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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schmerzlich das Gesicht verzerrten und beide Blut vergossen, aber der Schmerz war nichts gemessen an der Wonne, die sie einander gleich beim ersten Mal schenkten. Es war, als wären ihre Leiber füreinander gemacht. Alan war fasziniert davon, wie der schmale, fremde Körper unter ihm jede noch so kleine Veränderung von Position und Rhythmus aufnahm und erwiderte. Seine Nervosität verschwand. Er stützte sich auf einen Ellbogen, liebkoste eine der kleinen Brüste und entzückte seine Braut mit sacht schaukelnden Bewegungen, bis ihre Haut zu glühen begann, sie seine Oberarme mit ihren schmalen rauen Händen umklammerte und kam. Da drückte er ihre Schultern auf die Decke hinab, zog sich fast ganz zurück und pflügte wieder hinein, schneller und härter mit jedem Stoß, und noch ehe ihr letzter Schauer verebbt war, ergoss er sich in sie.
    Erst als sein Keuchen nachließ, wurde er gewahr, dass ein Chor von Vogelstimmen den Wald erfüllte. Einen Moment lauschte er mit geschlossenen Augen, während seine Lippen über die Schulter seiner Frau strichen. Ihre Haut fühlte sich jetzt wieder kühl an. Welch ein Hort an Wundern der Körper einer Frau doch war …
    Die Finger ihrer Linken wanderten seine Wirbelsäule hinab und wieder hinauf, während die rechte Hand sich auf seine unrasierte Wange legte. »Mach die Augen auf«, flüsterte Miriam.
    »Schon?«, fragte er wehmütig.
    »Ich will sehen, ob sie grün oder blau sind.«
    Lächelnd tat er ihr den Gefallen, schlug die Lider auf und hob den Kopf.
    Sie sah ihn an und seufzte. »Ich weiß es immer noch nicht.«
    Er schob den Arm unter ihren Rücken, drückte sie noch einen Moment an sich und küsste ihre Stirn. »Feenaugen, sagen die Leute hier«, murmelte er. Dann löste er sich und richtete sich auf.
    »Vielleicht dulden die Feen uns deswegen an ihrer heiligen Quelle«, mutmaßte Miriam.
    »Das sehen wir morgen früh. Wenn einer von uns bei Sonnenaufgang blind oder stumm oder ganz verschwunden ist, werden wir wissen, dass wir sie erzürnt haben.«
    Miriam richtete sich auf die Ellbogen auf. »Ist es das, was die Menschen hier glauben?«
    Er ergötzte sich an ihrer Natürlichkeit, daran, dass sie keinerlei Bedürfnis zu verspüren schien, sich zu bedecken. »Früher haben es alle geglaubt. Heute nur noch fast alle«, antwortete er.
    Sie dachte einen Moment nach. »Ich werde viel zu lernen haben über Helmsby und seine Menschen.«
    »Du wirst viel Zeit dazu haben.«
    Sie nickte, stand auf, ging zur Quelle und kniete sich dort ins Gras, um zu trinken. »Lass uns heute Nacht nicht davon sprechen«, bat sie dann. »Von Helmsby und deiner Großmutter und all den anderen dort und was sie von deiner jüdischen Frau halten mögen.«
    »Nein«, stimmte er zu. »Heute Nacht lassen wir uns von den Feen verzaubern, und die Welt soll uns gestohlen bleiben.«
    Der Tag brach verhangen an, und die grauen Wolken verhießen Regen. So aßen Alan und Miriam nur einen Happen von dem koscheren Brot, das in Alans Satteltasche verstaut gewesen war, tranken einen Schluck aus der klaren Quelle und machten sich dann auf den Weg nach Helmsby.
    »Was wirst du essen?«, fragte er. Es war eines der vielen praktischen Probleme, um die er sich bislang gedrückt hatte.
    »Obst, Gemüse, Fisch und Brot, das ich selber backen werde«, antwortete Miriam. »Oder vielleicht kann ich deiner Köchin beibringen, es zu backen.«
    »Tu das«, stimmte er zu. »Ich liebe euer Brot.«
    »Koscher zu essen ist nicht ganz einfach, und ich kann kein Fleisch zu mir nehmen, das nicht nach unseren Regeln geschlachtet ist. Schon gar nicht, wenn es mit Milch in Berührung gekommen ist. Aber ich werde nicht verhungern, sei unbesorgt.«
    »Es wäre eine Bereicherung meiner Tafel, wenn die Köchin ein paar deiner wundervollen Eintöpfe zu kochen lernt.«
    »Aber wir wollen sie nicht gleich zu Beginn damit überfallen. Dein Gesinde wird so schon Grund genug finden, mir ablehnend zu begegnen.«
    Wer es wagt, dir ablehnend zu begegnen, wird eine sehr böse Überraschung erleben, dachte Alan grimmig, doch er sagte lediglich: »Wenn wir das nächste Mal nach Norwich reiten, besorgen wir die Kräuter und Gewürze, die bei euch üblich sind, und dann sehen wir weiter.«
    Sie lächelte, streckte die Hand aus und drückte kurz die seine. »Einverstanden. Ist es noch weit?«
    Er wies nach vorn. »Siehst du dort rechts das helle Schimmern durch die Bäume? Das ist die Kirche von Helmsby.«
    Auf dem Dorfplatz und am Brunnen war niemand zu

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