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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Armbeuge. »Robert«, stellte er mit unverhohlenem Stolz vor. »Schon acht Monate alt.«
    »Gott segne deinen Sohn, Miles«, antwortete Simon und betrachtete das kleine Gesicht, die geschlossenen Lider mit den winzigen Wimpernkränzen mit einem ganz neuen Interesse. Ich werde Vater , dachte er ungläubig. Gott, gib, dass ich Vater werde. Lass das Kind leben. Und lass seine Mutter leben …
    Dann nahm er sich zusammen und stand auf. »Steigen wir auf die Brustwehr und sehen, was auf der Brücke passiert. Womöglich ist heute der Tag, da die Belagerung von Wallingford endet.«
    Mit nur zwanzig Mann hatte Henry die Brücke genommen, hatte die feindlichen Wachen am Wallingford-Ufer überrannt, und bei den Kämpfen war ein Feuer ausgebrochen.
    Henry scherte sich nicht um die Flammen, sondern rannte mit der blanken Klinge in der Rechten auf das andere, ebenfalls bewachte und befestigte Ende zu, beinah zehn Schritte vor seinen Männern.
    Alan sah über die Schulter und war erleichtert, einen seiner Männer gleich hinter sich zu finden. »Bedwyn, sorg dafür, dass das Feuer gelöscht wird. Wir werden die Brücke noch brauchen.«
    Er wartete keine Antwort ab, sondern lief, um zu Henry aufzuschließen. Alan wusste, er durfte ihm nicht von der Seite weichen. Er fand es ebenso klug wie ehrenhaft, dass Henry Plantagenet sich an die Spitze seiner Truppen stellte, denn nur so und nicht anders konnte man sich Respekt verdienen und seine Feinde das Fürchten lehren. Aber der Respekt ihrer Feinde würde ihnen nichts nützen, wenn Henry heute auf der Brücke von Wallingford fiel.
    Alan holte ihn ein, als die Wachen sich ihm gerade entgegenwarfen. Es waren sechs, aber wegen der Enge auf der Brücke konnten immer nur zwei nebeneinander kämpfen. Auch Henry und Alan standen jetzt Schulter an Schulter, und sie erledigten die Wachen ohne alle Mühe.
    »Ich hoffe, das ist nicht alles, was Richard de Clare aufzubieten hat«, knurrte Henry.
    »Bestimmt nicht«, gab Alan zurück. »Sei unbesorgt, Cousin. Wir werden genug zu tun bekommen.« Mit der Schwertspitze wies er auf das Tor von Crowmarsh Castle, das sich mit majestätischer Langsamkeit öffnete.
    Alan wandte sich um und gab das verabredete Zeichen. Die Männer schlossen zu ihnen auf, neue rückten nach. Eilig strömten sie von der engen Brücke und verteilten sich entlang des Ufers, um Richard de Clare und seine Belagerungsarmee zu empfangen. Aber der Kommandant von Crowmarsh hatte nur einen Ausfalltrupp geschickt. Als diese Männer erkannten, wie hoffnungslos sie unterlegen waren, machten sie kehrt, schlugen mit den Schwertern ans Tor und flehten, wieder eingelassen zu werden. Doch das Tor blieb verschlossen.
    Mit grimmigen Mienen schickten Henrys Männer sich an, den Ausfalltrupp einzukreisen und niederzumetzeln, als der junge Herzog der Normandie die Hand hob.
    »Ihr könnt euch mir anschließen!«, rief er den Männern aus Crowmarsh zu. »Überlegt es euch. Kehrt dem Mann den Rücken, der euch ins Verderben schicken wollte, oder sterbt für ihn – mir ist es gleich.«
    »Sie verstehen kein Wort, Henry«, raunte Alan ihm zu, und er musste sich auf die Lippen beißen, um nicht zu lachen.
    »Was?«, fragte Henry unwirsch. »Ach so. Natürlich. Dann sei so gut und sag du es ihnen.«
    »Dieser Lord hier ist der Herzog der Normandie«, erklärte Alan den Todgeweihten auf Englisch. »Er ist der rechtmäßige König von England und hergekommen, um sich seine Krone zu holen. Wenn ihr für ihn kämpfen wollt, schont er euch. Aber ihr müsst ihm einen Eid schwören, damit er euch trauen kann. Und wenn ihr diesen Eid brecht, wird er euch in Mäuse verwandeln und einen nach dem anderen an die Bussarde verfüttern. Glaubt mir lieber, denn er hat Dämonenblut in den Adern.«
    Die Männer überlegten nicht lange. Weiterleben zu dürfen war schon weit mehr, als sie zu hoffen gewagt hatten. Aber im Austausch für den erbarmungslosen Schinder Richard de Clare einen neuen Dienstherrn zu bekommen, der so tapfer war und obendrein über so exotische Künste verfügte − das war unwiderstehlich. Sie steckten die Waffen ein, und manche fielen auf die Knie.
    Henry grinste zufrieden. »Was hast du ihnen gesagt?«, fragte er neugierig.
    »Nur die Wahrheit, Cousin«, beteuerte Alan.
    »Ja, darauf wette ich. Und was machen wir jetzt?«
    Alan sah sich um und dachte einen Moment nach. »Wir sollten auf dieser Seite des Flusses lagern.«
    »Damit sie uns die Brücke nicht wieder wegnehmen?«, fragte Henry

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