Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Sheriff aufsuchen und in Erfahrung bringen, was er über Eustache de Boulogne hört. Was meinst du?«
    »Vermutlich ist es das, was mir in Wahrheit zu schaffen macht: die Vorstellung, dass du wieder in den Krieg ziehst.«
    »Und nicht wiederkomme und du mit deinen halb jüdischen, halb christlichen Kindern allein in einer Welt zurückbleibst, wo du nirgendwo richtig hingehörst.«
    Sie regte sich unruhig. »Es klingt abscheulich, wie du es sagst. Selbstsüchtig und …«
    »Keineswegs. Es ist eine berechtigte Sorge.«
    »Ich glaube, wenn du in den Krieg ziehst und nicht wiederkommst, ist mir egal, was aus mir wird.«
    Er drehte den Kopf und küsste sie auf die Schläfe. »Das ist sehr schmeichelhaft. Aber so darfst du nicht denken.«
    »Nein. Ich weiß.« Sie strich mit dem großen Zeh über sein Bein. Er liebte es, wenn sie das tat, aber da sie erst vor einer Woche ein Kind bekommen hatte, konnte es heute leider zu nichts führen.
    »Dein Vater würde dich und die Kinder aufnehmen, bis Aaron alt genug ist, sein Erbe anzutreten.«
    »Das heißt, du wirst gehen?«
    Alan legte beide Arme um sie. »Ja.«
    Nach Regy hatte er sein Schwert für alle Zeiten aus der Hand legen wollen. Aber Simon – auf einmal so erwachsen geworden – hatte ihm ausgeredet, einen Eid zu schwören. Du wirst ihn eines Tages brechen , hatte er gewarnt. Denn auch wenn der Krieg dich anwidert, willst du ihn immer noch gewinnen. Für deinen Vater, für Gloucester und für Henry.
    Er hatte ja so verdammt recht.
    »Ich muss, Miriam. Die Menschen von East Anglia haben genug gelitten. Und wenn irgendwer hier in der Gegend Unheil stiftet, ist mein Cousin Haimon meist nicht fern. Ich kann nicht so tun, als ginge mich das nichts an.«
    »Nein. Das verstehe ich.«
    »Ich hoffe nur, Henry Plantagenet bemüht sich in absehbarer Zeit her und kümmert sich endlich selbst um seine Krone.«

Poitiers, Mai 1152
    Nichts lieber als das hätte Henry getan, zumal die englischen Lords ihm im März eine verzweifelte Botschaft geschickt hatten: Wenn er nicht bald käme, könne es zu spät sein, da die Engländer anfingen zu glauben, er habe sie vergessen.
    So rasch wie möglich hatte Henry seine Vasallen in Lisieux versammelt, ihnen seine Pläne unterbreitet und um ihre Unterstützung geworben.
    In der Woche vor Pfingsten kam er endlich ins Poitou, die nördlichste von Aliénors vielen Grafschaften. Das hübsche, verschlafene Poitiers war die Hauptstadt, und die dortige Burg, wusste Simon zu berichten, gehörte zu Aliénors liebsten Domizilen.
    »Jetzt verstehe ich auch, warum«, bemerkte Henry, blieb mitten im sonnenbeschienenen Innenhof stehen und betrachtete das Sammelsurium aus strohgedeckten Holzgebäuden und steinernen Türmen. Er wies auf den zur Rechten. »Nun schaut euch diese Figuren da oben an der Fassade an. Ich dachte, so etwas gibt es nur an Kirchen. Wunderschön.«
    »Das ist der Maubergeonne-Turm«, erklärte Simon. »Aliénors Großvater hat ihn bauen lassen, um ihre Großmutter darin gefangen zu halten.«
    »Er hat seine Frau eingesperrt? Was für ein Schuft.«
    »Nein, nein, sie war nicht seine Frau, sondern die eines Vasallen. Der alte Guillaume hat sie gesehen, musste sie unbedingt haben, hat sie entführt und hierhergebracht. Ihr Name war Dangerosa. Es heißt, sie verfiel ihm rettungslos, und sie verbrachten ein paar stürmische Jahre miteinander. Irgendwann hat er seinen Sohn gezwungen, ihre Tochter zu heiraten, um die Wogen zu glätten. Das waren Aliénors Eltern.«
    Henry grinste beeindruckt. »Fast so eine verrückte Familie wie meine.«
    Simon erzählte ihm nicht, dass ein heiliger Eremit den liebestollen Herzog und seine Dangerosa verflucht und prophezeit hatte, all ihre Nachfahren sollten immer nur Unglück mit ihren Kindern haben. Jetzt war kaum der geeignete Zeitpunkt für diesen Teil der Geschichte, fand er.
    Simon war nervös. Das war er nicht von sich gewohnt, denn ein kühler Kopf und starke Nerven waren die wichtigsten Eigenschaften für einen Mann in seiner Position. Aber die Rolle, die ihm hier zugefallen war, war ja auch höchst ungewöhnlich. Und er stellte fest, dass er sich sehr viel wohler dabei fühlte, im Schatten zu wirken, Geheimnisse zu ergründen und zu hüten, als vor den Augen der Welt eine höchst brisante Ehe zu stiften.
    »Sind wir hier, um die Baukunst zu bewundern, oder wollen wir gehen?«, fragte er.
    Henry setzte sich wieder in Bewegung und warf ihm einen Blick zu. »Warum so grantig, Merlin? Du musst sie doch

Weitere Kostenlose Bücher