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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Müde setzte er sich auf die kalte Erde. »Wie kann so etwas nur passieren, Losian? Wie ist es möglich, dass vorbeiziehendes Gesindel sich einfach so ungestraft mein Gut aneignen und meine Leute abschlachten kann?«
    »Ich habe keine Ahnung«, bekannte Losian. »Ich weiß nicht viel über diese Welt hier draußen.«
    »Wahrscheinlich ist es das, was die Leute meinen, wenn sie sagen, der Krieg habe das Land in Anarchie gestürzt«, murmelte der Junge nachdenklich. »Niemand kümmert sich mehr um Recht und Unrecht.«
    »Ich schätze, die Menschen kümmern sich nur so lange um Recht und Unrecht, wie jemand da ist, der darüber wacht.«
    »Ja. Aber die Lords und die Sheriffs und die Ritterschaft sind seit acht Jahren so damit beschäftigt, sich gegenseitig abzuschlachten, dass sie keine Zeit mehr finden, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten.«
    Was ist das für ein verdammter Krieg?, wollte Losian wissen, aber er fragte nicht. Er spürte, dass die Antwort auf diese Frage gefährlich für ihn war. Er konnte sich nicht vorstellen, warum, war er doch Kreuzfahrer und mit einem edleren und gottgefälligeren Krieg als diesem befasst gewesen. Dieser Krieg hier ging ihn gar nichts an. Und doch erfüllte er ihn mit Schrecken.
    Es vergingen vielleicht zwei Stunden, bis sie draußen Hufschlag und viele Schritte hörten. Mindestens drei Pferde waren in den Hof eingeritten, schätzte Losian.
    »Bei Gott, was für eine Jagd!«, rief eine tiefe Stimme auf Normannisch. Sie klang aufgeräumt, geradezu euphorisch. »Hier, sieh dir diesen Keiler an, Pierre, ist er nicht ein Prachtbursche?«
    Eine grummelnde Stimme antwortete. Losian verstand keine Worte, aber er erkannte die Stimme des Trolls im Kettenhemd. Er sah zu Simon, der nicht aufgehorcht hatte.
    »Steh auf, Simon. Komm her, stell dich an meine Seite.«
    Der Junge kam auf die Füße, fragte aber: »Wozu?«
    »Wir bekommen gleich Besuch. Wenn du gerne noch ein bisschen weiterleben willst, dann tu, was ich sage.«
    »Aber wie willst du …«
    »Komm endlich«, herrschte Losian ihn an, und erschrocken glitt Simon neben ihn, mit dem Rücken zur Wand, das Gesicht zur Tür.
    Tatsächlich dauerte es nur wenige Augenblicke, bis der Schlüssel rasselte und die Tür aufschwang. Der Troll, der offenbar Pierre hieß, und ein weiterer Mann traten ein, ein Normanne in mittleren Jahren von Losians Statur und Größe mit schulterlangem, dunkelblondem Haar, einem kantigen, glatt rasierten Kinn und einer beachtlichen Narbe auf der rechten Wange.
    Mit konzentrierter Miene blieb er vor ihnen stehen, betrachtete erst Simon, dann Losian. »Du bist nicht Reginald de Warenne«, sagte er anklagend.
    »Nein«, räumte Losian ein.
    »Ich kenne ihn«, beharrte der Mann mit der Narbe, als hätte Losian ihm widersprochen.
    »Das wundert mich nicht«, entgegnete er und gab sich keine Mühe, seinen Abscheu zu verbergen. Immer noch drehte er die Handgelenke gegeneinander, die zu bluten begonnen hatten. Er hatte es fast geschafft. Aber er wusste, er musste sich beeilen.
    »Wie heißt du?«
    »Fragt wer?«
    »Guy de Laigle.«
    »Ich sehe keine Veranlassung, mich dem Dieb vorzustellen, der diesem Jungen hier sein Hab und Gut gestohlen hat.«
    De Laigle trat einen halben Schritt auf ihn zu. »Ich wäre an deiner Stelle ein bisschen vorsichtiger«, riet er und rammte ihm die Faust mit ungehemmter Kraft in die Magengrube.
    Losian kam es vor, als sei die Zeit seltsam verlangsamt. Er sah den Schlag genau kommen, und etwas Merkwürdiges passierte mit seinem Bauch. Muskeln, von deren Existenz er nichts geahnt hatte, spannten sich an, und es war, als treffe der Hieb eine Mauer. Losian spürte Schmerz, aber es war nicht besonders schlimm. Ihm blieb auch nicht die Luft weg, wie er erwartet hatte, und weder krümmte er sich, noch fiel er hin. Das Gesicht seines Gegenübers zeigte beinah komische Überraschung, doch das war nichts im Vergleich zu Losians eigener Verblüffung.
    »Wer bist du?«, fragte de Laigle noch einmal.
    Losian wies mit dem Kinn in Simons Richtung. »Er ist der Mann, mit dem du reden solltest. Erklär ihm, wieso du ihn bestohlen und seinen Steward ermordet hast.«
    De Laigle hob die Brauen und wandte sich mit einem Schmunzeln an Simon. »Er war sehr loyal, dein tapferer angelsächsischer Steward. Doch, das muss man ihm wirklich lassen. Aber am Ende hat er gequiekt wie ein Ferkelchen.«
    Simon drehte gequält den Kopf weg, dann riss er sich zusammen, sah de Laigle wieder an und spuckte ihm ins Gesicht.
    Der

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