Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
in Paraffin gebadet hat, bevor die vornehme Politur draufkam.
Bumm. Fall erledigt. Wir sind gearscht.
Meiner Mutter zuliebe versuche ich es ein letztes Mal. »Evelyn, du wirst manipuliert, merkst du das nicht? Edit will an deinen Fonds, deshalb lässt sie dich hier oben wohnen, füllt dich mit den besten Tropfen ab, bis du pleite bist. Dann schmeißt sie dich raus, und du landest wieder in der Gosse.«
Evelyn geht demonstrativ an den Barschrank und schenkt sich einen so großen Scotch ein, dass man ein Schwein darin marinieren könnte.
»Ich war in der Gosse, Danny, und ich habe beschlossen, dass ich dort nicht wieder hinmöchte. Edit und ich haben eine Vereinbarung getroffen. Ich investiere in ein paar Unternehmen, die vorübergehend in die Bredouille geraten sind, und bekomme dafür zwanzig Prozent der Anteile an der Costello Corporation.«
Scheiße. Bredouille. Ich wette, das Wort hat sie lange nicht benutzt. Obwohl sie vielleicht abends in ihrem Motelzimmer lag und dachte: Nach so viel Lambrusco gerät meine Leber ein wenig in die Bredouille.
»Ist dir egal, dass sie mich umbringen wollte?«
»Das ist mir nicht egal, Daniel. Natürlich nicht. Aber ich fürchte, es war nicht so, wie du denkst. Wir wissen doch alle, dass du seit deiner Zeit bei der Armee nicht mehr der Alte bist. Du siehst Sachen, die gar nicht da sind. Du sprichst mit dir selbst. Hast du mal überlegt, ob du an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidest?«
Das war’s. Damit ist es besiegelt. Meine letzte lebende Angehörige widert mich an.
»Okay, egal. Ihr beiden habt einander verdient. Paddy wäre wirklich stolz auf euch.«
Evelyn kippt die Hälfte ihres Drinks in einem Zug herunter. Sie wird das Leben hier oben lieben. Ein niemals versiegender Vorrat an erstklassigem Alkohol, und sie muss sich nicht mal dafür prostituieren.
»Komm schon, Ronnie«, sage ich. »Der Lady kann nicht mehr geholfen werden.«
Ronnie ist noch nicht bereit zu gehen. Sie zieht ihr Handy aus der Tasche und macht Fotos von Edit und Evelyn.
»Ihr seid jetzt superzufrieden mit euch selbst und glaubt, ihr habt gewonnen, aber ich werde Fortz und Krieger finden und die Verbindung zu euch zurückverfolgen. Ich wette, Sie haben vorher schon mit den beiden gearbeitet. Und wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann lassen Sie Daniel wirklich umbringen, dann kann ich den Fall viel besser aufbauen.«
Edit und Ronnie sehen einander an. Botschaft gesendet; Botschaft angekommen. Möglicherweise hat mir Ronelle Deacon gerade das Leben gerettet.
Im Fahrstuhl werde ich ein bisschen sentimental.
Was ist bloß los mit den Menschen? Warum musste Evelyn zur dunklen Seite überwechseln? Haben ihr der Grapschunterricht und der Eispickel gar nichts bedeutet? Damals vermutlich schon, aber das ist lange her, und jetzt sieht die Sache anders aus.
Die junge Evelyn, die Sherrydiebin, hatte ihren langen Abstieg noch nicht begonnen, die Klassenschranken auf ihrer Talfahrt noch nicht durchbrochen, noch nicht in den Notunterkünften der Unausgenüchterten übernachtet.
Ich merke, wie mich meine Stimmung überwältigt. Nach allem, was Ronnie für mich da oben getan hat, verdient sie es nicht, mit Schweigen bestraft zu werden.
»Tut mir leid, Ronnie, dass ich so still bin. Du hast mir da oben sehr geholfen. Danke.«
»Hm?«, fragt Ronnie und blickt von ihrem Handy auf. »Ich hab E-Mails gecheckt. Hast du was gesagt?«
»Nein. Nein, hab nur so vor mich hin geredet.«
Ronnie steckt das Handy ein. »Die gute Nachricht ist, dass sie das Studio gefunden haben, in dem dein Folterporno einschließlich Trailer gedreht werden sollte. Damit bist du aus der Sache raus. Keine Geschworenen der Welt würden einen Mann verurteilen, weil er zwei Kotzbrocken verprügelt hat, die ihn vor laufender Kamera meucheln wollten.«
»Dann bin ich also ein freier Mann?«
»So ungefähr. Du musst auf jeden Fall zur Vernehmung, aber das ist nicht dringend. Erst mal solltest du dich längere Zeit unter die Dusche stellen.«
Zehn Jahre vielleicht. »Mein Wagen steht hier, dann sehen wir uns in Cloisters?«
Ronnie steigt in der Lobby aus, hält aber die Tür noch auf.
»Was ich da oben gesagt habe, dass ich meinen Fall besser aufbauen könnte, wenn du tot wärst …«
»Ich erinnere mich.«
»Na ja, das stimmt schon, aber ich denke, vielleicht wär’s das gar nicht wert.«
Die goldenen Türen schließen sich, und ich sehe mein eigenes Spiegelbild, ich gucke dämlich und geschlagen aus der
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