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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sprach das Wort mit Widerwillen aus, als sei es etwas Anstößiges.
    Der Ritter hob die Schultern. »Und? Wird er uns verhexen, wenn wir sein Haus betreten?«
    »Blödsinn«, knurrte Alan.
    »Seid nicht so sicher«, unkte Bruder Elias.
    Roger streckte die Hand aus. »Gib ihn mir, Alan. Ich tu’s.«
    »Danke. Das Judenviertel liegt am Fuß der Burg. Frag nach Josua oder Ruben ben Isaac, jeder dort kennt ihr Haus.«
    Roger steckte den Brief in seinen Bliaut. »Wird gemacht, Mylord.« Er bedachte den Mönch mit einem spöttischen Kopfschütteln. »Also dann, Bruder Hasenherz. Lasst uns in zwei Stunden aufbrechen.«
    Alan hätte am liebsten all seine Dörfer und Pächter am ersten Tag besucht, aber er wusste, er musste es systematisch angehen, wenn er sich einen Überblick verschaffen wollte. Also verbarrikadierte er sich einen halben Tag lang mit Guillaume, und zum ersten Mal seit seiner Rückkehr hörte er seinem Steward wirklich zu und befasste sich mit den Problemen, die dieser ihm vortrug.
    »Ich werde in den nächsten Tagen nach Metcombe reiten und anschließend weiter nach Blackmore«, sagte Alan schließlich. »Ich schätze, es ist in beiden Fällen wichtig, dass ich mich sehen lasse und mir selbst anhöre, was die Leute zu sagen haben.«
    Guillaume atmete verstohlen auf. »Das wäre ganz gewiss gut«, stimmte er zu.
    Alan rang einen Moment mit sich. Dann sah er seinen Cousin wieder an. »Was erwartet mich in Metcombe? Wie geht es Eanfled und meinem Kind?«
    Guillaume erwiderte seinen Blick. »Eanfled ist tot, Alan.«
    »Tot.«
    Der Steward nickte bekümmert. »Es tut mir leid.«
    Es traf Alan härter, als er für möglich gehalten hätte. »Was ist passiert?«
    »Sie hat dem Schmied einen Sohn geboren und starb noch in derselben Nacht.«
    Alan senkte den Kopf und bekreuzigte sich. »Jesus. Sie kann noch keine zwanzig gewesen sein. Und sie hat … so gerne gelebt.«
    »Tja. Ganz Metcombe trauert um sie. Und Cuthbert ist fast krepiert vor Kummer.«
    »Und sie? Hatte sie ihn gern?«
    »Oh ja. Du weißt ja, wie er ist. Sei getröstet, Vetter. Sie war glücklich mit ihrem Cuthbert, und er könnte nicht besser zu deiner kleinen Tochter sein, wenn es seine eigene wär. Sie ist ein goldiges Kind. Agatha. Wir haben uns lange um sie gesorgt, weil sie nicht gesprochen hat, aber dein Freund Simon de Clare hat das Wunder vollbracht und ihre Zunge gelöst.« Er erzählte Alan, was genau sich zugetragen hatte. »Großartiger Kerl übrigens, Simon de Clare.«
    »Das ist er.« Alan stand auf, und auf dem Weg zur Tür legte er Guillaume einen Moment die Hand auf die stämmige Schulter. »Ich glaube, ich habe bislang versäumt, dir zu danken. Du hast all die Jahre hier ausgehalten und für Helmsby und all meine übrigen Besitzungen gesorgt.«
    »Ich hab nur getan, was ein ordentlicher Steward eben tut«, wehrte sein Cousin verlegen ab.
    Alan schüttelte den Kopf. »Deine Frau ist guter Hoffnung?«, fragte er.
    Guillaume nickte.
    »Seit wann seid ihr verheiratet? Und wer ist sie eigentlich? Herrje, entschuldige, ich habe sie bei meiner Rückkehr kaum begrüßt. Ich hoffe, sie übt Nachsicht mit mir. Ich war nicht ich selbst.«
    Guillaume winkte beruhigend ab. »Sie versteht das schon. Sie ist Lady Aldgyth of Morton. Ihr Vater war dein Vasall.«
    Der Name stellte sich unaufgefordert in Alans Gedächtnis ein. »Dunstan of Morton.«
    »Hm. Ihr Bruder fiel bei Lincoln, und letztes Jahr starb ihr Vater. Sie war ganz allein dort, armes Kind.«
    »Und du hast sie geheiratet, um sie aus ihrer Einsamkeit zu erlösen? Wie nobel. Ihr ansehnliches Gut hatte gewiss nichts damit zu tun.«
    Guillaume war nicht eingeschnappt. Mit einem nachsichtigen Lächeln erwiderte er: »Natürlich wollte ich das Land. Aber ich war auch in Sorge um sie. In unruhigen Zeiten wie diesen sollte eine Frau nicht allein auf einem abgelegenen Gut leben. Na ja. Es hat sich für uns beide bewährt. Wir verstehen uns gut. Es war die richtige Entscheidung.«
    Alan seufzte verstohlen. »Dann warst du bei deiner Heirat klüger als ich.«
    Der Steward hob gleichmütig die Schultern. »Mehr Glück beim nächsten Mal, wie es so schön heißt.«
    Alan nickte, ging aber nicht weiter darauf ein. »Wenn dein Kind ein Sohn wird, bekommt er ein Stück Land von mir. Irgendwo in der Nähe von Morton.«
    »Alan, du kannst nicht …«, begann Guillaume abzuwehren.
    Aber sein Cousin unterbrach ihn. »Das ist das Mindeste, was ich dir schulde. Und es ist mein Land. Du scheinst das

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