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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Laptop-Tastatur ein paar Zähne ausschlägt, was nur von Vorteil sein kann. Krieger wird zurückgeworfen, und im Gemenge der Arme und Beine verliert er die Waffe.
    Mir bleiben vielleicht fünf Sekunden, bis ich erschossen werde. In dieser Aufmachung in einem Leichensack zu landen steht aber definitiv in meiner Top-Five der »Lass es bitte nicht so enden«-Liste, knapp vor dem versehentlichen Trinken von Chlorbleiche und hinter der Rettung eines Hundewelpen von einem überfrorenen Teich, wobei sich der Welpe als alter Lappen entpuppt und sich herausstellt, dass das Mädchen, das ich damit beeindrucken wollte, Hunde hasst.
    Wie Sie sehen, habe ich große Sorgfalt in die Erstellung der Liste fließen lassen. Dr. Moriarty würde sagen, ich sei analfixiert, und meine aktuelle Kleiderwahl würde diese These nicht widerlegen.
    Durch die niedrige Sitzposition sind die Fesseln jetzt so locker, dass ich vornübergebeugt ein paar Schritte hoppeln kann. Meine Hände und Füße sind an der Drehsäule festgebunden, weshalb ich aussehe wie ein … buckliger Vollidiot. Ist das die Ironie der Geschichte, dass ich hier herumhopse wie ein buckliger Vollidiot, während die beiden buckligen Vollidioten, die mich in diese Lage gebracht haben, aufrecht gehen? Ich glaube kaum. Ich denke, die Situation ist einfach nur ungünstig.
    Fortz hat seine Maske abgezogen und sie sich in dem lächerlichen Versuch, die Blutung zu stoppen, in den Mund gestopft. Entscheidender aber ist, dass Krieger auf der Suche nach seiner Waffe auf dem Boden herumrutscht.
    Zeit also, den Ausgang zu suchen.
    Der Raum hat keine Fenster, nur eine Tür, die mir von zwei unförmigen Cops versperrt wird, deshalb muss ich durch die Wand.
    Durch die Wand?
    Der bloße Gedanke scheint mir lächerlich. Aber entweder das, oder meine Eier werden in Scheiben serviert. Ich bewege mich im rollenden Krebsgang auf das Bett zu, nehme gerade ausreichend Anlauf, um auf die Füße zu springen.
    »Hey«, blubbert Fortz durch den Blutfluss. »Halt! Stehen bleiben! Polizei!«
    Um es mit den Worten des legendären schweißbandtragenden John McEnroe zu sagen: Das kann doch nicht dein Scheißernst sein!
    Ich wette, McEnroe hat ununterbrochen geflucht, auch wenn keine Kamera dabei war. Man sieht die Schimpfwörter förmlich aus seinem Mund fließen.
    Ich springe aufs Bett, um erneut Anlauf zu nehmen, und höre hinter mir ein Poltern und Klicken. Ich wette, das ist Krieger, der seine Knarre gefunden hat. Er mag ja ein beschissener Cop sein, aber oft sind die beschissensten Cops die besten Schützen.
    Eine Kugel knallt an die Drehsäule des Stuhls, schiebt mich einen Schritt nach vorne, und ich beschließe, die kinetische Energie auszunutzen, mich selbst gegen die Wand zu werfen und Gott im Himmel um eine Rigipsplatte anzuflehen.
    So wie der Tag bis jetzt gelaufen ist, knalle ich wahrscheinlich mit dem Kopf gegen eine Wasserleitung.
    Auch mag der Begriff werfen ein bisschen zu optimistisch gewählt sein. Wanken trifft es wohl besser.
    Lob sei allen Heiligen, gesegnet das irische Volk, die Wand ist nur ein instabiler Raumteiler, und ich breche durch, direkt auf ein vögelndes Trio. Jedenfalls zähle ich nur drei. Im einen Augenblick befinde ich mich in einem Raum mit zwei entschieden aus dem Leim gegangenen Cops, und im nächsten sitze ich mit ausgesprochen gutgebauten jungen Menschen, die ihren Beruf scheinbar leidenschaftlich lieben, auf einem Bett.
    Ich schaue unter etwas hindurch, von dem ich hoffe, dass es ein Unterarm ist, und stürze auf den Boden.
    Eine Filmcrew steht am Fußende des Bettes, und den Regisseur reißt es mitsamt Pferdeschwanz und Froschmaul von seinem Stuhl.
    »Ein Eunuch? Ich habe keinen Eunuchen bestellt!«
    Darüber werde ich später noch mal in Ruhe nachdenken und mich ärgern.
    Nach einem Augenblick der Stille verursacht mein plötzliches Erscheinen tumultartige Zustände. Selbst während einer noch so abgefahrenen Pornoszene rechnet niemand damit, dass ein halbnackter Mann mittleren Alters eine Zimmerwand durchbricht. Ich wurde ja nicht mal entwachst und bin am ganzen Körper behaart, um Himmels willen.
    Den Männern platzt der Kragen, wenn auch sonst nichts, und die Schreie der Mädchen klingen jetzt sehr viel authentischer als noch vor wenigen Sekunden.
    »Tut mir leid«, sage ich automatisch. »Bin nur auf der Durchreise.« In einer Ecke steht eine ältere Dame, die den Herren bei mangelndem Stehvermögen zwischendurch oral auf die Beine hilft und einen Servierwagen

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