zu den Theatern gegenüber der Galerie. Ein im Wind heftig flatternder Werbebanner versprach ein Sondheim-Musical. Sie schlenderten den Uferweg entlang und kamen an das Expogelände von 1988, das jetzt von Wegen für Fußgänger und Fahrradfahrer durchzogen war. Das Terrain präsentierte sich als eine Ansammlung kleinerer Inseln: Lichtungen und Springbrunnen hier und da, Buschwerk, Freiluftcafés, ein thailändischer Tempel und ein künstlich angelegter Strand mit goldschimmerndem Sand und Palmen.
    Sie sprachen über den Job. »Ich brauche mindestens drei Männer«, sagte Wyatt.
    »Die kann ich dir besorgen.«
    »Je eher, desto besser.«
    »Acht Uhr heute Abend bei mir. Ich sorge dafür, dass sie dir zur Verfügung stehen.«
    Er griff nach ihrem Arm. »Nein. Nicht bei dir. Denk doch mal richtig nach. Ein neutraler Ort muss es sein.«
    Sie lief rot an, ihre Nasenflügel bebten.
    Wyatt legte einen Arm um ihre Schulter. »Du nimmst es zu persönlich. Das solltest du nicht. Wenn wir zusammenarbeiten wollen, dann musst du so gut sein wie ich. Ich will dich nicht kritisieren, ich bringe dir nur bei, was ich weiß. Verstehst du?«
    Nach einer Weile nickte sie mit dem Kopf.
    »Alles klar. Also wo?«
    Sie blickte sich um, dann sah sie ihn direkt an. »Im London — ein billiges Motel, wo keiner Fragen stellt.«
    »Wo liegt es?«
    »Etwas außerhalb. Ipswich Road.«
    »Mach die Sache mit den anderen klar. Ich bin um acht dort.«
    Er sah ihr nach und blieb noch ein wenig in der Sonne sitzen. Dann holte er sein Gepäck aus dem Victoria und siedelte um ins YMCA.
    Gegen sieben Uhr abends ließ er sich von einem Taxi ein paar Blocks entfernt vom Motel absetzen. Den Rest legte er zu Fuß zurück. Die folgenden fünfundvierzig Minuten beobachtete er die Absteige von einer Bushaltestelle gegenüber. Die drei Männer kamen getrennt und definitiv ohne Begleitung. Anna ließ sie herein. Zehn Minuten nach acht überquerte Wyatt die Straße. Das Motelzimmer war quadratisch und nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, einem Doppelbett mit schmutzig brauner Tagesdecke und zwei orangefarbenen, mit Dutzenden von Brandlöchern übersäten Kunstledersesseln. Wyatt begrüßte jeden der drei Männer per Handschlag und versuchte, einen ersten Eindruck zu gewinnen. Phelps war ein Schrank von einem Mann mit überraschend geschmeidigen Bewegungen. Seine Körpergröße kam Wyatts Plänen durchaus entgegen.
    Riding, klein, wendig, mit wachsamen Augen, war eher das Gegenteil. Wyatt traute ihm Schnelligkeit zu, außerdem sichere Reflexe, und er schien unter Spannung zu stehen.
    »Kennt jemand sich mit Waffen aus?«
    Riding nickte.
    »Gewehr oder Handfeuerwaffe?«
    Offenbar wusste Riding etwas mit der Frage anzufangen. »Kommt drauf an, was du vorhast. Um Leute in Schach zu halten, ein Gewehr. Es macht mächtig Eindruck, Lärm und Schaden, wenn es zum Einsatz kommt. Für rasche Arbeit nah am Mann bevorzuge ich Handfeuerwaffen.«
    »Gut.«
    Wyatt nahm den Dritten, Pike, unter die Lupe und sah ein Problem. Pike hatte einen fahlen Teint, stumpfes braunes Haar und aufgeworfene Lippen, die er ständig mit der Zunge befeuchtete. Mit seinem verhunzten Haarschnitt bot er ein Bild des Jammers.
    »Und du kennst dich mit Autos aus?«
    Pike zwinkerte ihm zu und beschrieb mit den Händen Kurven in der Luft. »Als würde ich mit ihnen schlafen.«
    »Weshalb hast du gesessen?«
    Pike fiel die Kinnlade herunter. »Worauf willst du hinaus?«
    »Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, du bist vor einer Woche noch im Bau gewesen.«
    Pike schien verlegen. »Kann schon sein.«
    »Man sieht’s dir an«, sagte Wyatt. »Deine Haut hat seit Jahren keine Sonne mehr gesehen. Wo hast du gesessen?«
    Pike zuckte mit den Schultern. »Norden. Cairns.«
    »Weswegen?«
    Pike machte eine abfällige Handbewegung.
    Mit undeutlicher, sich überschlagender Stimme sagte er: »Ach, war Krümelkacke. Hatte nichts zu tun mit Fluchtwagen fahren oder so. Damit steh ich bei denen nicht auf der Liste.«
    »Weswegen, will ich wissen«, beharrte Wyatt.
    »Ich sag doch, es hatte nichts mit Bankraub oder so zu tun.«
    Wyatt schüttelte den Kopf. »Du hörst mir nicht zu. Ich hab gefragt, weswegen du eingefahren bist.«
    Pike sah Anna hilfesuchend an. Sie nickte. »Ich hab ’ne Minderjährige gefickt, okay? Ich mein, die Kleine sah aus wie mindestens

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