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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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bedienen Sie sich ruhig«, hatte Bone erwidert.
    Die Situation hatte etwas mit Biss erfordert, einen Jack Daniels zum Beispiel. Lovell war sehr darauf bedacht gewesen, dass der Flaschenhals den Rand des Glases nicht berührte. Seine Hände hätten ihn verraten.
    Er hatte sich Bone gegenüber gesetzt. Der Fahrer schien sich verdrückt zu haben, doch nach einer Weile hörte Lovell hinter sich die tiefen, regelmäßigen Atmenzüge des Mannes. Es kursierten Gerüchte, dass der Fahrer Leute ausschaltete, von denen Bone wollte, dass sie ausgeschaltet wurden. Zwei hatte Lovell gekannt, Dealer, die selbst abhängig wurden, was in den Augen der Organisation ein Fauxpas war. »Ich kann’s erklären«, sagte er.
    Bone klaubte einen Fussel von seinem Knie und strich dann sorgfältig den edlen Zwirn glatt. »Das wäre schon ein guter Anfang. Meine Partner und ich sind bereits einige Möglichkeiten durchgegangen. Variante Nummer eins: Ihr Kurier wurde verhaftet. Variante Nummer zwei: Ihr Kurier hat Sie bestohlen. Variante Nummer drei: Ihr Kurier wurde bestohlen. Variante Nummer vier: Sie haben uns bestohlen.«
    Er blickte kurz auf. »Nicht dass die Abfolge irgendeine Rangordnung darstellt.«
    Spätestens da war Lovell klar gewesen, dass Bone bereits mit Rice gesprochen hatte. »Es gab ein Problem mit dem Kurier«, sagte er.
    »Haben Sie sich dessen schon angenommen?«
    »Das habe ich.«
    »Sehr gut. Dann bleibt nur noch die Frage nach dem Defizit, nicht wahr?«
    »Ich werde es ausgleichen.«
    »Selbstverständlich werden Sie das. Immerhin ist es Ihre Pflicht, und wir setzen großes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten. Das Problem ist nur, durch die Ereignisse des letzten Wochenendes haben wir bereits wichtige Kunden verloren.«
    »Aber Mr. Bone, die gibt es doch wie Sand am Meer.«
    »Freut mich zu hören.« Bone erhob sich. »Wir sind nämlich dabei, Marktanteile an eine libanesische Organisation zu verlieren.« An dieser Stelle reagierte Bone für seine Verhältnisse recht emotional. »Ziemlich verrückte Leute. Für Geld würden die selbst ihre Mutter umbringen.«
    »Ich bin nicht dafür verantwortlich, was auf dieser Ebene passiert.«
    »Doch, das sind Sie, wenn Sie Ihren Auftrag nicht ordnungsgemäß erfüllen und wir dadurch Kunden verlieren.«
    »Ich werde Ihnen das Geld zurückzahlen.«
    Bone und sein Fahrer standen bereits an der Tür. Bone sagte: »Darum geht es nicht. Unsere Organisation lebt von regelmäßigen Zahlungen regelmäßiger Kunden.« Er schwieg für einen Moment. »Was machen Ihre Flüge nach Papua-Neuguinea? Läuft alles reibungslos?«
    Lovell schluckte. »Selbstverständlich.«
    Daraufhin lächelte Bone. »Schön, Ian. Wir sprechen uns wieder. Sie haben achtundvierzig Stunden.«
    Lovell brummte der Schädel, nachdem sie gegangen waren. Ein Band aus Stahl, das sich immer enger um seinen Kopf schloss.
    Er schlief schlecht. Um zwei Uhr am Montagmorgen wurde er wach und dachte: Warum eigentlich nicht noch einen zweiten Kredit aufnehmen?
    Die Öffnungszeiten der Bank waren von zehn bis sechzehn Uhr. Doch Lovell tauchte bereits um neun Uhr sechsundzwanzig bei der Niederlassung in Logan City auf. Nurse musste man bearbeiten, wenn er noch nicht richtig wach und somit leichter zu überreden war. Sollten Nurse die Argumente nicht ausreichen, Lovell hatte noch eines auf der Pfanne: seine .22er, die in ihrer kalten, klaren Form an eine Strahlenpistole erinnerte.
    Er klopfte an die Glasscheibe der Bank.
    Als sich nichts tat, klopfte er noch einmal. Als sich immer noch nichts tat, fragte er sich, ob vielleicht Feiertag sei. Bei seiner Tätigkeit waren Feiertage ohne Belang. Nein. Die Läden hatten geöffnet. Die Post hatte geöffnet. Bankangestellte arbeiteten von neun bis fünf. Dreißig Minuten vor Öffnung, sie mussten längst da sein, Kaffee kochen, das Geld in die Kassen legen. Warum waren die Sichtblenden noch zugezogen? Wieso sah hier alles so verdammt geschlossen aus?
    Lovell war zum Hintereingang gegangen. Dort stand Nurses silberner Volvo. Der Kofferraum war offen. Ebenso die Hintertür.
    Die Schweine waren also doch da. Sie hatten bloß keine Lust gehabt, ihm aufzumachen. Na gut, dann eben durch die Hintertür.
    Doch plötzlich tat sich etwas im Türrahmen. Ein Mann im Anzug kam herausgelaufen und wuchtete eine Kassette in den Kofferraum des Volvo. Der Wagen ächzte buchstäblich unter der Last.
    Interessant, der Mann trug eine schwarze Sturmmaske. Lovell blinzelte ein paar Mal. Wenn hier gerade ein Bankraub

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