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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zweifelnd. »Aber wäre es nicht wichtiger, Wallingford zu schützen?«
    Alan nickte. »Das tun wir.« Er wies nach Osten. »Da liegt Westminster. Von dort wird Stephen kommen, und zwar bald.«
    »Du hast recht. Wenn er kommt, wollen wir nicht schon wieder am anderen Ufer eines verdammten Flusses liegen. Dieses Mal will ich endlich die Entscheidung.«
    Die Schatten im Burghof wurden lang, als aus der Hinterkammer das wütende Gebrüll eines Säuglings erscholl. Simon, der vor der Bretterwand auf- und abgegangen war, bis Miles die Befürchtung äußerte, er werde sich die Stiefelsohlen durchlaufen, blieb stehen, senkte den Kopf und bekreuzigte sich.
    Es dauerte noch einmal eine halbe Ewigkeit, bis die Tür sich öffnete und Lady Katherine heraustrat. Unter dem linken Arm hielt sie einen Wäscheberg, den Simon lieber nicht genauer betrachten wollte. Die rechte Hand legte die sonst so scheue Lady Katherine für einen Moment auf seinen Ärmel, und sie lächelte. »Alles ist gut, Mylord. Nur ein Mädchen, fürchte ich, aber beide sind wohlauf. Geht nur und seht selbst.«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Leise schlüpfte er in die Kammer. Eine Magd ging umher und löschte alle Lichter bis auf eines auf dem Tisch. Zwei weitere Frauen standen neben dem Bett und blickten andächtig darauf hinab, doch als sie Simon entdeckten, lächelten sie ihm zu und bedeuteten der Magd, mit ihnen hinauszukommen.
    Philippa schlief; das Gesicht auf dem Kissen war ihm zugewandt. Dunkle Schatten lagen unter den Augen, und sie erschien ihm furchtbar schmal, aber der volle Mund lächelte ein wenig. Das Neugeborene lag auf ihrer Brust und schien ebenfalls zu schlafen. Das Gesicht war noch gerötet und ein wenig verknittert, aber die Frauen hatten das Kind gewaschen und in eine Windel gewickelt. Simon konnte sich nicht erinnern, je etwas so Winziges gesehen zu haben. Magisch angezogen trat er noch einen Schritt näher. Das Unglaublichste, fand er, waren die Füße. Nicht größer als ein Birkenblatt, mit so klitzekleinen Zehen, dass ihm einfach kein Vergleich einfiel. Oder doch. Wassertropfen, entschied er. Die Zehen waren so klein wie Wassertropfen.
    Philippa regte sich, öffnete die Bernsteinaugen und sah ihn an. »Ich habe so gebetet, dass es ein Junge wird und er so aussieht wie du, damit er mich an dich erinnern kann. Nun ist es ein Mädchen, und es stellt sich heraus, dass ich keine Erinnerung an dich brauche, weil du nicht tot bist.« Sie schüttelte den Kopf, fast ein wenig ungeduldig, schien es. »Immer kommt alles anders, als man gedacht hat.«
    Lächelnd ließ er sich auf der Bettkante nieder und ergriff ihre Hand. »Oh ja. Ich weiß. Geht es dir gut?«
    Sie nickte, sah auf ihre Tochter hinab und strich ihr sacht mit dem Finger über den Rücken. »Es war ein bitterer Winter. Ich habe … um dich getrauert.«
    Simon beugte sich über sie und küsste ihre Stirn. »Das ehrt mich. Ich kann nur hoffen, dass ich es auch verdient habe. Es tut mir leid, dass ich gegangen bin, ohne Lebewohl zu sagen, Philippa.«
    »Ich weiß, dass du nichts anderes tun konntest, denn ich hätte dich nicht gehen lassen. Als ich gemerkt habe, dass ich ein Kind bekomme, wurde es besser. Es war ein großer Trost. Obwohl es natürlich alles noch schwieriger gemacht hat. Du darfst sie übrigens anfassen, Simon de Clare. Immerhin ist sie auch deine Tochter.«
    Unsicher hob er die Hand und tat es Philippa gleich, berührte behutsam mit einem Finger den weichen Flaum auf dem Kopf des Kindes. »Ich habe Angst, sie zu wecken«, flüsterte er. Aber nachdem er einmal angefangen hatte, konnte er nicht wieder aufhören.
    »Katherine sagt, Henry Plantagenet ist gekommen?«, fragte Philippa.
    »Mit einer Armee. Ich bringe dir fünfzig Männer und neue Vorräte. Du siehst also, deine Tapferkeit und Unbeugsamkeit haben sich gelohnt.«
    Sie ließ den Kopf zurück in die Kissen sinken, und Tränen begannen unter den geschlossenen Lidern hervorzuperlen. »Entschuldige. Das sind einfach zu viele glückliche Wendungen auf einmal.«
    Lachend streckte Simon sich neben ihr aus, legte behutsam einen Arm um sie und das Kind und küsste die Tränen weg. »Wie soll sie denn eigentlich heißen, unsere Tochter?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht«, bekannte Philippa und schniefte unfein. »Für mich stand ›Simon‹ fest.«
    »Was hältst du von Maud?«, schlug er vor.
    »Nach der Kaiserin?« Philippa überlegte einen Moment. »Warum eigentlich nicht. Ohne sie wäre schließlich nichts

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