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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Verwahrung zu geben, hat der beim Bischof interveniert. Ich glaube, in Zukunft braucht Ihr Euch über diese Sache keine Sorgen mehr zu machen. Der Sheriff hat Bischof Turba eine Urkunde abgeschwatzt, die das Hospital der Jurisdiktion der Krone, nicht der Kirche unterstellt.«
    »Gott segne Sheriff Chesney«, murmelte Alan.
    »Ein guter Mann«, pflichtete Becket ihm bei. »Ich habe lange mit ihm gesprochen. Er ist sehr besorgt über die Zustände in East Anglia. Er sagt, man könnte meinen, Geoffrey de Mandeville sei zurückgekehrt.«
    Alan runzelte die Stirn. »Und was soll das heißen? Ich habe nichts von Unruhen gehört.«
    »Nein, wie auch, da du es vorziehst, dich in Viehställen und Scheunen zu verkriechen.«
    Alan hob abwehrend die Linke. »Henry hat sich seit zwei Jahren nicht in England blicken lassen, Tom. Dieser Krieg ist vorbei. Henry hat zu lange gezaudert, und jetzt haben die Lords sich mit Stephen arrangiert. Dieser Krieg war im Grunde an dem Tag vorbei, als Gloucester starb.« Er brach ab und trank einen Schluck, um seinen Zorn ob dieser Tatsache zu verbergen. Er hatte sein halbes Leben an diesen verfluchten Krieg verschwendet, hatte sein Blut vergossen und sein Seelenheil riskiert, und das alles für nichts .
    Becket schüttelte den Kopf. »Er ist nicht vorbei. Henry hatte viel Ärger in der Normandie. Stephens famoser Kronprinz, Eustache de Boulogne, hat König Louis’ Schwester geheiratet, wusstest du das?«
    »Natürlich.«
    »Und seither haben die beiden Schwäger sich zusammengetan, um Henry die Normandie zu entreißen. Bislang ohne Erfolg, aber er hatte alle Hände voll damit zu tun, sie zu halten. Er würde lieber heute als morgen nach England kommen, glaub mir. Und als er vor zwei Jahren hier war, hat er viel erreicht und bei Lords und Bischöfen großen Eindruck gemacht, das weißt du genau. Viele Lords mögen sich mit Stephen auf dem Thron abgefunden haben, aber was sie glauben, ist, dass Henry der rechtmäßige Nachfolger ist. Es steht indessen wieder einmal alles auf Messers Schneide. König Stephen schläft nämlich nicht, auch wenn er meist den Anschein erweckt. Er hat sich überlegt, seinen Sohn nach französischer Sitte noch zu seinen Lebzeiten zum König von England krönen zu lassen. Wenn das passiert, dann schaffen Stephen und Eustache Fakten, denen wir nur schwerlich etwas entgegensetzen können. Darum dürfen wir das nicht zulassen.«
    Alan fuhr sich mit dem Daumennagel übers Kinn und dachte nach. Die Vorstellung, dass dieser Kronprinz vor der Zeit zum König gekrönt wurde, gefiel auch ihm ganz und gar nicht. »Aber wie kommt Stephen nur auf so eine seltsame Idee? In Frankreich mag es üblich sein, aber nicht in England.«
    »Genau.« Becket tippte ihm mit dem Finger an die Brust. »Darum hat er eine Delegation zum Papst entsandt, um dessen Erlaubnis einzuholen. Der Papst wiederum hat Erzbischof Theobald in einem Brief gebeten, ihm einen Gesandten zu schicken, der ihm rät, wie er entscheiden soll. Der ihm vor allem darlegt, ob der junge Eustache das Zeug zum König hat. Dieser Gesandte bin ich, wie der Zufall es will.«
    »Dann sag dem Papst, die Antwort lautet nein. Stephen mag ein freundlicher, harmloser Einfaltspinsel sein, aber sein Sohn ist alles andere.«
    »Ah ja? Und woher weißt du das?«
    Alan schwieg einen Moment. Es fiel ihm schwer, über diese Dinge zu reden. Seit er vor fünf Jahren mit Miriam nach Helmsby heimgekehrt war, hatte er seine Frau, seine Kinder und seinen Gutsbetrieb zum Mittelpunkt seines Lebens gemacht. Es war ein geruhsames, gleichförmiges Dasein. Viel zu zahm für den Mann, den sie einst »Mauds schärfstes Schwert« genannt hatten, glaubten manche, aber Alan wusste es besser. Es war ein gutes Leben.
    »Alan?«, hakte Becket beharrlich nach.
    Er gab sich einen Ruck und sah seinen Gast wieder an. »Also schön, meinetwegen. Eustache muss … ungefähr zwölf gewesen sein, als mein Onkel Gloucester beim Rückzug aus Winchester unseren Feinden in die Hände fiel. Stephen war zu der Zeit unser Gefangener, war also nicht da, um darauf zu achten, dass seine kostbare Geisel pfleglich behandelt wurde. Hinter dem Rücken des Kommandanten hat dieser Bengel den Wachen befohlen, Gloucester in Ketten zu legen, dann hat er sie rausgeschickt und ihm mit einem Fackelstock zwei Rippen gebrochen. Als Gloucester ihn ausgelacht hat, hat Eustache die Fackel angesteckt.« Er warf einen Blick auf seine Frau, ehe er an Becket gewandt fortfuhr: »Den Rest kannst du dir

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