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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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kleinen Lächeln. »Was ist nur aus der viel gerühmten jüdischen Gastlichkeit geworden …« Er verneigte sich höflich. »Natürlich werde ich gehen, wenn es Euer Wunsch ist, Josua. Ich kann den Weg durchs Hoftor nehmen, um zu Eurem Bruder zu gelangen und den Kauf des Hauses mit ihm zu besprechen, und Ihr braucht mich nicht zu sehen und könnt beschließen, heute nicht mehr an mich zu denken. Es wird indes nichts nützen. Denn ich komme morgen wieder. Und am Tag darauf. So lange, bis Ihr Ja sagt.«
    Josua wandte ihm rüde den Rücken zu und steckte den Schlüssel ins Schloss. »Ihr werdet als alter Mann noch an diese Tür klopfen, mit langem weißem Bart und auf einen Krückstock gestützt.«
    »Wenn es so sein soll.«
    »Kommt schon rein«, knurrte der Arzt über die Schulter.
    Erleichtert folgte Alan ihm.
    Miriam saß auf der Behandlungsliege, hatte die Knöchel gekreuzt und ließ die Füße baumeln, die Hände im Schoß gefaltet. Sie trug Schuhe, wie Alan sie sonst nur bei Mönchen kannte: Sandalen. Vorn geschlossen, aber dennoch war zwischen den Riemen ein gutes Stück Fuß zu sehen, und obendrein war ein Bändchen aus drei geflochtenen Wollfäden um ihren rechten Knöchel geknotet. Alan war es, als habe er nie zuvor etwas so Verführerisches gesehen, und dieser gänzlich unverhoffte sinnliche Moment verschlug ihm beinah den Atem, so wie bei ihrer allerersten Begegnung am Brunnen vor der Synagoge.
    »Ich habe gewusst, dass ihr streiten würdet«, sagte Miriam zur Begrüßung. »Darum bin ich lieber hergekommen.«
    »Und du kannst gleich wieder gehen«, eröffnete ihr Vater ihr. »Was ich Alan zu sagen habe, ist nur für seine Ohren bestimmt.«
    »Ich werde nicht gehen«, teilte Miriam ihm mit. »Wenn ich seine Frau bin, werden wir ohnehin ein Leib sein, so steht es in der Schrift. Ich nehme an, das gilt auch für die Ohren.«
    Alan stand mit verschränkten Armen an die Tür gelehnt, und er hätte den Rest seiner Tage damit verbringen können, sie zu betrachten, diese beinah erhabene Ruhe, die allein das Funkeln in den schwarzen Augen Lügen strafte.
    »Du wirst aber nicht seine Frau«, gab ihr Vater zurück.
    »Warum bist du so strikt dagegen? Du weißt genau, dass kein jüdischer Mann, der dir auch nur annähernd gut genug wäre, mich mehr nehmen wird nach der Sache mit Gerschom. Aber Alan will mich haben. Und er besitzt alle Eigenschaften, die du an einem Mann schätzt, oder nicht?«
    »Sagen wir, einige wenige«, knurrte Josua. »Und die alles entscheidende fehlt ihm.«
    »Er ist kein Jude.«
    »Ich bin erleichtert zu hören, dass du es nicht vergessen hast.«
    »Warum ist das so alles entscheidend? Wo du ihn doch liebst wie einen Sohn? Mehr als du je glaubtest, einen Goj lieben zu können?«
    Josua starrte sie an, und die Wangen oberhalb des Bartes waren fahl geworden. »Was redest du da?«, fragte er matt.
    Miriam sah von ihm zu Alan und wieder zurück. »Du hast es zu Onkel Ruben gesagt. Ich habe euch belauscht. Das war unehrenhaft, ich weiß. Aber es ist auch unehrenhaft, nicht zu dem zu stehen, was man gesagt hat, Vater.«
    Josua war zur Abwechslung einmal sprachlos.
    Alan löste sich von der Tür, trat zu Miriam, nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. Ihr Vater knurrte wie ein großer wütender Hütehund. Alan und Miriam tauschten ein Lächeln, und er sagte: »Du bist eine kluge Taktikerin, aber du solltest ihn nicht in Verlegenheit bringen, denn das wird ihn nur noch sturer machen.« Und ehe Josua ihm an die Kehle gehen konnte, verneigte er sich vor ihm und fuhr fort: »Falls Ihr das wirklich gesagt habt, sollt Ihr wissen, dass ich nicht mehr so stolz war oder mich so beschenkt gefühlt habe seit dem Tag, als mein Onkel Gloucester mich in seinen Haushalt nahm.«
    Josua blinzelte ein paarmal wütend und wandte den Kopf ab. Schließlich forderte er Alan und seine Tochter mit einer Geste auf, sich an den Tisch zu setzen. Er protestierte nicht einmal, als sie zwei eng beieinanderstehende Schemel wählten.
    Er nahm auf der anderen Seite des gescheuerten Tisches Platz und ergriff Miriams Hand mit seinen beiden. »Keiner von euch überblickt wirklich, was es bedeuten würde«, sagte er leise, seine Stimme sehr tief. »Du wirst in keine Synagoge mehr gehen können. Niemand wird dich mehr bei einem unserer Feste dulden. Du könntest nie wieder die Sabbatkerzen anzünden. Du wärest eine Ausgestoßene.« Er sah zu Alan. »Und das Gleiche gilt für Euch. Wenn der Bischof davon erfährt, wird er Euch aus

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