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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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neben mir her wie ein Freier.
    »Geht’s um Mikes bessere Hälfte? Okay, bei der hab ich einen Stein im Brett, Mann, aber ich hatte vor, dich zu einem späteren Zeitpunkt einzuführen, weil ich dachte, vielleicht willst du selbst mal was einführen, wenn du verstehst, was ich meine. Ich hab’s für uns beide getan.«
    Ich knirsche mit den Zähnen. Ach ja? Für uns beide? Wie kommt’s dann, dass dieser Umschlag in meiner Tasche steckt, während du Hausfrauen in Jersey billige chinesische Pampe unter die Falten spritzt? Das ist nicht fair.
    Zeb zündet sich eine fette Zigarre an, und der Innenraum des Toyota füllt sich mit blauem Dunst. »Ich hab langfristig gedacht. Ich spritze Mikes Schlampen noch ein, zwei Jahre lang knitterfrei, dann haben wir’s geschafft. Woher hätte ich wissen sollen, dass Mrs Madden der Blitz trifft?«
    Zwei Straßenecken weiter bin ich am Kasino angekommen. Zeb hat im Slotz Hausverbot.
    »Ich kann nicht glauben, dass du mich geschlagen hast«, sagt Zeb, der niemals lange reumütig bleibt. »Ich dachte, du bist mein Bobeshi .«
    Allmählich glaube ich, Zeb will mich mit seinen unglaublich verdichteten Behauptungen nur zu einer Reaktion bewegen. Wenn’s ein Trick ist, falle ich jedes Mal drauf rein.
    Ich mache zwei schnelle Schritte auf das Fenster des Prius zu. »Du kannst nicht glauben, dass ich dich geschlagen habe?«, schreie ich und ziehe die Blicke der draußen auf der Straße Zigaretten rauchenden Angestellten auf mich. »Du hast es doch so gewollt. Du hast dein Hemd hochgezogen, Himmelherrgott.«
    »Ich wollte aber doch nicht von dir geschlagen werden«, widerspricht Zeb. »Der andere war ein Schwabbelsack. Meine Bauchmuskeln hätten ihm jederzeit widerstanden.«
    Ich ändere meinen Kurs. »Und ich bin dein Bobeshi ?«, sage ich und schlage mit der flachen Hand auf den Toyota. »Tatsächlich?«
    »Hey«, sagt Zeb. »Vorsicht mit dem Wagen. Hast du was gegen deine Umwelt?«
    »Ich bin ein verfluchter irischer Katholik, und sogar ich weiß, dass Bobeshi Großmutter heißt. Seit wann bin ich deine Großmutter?«
    Zeb zeigt sich uneinsichtig. »Meine Patientinnen stehen auf Jiddisch, also werfe ich hier und da was ein. Dadurch wirke ich weise oder so. Ich wollte nur auf das Familiäre zwischen uns anspielen, wir sind doch wie Brüder. Im Hebräischen kenne ich mich ehrlich gesagt besser aus, Dan. Bist du deshalb eingeschnappt? Weil dir mein Jiddisch nicht gut genug ist?«
    Mit Zeb zu streiten ist unmöglich, man verläuft sich in einem Labyrinth. Als wollte man sich an einem Aal festklammern, wenn Sie mir meinen Metaphernmischmasch verzeihen wollen.
    Einen Augenblick lang lehne ich am Wagen, spüre ihn vibrieren, dann richte ich mich auf.
    »Okay, fahr nach Hause, Zeb.«
    »Sind wir wieder Freunde?«
    »Ja, die besten. Egal. Vergiss es einfach.«
    Zeb schnippt Asche auf die Straße. »Was ist mit meinem Akzent?«
    Er hat mich in der Tasche, das weiß er. »Dein Akzent?«
    »Du hast gesagt, mein irischer Akzent sei schlecht. Ich hab dran gearbeitet, Mann. Ich hab mir zweimal Far and Away angesehen.« Er verzieht das Gesicht, um optisch Tom Cruise zu imitieren. »Bist ein Prachtkerl, Shannon«, flötet er. »Und was für einer!«
    Am liebsten würde ich auf den Bürgersteig kotzen. Möglicherweise bin ich bei Anbruch der Dunkelheit bereits tot, und dieser Oberarsch hätschelt sein angeschlagenes Ego.
    »Das ist gut«, sage ich um des lieben Friedens willen. »Täuschend echt.«
    Zeb blickt entrückt in die Ferne. »Ich hätte viel mehr aus der Rolle rausgeholt.«
    »Vielleicht gibt’s ja ein reboot «, sage ich.
    Den Fachbegriff kenne ich nur, weil Zeb und ich, als nicht mehr ganz junge alleinstehende Herren, einen Großteil unserer Freizeit vor dem Fernseher verbringen. Wahnsinnig cool und aufregend, oder? Die meisten Anspielungen zwischen uns beziehen sich auf Popkultur, und derzeit stehen wir vor allem auf alte Folgen der unerhörterweise abgesetzten Serien Terriers und Deadwood .
    Absolute Klassiker.
    Wie kommt jemand auf die Idee, Deadwood abzusetzen? Wenn sich der Kerl jemals in meinem Club blicken lässt, hat er besser die Einschaltquoten dabei.
    Zeb horcht auf. » Reboot? Aber hallo!«
    »Aber hallo!«, pflichte ich ihm gequält bei.
    Zeb, der alles bereits glasklar vor sich sieht, tritt aufs Gas und rast mit der Geschwindigkeit eines Vierjährigen auf Rollerskates die Straße entlang, und ich frage mich nicht zum ersten Mal, ob mein Leben weniger erbärmlich wäre, würde er

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