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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Klosters.
    »Wir werden ein paar Obstbäume pflanzen und Gemüsebeete anlegen«, sagte Josua. »Die Arbeit mit lebenden, wachsenden Dingen kann eine sehr heilsame Wirkung haben. Für jemanden wie Euren Freund Luke etwa.«
    Alan erkannte unter Gewissensbissen, dass er Luke und seinen bedenklichen Zustand vorübergehend aus seinen Gedanken verbannt hatte. »Ich hoffe, dass ich ihn überreden kann, freiwillig herzukommen«, sagte er beklommen. »Ich würde ihn ungern zwingen.«
    »Das kann ich verstehen. Aber notfalls müsst Ihr es tun. Was Ihr mir beschrieben habt, klingt nicht gut. Es ist nicht auszuschließen, dass Luke zur Gefahr für sich und andere wird.«
    »Nein, ich weiß.« Dann kam ihm eine ganz andere Frage in den Sinn. »Wie wollt Ihr Luke helfen, wenn Ihr doch gar kein Englisch sprecht?«
    »Nicht viel«, musste Josua einräumen. »Mein Sohn David hingegen beherrscht es sehr gut. Er wird mit mir hier arbeiten. Es ist sein Wunsch ebenso wie meiner.«
    Er schien wahrhaftig an alles gedacht zu haben. Alan war beruhigt. »Was muss ich tun, um dieses Haus zu kaufen?«, fragte er.
    »Ruben kennt den normannischen Kaufmann, der als Agent für den Earl of Chester fungiert. Wenn Ihr wünscht, könnt Ihr die ganze Abwicklung meinem Bruder übertragen. Er weiß bestens mit diesen Dingen Bescheid.«
    »Einverstanden.«
    Josua schlenderte durch den Garten zu einer etwas tiefer liegenden Stelle, wo das Gras grüner war. »Ich frage mich, ob man hier eine Quelle findet, wenn man gräbt«, murmelte er.
    »Ganz bestimmt«, gab Alan zurück. »Das hier ist schließlich East Anglia. Da könnt Ihr graben, wo Ihr wollt, wenn Ihr Wasser sucht.«
    »Hm. Ein Brunnen wäre nicht schlecht. Ein Springbrunnen.«
    »Ein was?«, fragte Alan verständnislos.
    »Man führt das Wasser durch ein enges Rohr nach oben. Dort ergießt es sich in eine Schale. Wenn sie überfließt, fällt es in eine größere Schale darunter. Von der zweiten Schale in eine noch größere dritte.« Er beschrieb mit den Händen, wie ein Springbrunnen aussah. »Die Mauren in Spanien sind Meister in dieser Kunst. Sie sind ganz versessen auf Springbrunnen, weil ihre Vorfahren aus der Wüste kamen, nehme ich an.«
    »Und was ist der Sinn eines solchen … Springbrunnens?«
    Josua betrachtete ihn mit einem Lächeln. »Nur seine Schönheit, mein junger Freund. Nichts sonst. Er plätschert, und das Wasser glitzert in der Sonne. Das wirkt beruhigend, und Schönheit ist wie ein Lichtstreif in der Finsternis der Seele.«
    »Oh ja. Ich weiß.« Eine bessere Eröffnung würde sich nicht bieten. »Josua, gebt mir Eure Tochter.«
    Das Lächeln verschwand wie weggewischt. »Nein.« Der Arzt wandte sich brüsk ab. »Ihr wollt sie also, damit ihre Schönheit Eure Seele erhellt, ja?«
    Er schritt zum Haupttor, aber Alan gedachte nicht, sich abhängen zu lassen, und ging neben ihm einher. »Möglicherweise war es zu Anfang so. Aber dank der Gnade Gottes und Eurer Hilfe ist die Finsternis meiner Seele gewichen.« Von gelegentlichen Kurzbesuchen abgesehen, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Und zum Dank dafür wollt Ihr mir meine Tochter stehlen, sodass ich nicht mehr das Brot mit ihr brechen kann, nicht mehr mit ihr beten kann, nicht mehr mit ihr sprechen, nicht mehr ihre Hand halten. So als wäre sie gestorben.« Es klang bitter.
    »Das liegt allein bei Euch«, gab Alan frostig zurück. »Denn sie wird lebendig sein und nur einen knappen Tagesritt entfernt von hier leben. Aber wenn eine Ehe mit mir Eure Tochter in Euren Augen so erniedrigt und entehrt, dass sie für Euch gestorben ist, dann gibt es nichts, was ich daran ändern könnte.«
    »Da sie niemals Eure Frau werden wird, ist diese Debatte glücklicherweise müßig«, entgegnete Josua nicht weniger eisig.
    Sie legten den kurzen Weg ins Judenviertel in grimmigem Schweigen zurück, und Alan entgingen die argwöhnischen Blicke nicht, die sie von Christen wie auch von Juden auf der Straße ernteten. Sowohl der Bischof als auch der Rabbiner der jüdischen Gemeinde runzelten die Stirn über freundschaftliche Kontakte zwischen ihren jeweiligen Schäfchen, erinnerte er sich. Und wie sollten die Missverständnisse und das gegenseitige Misstrauen je aus der Welt geschafft werden, wenn sie keine Chance bekamen, einander kennenzulernen?
    Vor der Tür, die von der Straße in seine Behandlungsräume führte, blieb Josua stehen. »Ich denke, es ist besser, wenn Ihr jetzt geht«, sagte er unwirsch.
    Alan verzog die Mundwinkel zu einem bitteren

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