Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
nicht. »Er kam mit zwei Dutzend übler Gesellen von Südwesten und hat in Suffolk gewütet, Dörfer niedergebrannt und Kirchen geplündert. Und jetzt verwüstet er die Umgebung von Bedericsworth …« Er konnte nicht weitersprechen.
    »Bedericsworth?«, wiederholte Simon. »Wo ist das?«
    Kaum jemand kannte den alten Namen des kleinen Ortes noch, wusste Alan, denn die meisten nannten ihn heute Bury St. Edmunds, weil im dortigen Kloster die Gebeine des berühmten angelsächsischen Märtyrerkönigs verwahrt wurden.
    »Alan.« King Edmund starrte ihn unverwandt an. »Was, wenn er mein Grab plündert? Du musst irgendetwas tun. Und zwar schnell.« Er sprach jetzt gefasster und mit Autorität, aber Alan sah das Entsetzen immer noch in seinen Augen.
    Er hatte keine Ahnung, was genau es war, das ihren seltsamen Heiligen an der Vorstellung so erschreckte, jemand könne sein Grab schänden, da es in seiner Vorstellung doch ganz gewiss leer sein musste. Aber die Frage war im Grunde nicht von Bedeutung. »Ich mache mich sofort auf den Weg, King Edmund«, versprach er und stand auf.
    Simon hatte leise für Henry übersetzt.
    »Ähm, entschuldige, Alan«, begann dieser nun verwirrt. »Aber du kannst jetzt nicht …«
    Alan packte ihn unsanft am Arm und zog ihn in einen stillen Winkel. »Wir dürfen Eustache nicht einfach gewähren lassen«, sagte er eindringlich. »Das Kloster von Bury St. Edmunds ist reich, der Abt ein mächtiger Mann. Er wird es sehr zu schätzen wissen, wenn er sieht, dass du ihm Hilfe geschickt hast, um sein Haus zu beschützen.«
    »Und das Wohlwollen eines mächtigen Abts können wir gut gebrauchen«, fügte Simon hinzu, der ihnen gefolgt war.
    Henry brummte missvergnügt. »Kann nicht jemand anderes sich um Eustache kümmern? Ich will dich an meiner Seite, wenn wir zu den Verhandlungen nach Winchester gehen, Alan.«
    »Das ist sehr schmeichelhaft«, erwiderte dieser. »Aber dort sind Simon und Thomas Becket viel wertvoller für dich als ich. Außerdem bin ich bis dahin längst zurück, so Gott will.«
    Henry verschränkte die Arme und sah ihn an. »Du wirst dich nicht davon abbringen lassen, ganz gleich, was ich sage, richtig?«
    »Richtig.«
    »Würde es etwas ändern, wenn ich es verbiete?«
    Alan sagte weder Ja noch Nein. Noch trug Henry die Krone nicht und konnte ihm daher rein gar nichts verbieten, aber dennoch wollte Alan lieber mit seinem Segen gehen als ohne. »Es ist meine Heimat, Henry. Die Menschen dort haben genug gelitten unter dem Krieg und unter Geoffrey de Mandeville. Wenn du ihr König sein willst, dann lass mich gehen und sie beschützen. Niemand sonst wird es tun.«
    »Warum nicht?«, fragte sein junger Cousin verständnislos. »Gibt es keinen … wie heißen die Grafen gleich wieder in England … Earl, richtig? Gibt es keinen Earl of Norfolk und Earl of Suffolk?«
    »Oh ja. Hugh Bigod ist beides. Er hat mehr oder weniger standhaft aufseiten deiner Mutter gekämpft, aber er hält sich lieber am Hof des Erzbischofs von Canterbury auf, als in den Fens und Wäldern und Dörfern seiner Grafschaften nach dem Rechten zu sehen. Und der Sheriff von Norfolk hat nicht genug Macht, Geld und Männer, um der Anarchie in East Anglia irgendetwas entgegenzusetzen. Mehr als in Norwich für Ordnung zu sorgen, kann er nicht tun. Das Land liegt für jeden Halunken offen, der die Hand danach ausstreckt.« Er gab sich keine große Mühe, seine Verbitterung über diese Missstände zu verbergen.
    Henry betrachtete ihn einen Moment versonnen und erwiderte dann: »Ich sage dir, das werden wir ändern, wenn ich König bin.«
    »Bury St. Edmunds kann nicht so lange warten.«
    »Na schön. Dann geh.«
    »Aber nicht allein«, sagte Simon kategorisch.
    Alan nickte ihnen beiden zu und wollte sich abwenden, ohne zu antworten, aber Simon verstellte ihm den Weg. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Ich kann keine Armee nach Bury St. Edmunds führen, Simon«, erkläre Alan ungeduldig. »Ihr braucht hier jeden Mann. Und mit Verlaub: Mit Eustache werd ich am besten allein fertig.«
    »Oh, gewiss«, höhnte Simon. »So wie damals mit Geoffrey de Mandeville, nicht wahr?«
    Alan runzelte ärgerlich die Stirn. »Willst du mir vorwerfen, dass ich ihn nicht gefunden habe?«
    »Nein. Ich werfe dir vor, dass du aus deinen Fehlern nichts lernst. Du hast dich allein auf den Weg gemacht, um ihn zu stellen, und das hat dir drei Jahre Seeluft auf der Isle of Whitholm eingebracht. Und doch willst du jetzt wieder allein gehen. Weil

Weitere Kostenlose Bücher