Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Großmutter. »Warum hast du es so eilig?«
    Alan ging nicht auf die Frage ein, sondern wandte sich an seinen Steward. »Wie viel kann ich aufbringen, Guillaume?«
    »Gar nichts«, lautete die kategorische Antwort. »Nach der schlechten Ernte letztes Jahr brauchen wir hier jeden Penny für …«
    »Dieses Jahr werden wir eine gute Ernte bekommen«, unterbrach Alan. »Und ich habe dich nicht gefragt, wie viel Geld du mir zugestehen willst, sondern wie viel ich besitze, Cousin. Nur damit das klar ist.«
    Guillaume lachte brummend in sich hinein. »Hallelujah. Alan of Helmsby ist nach Hause gekommen.«
    »Also?«
    »Ungefähr fünfzig Pfund.«
    Alan pfiff leise durch die Zähne. Das war weit mehr, als er gedacht hätte. Fragend sah er zu seiner Großmutter.
    »Ich nehme an, die Hälfte sollte ausreichen«, befand Matilda nach kurzer Überlegung. »Was sagt Ihr, Bruder Elias? Und tut nicht so schockiert; ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, dass Euer Abt Jerome die Scheidung des Earl of Norfolk innerhalb nur eines Monats durchgedrückt hat, weil die zukünftige Countess of Norfolk schon guter Hoffnung war und der König von dem Malheur nichts wissen durfte.«
    Bruder Elias richtete sich auf und zupfte nervös an einem losen Faden am Ärmelsaum seiner Kutte. Dann räusperte er sich. »Fünfundzwanzig Pfund wären gewiss eine willkommene Spende, um das Werk des Herrn zu tun, Mylady, aber dreißig wären besser.«
    »Also dreißig«, entschied Alan.
    »Komm nicht und frag mich um Rat, wenn du die Steuern nicht bezahlen kannst«, knurrte Guillaume.
    »Ich zahle keine Steuern an Stephen, und die Kaiserin schuldet mir weit mehr als ich ihr«, gab Alan zurück. »Und wenn wir mehr Geld brauchen, als wir haben, werde ich es bei den Juden in Norwich leihen. Ich habe … gute Beziehungen.«
    »Ein unheilvoller Weg«, warnte der umsichtige Steward prompt. »Sie nehmen einen Penny pro Pfund pro Woche an Zinsen.«
    »Das klingt gar nicht so unbescheiden.«
    »Nein, bis man es nachrechnet. Es sind pro Jahr auf hundert Pfund zweiundzwanzig.«
    »Zweiundzwanzig was?«
    »Pfund, natürlich.«
    Alan stockte beinah der Atem. »Allmächtiger.« Er verbiss sich ein Lachen. »Kein übles Geschäft. Schade, dass die Kirche es uns verbietet …«
    Bruder Elias gab ein ersticktes Tönchen von sich, das fast wie das Jaulen eines Welpen klang.
    Lady Matilda betrachtete ihren Enkel mit unverhohlenem Vergnügen, dann tätschelte sie dem Mönch tröstend den Arm. »Dort drüben auf dem Pult liegen Pergament und Feder, mein Freund. Seid so gut und macht Euch ans Werk.«
    Es kam Alan vor, als wären ihm mit einem Mal Flügel gewachsen. So leicht war ihm ums Herz, dass seine Füße kaum mehr den Boden zu berühren schienen. Und nicht Susannas Abreise war der Grund dafür. Solange ich Woodknoll nicht zurückhabe, wird ein Teil von mir immer auf der Insel gefangen bleiben , hatte Simon zu ihm gesagt. Alan beglückwünschte den Jungen zu seiner Selbsterkenntnis, und er konnte Simons Gefühle nur zu gut verstehen. Denn erst jetzt, da er sich selbst wiedergefunden hatte und als Alan of Helmsby heimgekehrt war, fühlte er sich wirklich frei. Und dieses Gefühl von Freiheit war es, das ihn mit dieser ungewohnten, gänzlich neuen Zuversicht und Lebensfreude erfüllte.
    Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in Helmsby spürten diese Veränderung, und auch sie fühlten eine Last von ihren Schultern genommen.
    Alan schickte Roger, den letzten verbliebenen seiner drei Ritter, und Bruder Elias mit zwei Männern der Wache nach Norwich zum Bischof. »Und ich wäre sehr dankbar, wenn Ihr auf dem Weg diesen Brief für mich abgeben würdet.«
    Er reichte Bruder Elias einen gefalteten und versiegelten Pergamentbogen. Fünf Tage nachdem ich Euer Haus verlassen hatte, habe ich mein Gedächtnis wiedergefunden , hatte er geschrieben. Ich glaube, ich weiß jetzt, wofür der Höllenwurm stand, der mir im Palmenhain wieder und wieder begegnet ist. Ihr hattet recht, und ich werde für immer in Eurer Schuld stehen. Ich komme zu Euch, sobald ich kann, um meinen Teil unserer Abmachung zu erfüllen. Seid gepriesen für Eure Heilkunst und Eure Güte. Euer ergebener Freund, Alan of Helmsby.
    »Er ist für einen Heiler namens Josua ben Isaac. Ihr findet ihn …«
    Bruder Elias’ Hand zuckte zurück, als habe der Brief ihm die Haut versengt. »Kommt nicht infrage!«, rief er erschrocken.
    »Wieso?«, fragte Roger. »Was ist mit dem Mann?«
    »Er ist ein Jude .« Der Mönch

Weitere Kostenlose Bücher