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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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hundsmiserablen Tag hatte.
    Ich widme mich erneut meinem Toast und schenke mir eine weitere Tasse Kaffee ein, spüre, wie das Koffein meine Herzfrequenz ankurbelt.
    Ja. Ich mache Mikes gesamte Gang unschädlich, warum nicht? Kostet mich nicht mehr als einen Nachmittag und ein paar Ladestreifen.
    Vielleicht läuft das so im Kriegsgebiet. Aber wir sprechen hier von New Jersey. Überall sind Kameras und aufmerksame Bürger.
    Und wenn du’s versaust?
    Dann wird Mike die Ausgänge des Clubs versperren und meinen Laden abfackeln. Jason, Marco und die Mädchen wären dann Geschichte.
    Sofia. Vergiss Sofia nicht.
    Sofia wäre so gut wie tot.
    Und wenn ich einfach nur Mike umbringe? Der Schlange den Kopf abschlage?
    Nein. Calvin wartet nur darauf, endlich mal zum Zug zu kommen. Manny möglicherweise auch. Da, wo Mike herkommt, gibt es mehr als genügend Schlangenvieh. Und diese Kerle lieben es, Exempel zu statuieren.
    Ich beschließe, Sofia eine SMS zu schicken, aus dem einzigen Grund, damit es mir danach bessergeht.
    Also schicke ich: ?
    Das ist alles, nur ein Fragezeichen. Früher hieß es noch: Hey, was geht ab? Wie geht’s? Jetzt haben wir für alles Abkürzungen, wahrscheinlich nennt man so was Fortschritt.
    Eine Minute später kommt von ihr: ?
    Das bedeutet: Gut. Und dir?
    Ich antworte: cul 8 r?
    Das heißt: See you later?
    Und bekomme einen dicken grinsenden Smiley zurück.
    Das ist schon mal gut. Es bedeutet, dass Sofia ihre Pillen genommen hat, beziehungsweise nicht akut selbstmordgefährdet ist und mich später gerne noch sehen würde.
    Ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen, eine Verabredung zu treffen, die ich möglicherweise nicht einhalten kann und bei der ich, wenn doch, von meinem Gegenüber gar nicht erkannt werde, aber manchmal braucht’s eben mehr als einen French Toast, um die Schikanen des Tages zu überstehen.
    Da ich das Handy schon mal in der Hand halte, checke ich meine nicht angenommenen Anrufe und merke, dass ich sechs von Mike und drei von Zeb erhalten habe. Scheiß auf die beiden.
    Meine boshafte Seite liebäugelt mit dem Gedanken, dass Mike Zeb als Geisel gefangen halten könnte, um mir Beine zu machen. Ein kleines bisschen milde Folter wäre auch nicht verkehrt. Nichts Lebensbedrohliches, aber so, wie ich Zeb kenne, braucht er seine Fußzehen sowieso nie alle gleichzeitig.
    Mein Twitter-Logo zwitschert, teilt mir mit, dass ein Tweet von meinem Therapeuten eingetroffen ist. Neuerdings verbreitet er seine Weisheiten online, was – wie er mir versichert – früher oder später unumgänglich sein wird, warum sollte er also nicht vorangehen. Selbst habe ich nie getweetet, aber ich lese Dr. Simon und Craig Ferguson, einen lustigen keltischen Kasper.
    Tweets haben was Zwanghaftes, also stürze ich mich auf Simons jüngsten Erguss:
    Denkt dran, meine lieben Phobiker: Kurz vor der Dämmerung ist es immer am dunkelsten, es sei denn, wir haben eine Sonnenfinsternis.
    Ich frage mich, wen er damit beruhigen möchte.
    Ich schalte auf Sofias kurze Nachricht zurück, und allein der Anblick des schlichten Emoticons lässt es mir ein paar Grad wärmer ums Herz werden.
    Sofia. Ob uns wohl eine Chance vergönnt ist?
    Scheiße. Wenn das so weitergeht, schreibe ich bald Gedichte.

    Meine Sinne täuschen mich nicht, ich spüre, dass jemand vor mir steht. Ohne hinzusehen, weiß ich, dass es eine Frau ist. Mein Unterbewusstsein versteht die Anzeichen zu deuten: Parfüm, der Klang der Schritte zuvor, das Geräusch ihres Atems. Eine Frau, aber Mary ist es nicht.
    Ich blicke also auf, und keinen Meter von mir steht eine vornehme Dame, die mich anstarrt, als hätte sie ihr Dienstmädchen bei Tiffany’s erwischt. Sie ist um die vierzig, wovon man dank Schönheitssalons und Gymnastik gute zehn Jahre abziehen darf.
    Blondes Haar rahmt ihr auffallend schönes Gesicht, das auf gute Weise an ein Pferd erinnert, und ihr durchtrainierter Körper wird auf das Angenehmste von einem roten Jogginganzug aus Samt verhüllt, auf dessen Hinterteil garantiert in großen Lettern ein provokanter Spruch steht. Anhand des glitzernden Diamantrings an ihrem Finger und der Tatsache, dass gleich ein ganzer Kellnertrupp im Abstand von zwei Metern besorgt um sie herumscharwenzelt, erkenne ich, dass sie steinreich ist.
    Keine Ahnung, was das soll, aber ich habe keine Zeit dafür.
    Ich entscheide mich für schnelles Abwimmeln.
    »Gute Frau«, sage ich. »Was auch immer Sie glauben …«
    Sie fällt mir ins Wort. »Mister McEvoy? Daniel

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