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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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keine Rolle darin spielen.
    Aber hallo!

    Am schäbigeren Ende der Nachtclub-Meile von Cloisters befindet sich das Slotz. Mein Reich.
    Ein bisschen was Besseres als ein Bordell. Meistens.
    Den Pachtvertrag für den Laden habe ich vor wenigen Monaten bei einer Pokerpartie gewonnen und mir gedacht, dass ich ebenso gut auch die Wohnung darüber beziehen könnte, da ich sowieso dafür bezahle. Der vorherige Pächter wohnte anderswo, hielt sich die Wohnung aber als Fickwiese, wie er sie zärtlich nannte. Sie dürfen gerne Ihren letzten Groschen darauf verwetten, dass ich ein ganzes Team professioneller Reinigungskräfte engagiert habe, die die Räume vor meinem Einzug gründlichst durchgeschrubbt haben, nur das Wasserbett und einen münzbetriebenen (kaum zu glauben!) Jacuzzi habe ich behalten. Wüsste Mike von der Jacuzzi-Münzbox, würde er auch davon einen Anteil verlangen, da bin ich mir sicher. Mir ist bewusst, dass Schutzgeld ein notwendiges Übel ist, aber diese Leute scheinen nicht zu kapieren, dass wir in einer Wirtschaftsflaute stecken.
    Zeb macht sich grundsätzlich nicht viel aus Jacuzzis.
    Scheißwichsbecken, meinte er eines Abends, als er sich tatsächlich eine rassige Lady im Club geangelt und ich den beiden galant eine Handvoll Kleingeld für eine Runde in meiner Luxuspowerwanne angeboten hatte. Was glaubst du, was unter dem ganzen Geblubber los ist? Wie oft werden überhaupt die Düsen gereinigt? Der ganze perlende Schleim ist wahrscheinlich längst ins Grundwasser gelangt. Und wir ziehen uns menschliche Kaulquappen rein, schmatzen mit den Lippen und sagen, mmmh lecker.
    Wahrscheinlich muss man nicht besonders schlau sein, um Arzt zu werden.

    Ich versuche das mit dem Slotz positiv zu sehen, aber es fällt mir schwer, weil ihm doch noch immer der Ruf eines Drecklochs anhaftet. Zehn Jahre galt das Slotz als Saftladen und in den zwanzig Jahren davor als Absteige, aber das wollen wir ändern. Ich und mein Geschäftspartner Jason Dyal.
    Jason erledigt den Großteil der Arbeit, das muss ich zugeben. Er war eine Offenbarung und ein Gottesgeschenk. Und falls sich das ein bisschen übertrieben liest, dann deshalb, weil Jason schwul ist und ich dazu neige, es mit Lob zu übertreiben, nur um zu beweisen, wie ungeheuer lässig ich damit umgehe. Tatsächlich ist es mir peinlich, wenn er mit Begriffen wie queer und homo um sich wirft, aber er hat es so lange für sich behalten müssen, dass er jetzt ruhig ein bisschen auf die Tube drücken darf.
    Ich bin Tunte in einer sicheren Umgebung, Danny, hat er vor ein paar Monaten zu mir gesagt. Deshalb kommst du in den Genuss meines wahren Ichs.
    Verschwuchtel dich, hab ich geantwortet in dem Versuch, den richtigen Ton zu treffen, woraufhin er zur Salzsäule erstarrte.
    Seitdem habe ich lieber nicht mehr versucht, den Ton zu treffen.
    Also jedenfalls ist Jason jetzt schon seit ein paar Jahren mein Partner, seitdem wir hier zusammen als Türsteher angefangen haben. Ich habe immer gewusst, dass er Haare auf den Zähnen hat, aber nicht, dass er auch ein geborener Geschäftsmann ist und mit einem Werkzeugkasten umgehen kann, was keinesfalls ein Euphemismus ist.
    Fast zehn Jahre lang stand ich mit dem Mann bei Regen und Schnee im Eingangsbereich und habe Süchtigen und Perversen die Tür aufgehalten, aber nichts über ihn gewusst. Andererseits wusste er gleich dreimal weniger über mich. Jetzt, wo wir Geschäftspartner sind, haben wir ein gewisses Interesse an der Zukunft des anderen, und deshalb ist gegenseitiges Vertrauen dazugekommen. Im alltäglichen Geschäft ist das ein gutes Gefühl, aber langfristig betrachtet ist es schlecht, denn jetzt hat Mike noch jemanden, den er für meine Sünden bestrafen kann.
    Da haben wir also Sofia, die an guten Tagen so was wie meine Freundin ist.
    Dr. Zeb, mein Freund in Friedenszeiten, den ich im Kriegsgebiet kennengelernt habe.
    Und Jason, mein werkzeugschwingender Geschäftspartner.
    Jetzt hab ich schon drei Freunde. Ich verwandele mich noch in Miss Superbeliebt.
    Jason sieht mich durch die Tür kommen, steigt von der Leiter und winkt.
    »Hey, Bossmann. Du bist nach Hause gekommen, ich hab mir Sorgen gemacht.«
    »Ein bisschen weniger Sarkasmus, J, und außerdem sind wir jetzt Partner, schon vergessen?«
    Jason sieht mit seiner Latzhose und dem Bauhelm wie ein Linebacker aus, und ich weiß, wäre Zeb hier, würde er Jason fragen, ob er mit den anderen von den Village People später noch zum Tanzen verabredet sei. Jason würde sich

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