Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
etwas im Ansatz Indisches, und ihr Becken bewegt sich, als hätte sie ein paar zusätzliche Gelenke da drin.
Betörend.
Calvin weiß, dass er eine Siegerin mitgebracht hat.
»Ich hab dir gesagt, die kann sich bewegen, Mister Madden«, sagt er.
Gleich kommt’s. Drei, zwei, eins…
»Hier bei mir bewegt sich auch was, mein Kleiner«, sagt Mike wie auf ein Stichwort, dann: »Komm, Schätzchen, genug der Werbung, jetzt wollen wir die Ware sehen.«
Die Tänzerin schlängelt sich wie ein menschliches Slinky von der Bühne. Sie weiß, wer hier das Sagen hat, und steuert auf Mike zu wie auf einen Halbgott. Auch ihre Augen sind nicht schlecht, große braune Scheinwerfer, die einen Mann davon überzeugen können, dass es sich um etwas anderes als eine professionelle Beziehung handelt. Wie jeder normale Mann hier im Raum vergesse ich spontan all meine Sorgen und weiß aus tiefstem Herzen, wenn mich das Mädchen jetzt bitten würde, mit ihr mitzugehen, müsste ich ernsthaft drüber nachdenken.
Bis eben war mir die Geschichte von Salomé noch ein Buch mit sieben Siegeln. Jetzt nicht mehr.
Aber die Tänzerin hat es auf Mike abgesehen, der auf lässig macht, als würde ihm so etwas jeden Tag passieren. Mir fällt auf, dass Calvin ein bisschen hippelig wirkt, als wäre er aus irgendeinem Grund nervös, und dann fällt mir noch etwas auf. Es gibt niemanden im Raum ohne Adamsapfel.
Heilige Scheiße. Mutiger Schritt, Calvin.
Ich beuge mich auf meinem Stuhl vor und warte auf den großen Knall.
Die Tänzerin streift ihr paillettenbesetztes Top ab, aber untendrunter hat sie gar keine Titten. Das Mädchen ist ein Kerl, und ich glaube, Calvin hat möglicherweise die Toleranzgrenze seines Chefs überschätzt.
Irish Mike braucht einen Augenblick, bis er’s kapiert, aber als der Groschen fällt, ist seine Reaktion fast schon komödiantisch. Mike führt eine Bewegung aus, die ich nur als umgekehrtes Ausholen bezeichnen kann und die ich einem so korpulenten Mann wie ihm gar nicht zugetraut hätte. Er zieht die Waffe und fuchtelt ein bisschen damit herum, überlegt ernsthaft, ob er nicht alle im Raum umbringen sollte.
»Das ist ein männlicher … Mann«, entfährt es ihm schließlich.
Ich kann mich nicht zurückhalten und weiß, dass Zeb stolz auf mich wäre. »Männlich? So wie das Gegenteil von weiblich? Also keine Frau?«
Mike schwenkt seine Waffe Richtung Calvin, der zwar sein Liebling sein mag, aber dieses Mal hat er es wohl übertrieben.
»Was für ein himmelschreiender Brokeback-Käfig-voller - Narren -Scheiß ist das denn, Calvin?«
»Ich hab mir schon gedacht, du merkst es gleich, Mister Madden«, sagt Calvin, und ich schwöre, er macht einen feigen kleinen Diener.
Mike atmet wütend durch die Nase, hält sich nur mühsam im Zaum.
»Ja, ich hab’s gemerkt. Natürlich hab ich’s gemerkt. Wer hätte es nicht gemerkt? Ich hab genug Weiber gefickt, um zu merken, wenn eins keins ist.«
»Ja, natürlich. Du bist so was wie ein Weiberguru, Mister Madden.«
Niemand versteht es, anderen unverhohlener in den Arsch zu kriechen als Calvin, aber Mike kriechen schon so lange so viele in den Arsch, dass er die Wahrheit nicht mehr mitbekommt.
»Das ist richtig. Ein Weiberguru. Da kannst du jede Frau hier in der Stadt fragen.«
Er wirft einen Blick auf die Tänzerin, die sich hinter Calvin versteckt.
»Und für so was wirst du bezahlt?«
»Machst du Witze? Teures Geld. Mona hat im Corral fünftausend gemacht. Fünftausend pro Woche.«
Geld öffnet Türen, wie man so sagt. »Fünftausend? In einer Woche.«
»In sechs Tagen, um genau zu sein. Mittwochs hat sie frei.«
Mike schnaubt. »Sie ist ein Er, das ist sie. Und ab jetzt arbeitet sie sieben Tage. Lass sie heute Abend im Parlour antreten.«
»Natürlich, Mister Madden. Sie ist dankbar, dass Sie ihr eine Chance geben.« Mike runzelt die Stirn, was er immer macht, wenn er nachdenkt. »Aber stell ein Schild auf oder so. Du weißt schon, für unsere Kunden, die weniger Durchblick haben als ich. Ich will nicht, dass jemand einen Herzinfarkt bekommt.«
Calvin ist für alle Vorschläge offen. »Ja, ein Schild. Da schreiben wir Ladyboy drauf oder so.«
»Wie wär’s mit ›Keine Frau‹?«, bringe ich unschuldig vor.
Mikes Hirn rattert jetzt sämtliche Möglichkeiten durch, schließlich gelangt er zu dem Schluss, dass er am besten dasteht, wenn er die ganze Episode für saukomisch hält.
»Keine Frau«, sagt er und klatscht sich auf den Schenkel, in dessen direkter
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