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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Trollen aufnehmen. Und wenn Rollo de Laigle – Guys Bruder, schätze ich – herkommt und sieht, was wir getan haben, wird er hinter uns her sein. Wir müssen auf der Stelle aus Woodknoll verschwinden. Es tut mir leid.«
    »Aber …«
    Losian schob ihn weg von der Tür und spähte selbst hinaus. »Zwei Pferde stehen noch am Tor. Sie sind müde und verschwitzt, aber vermutlich schneller als unsere Füße. Komm. Und zieh dein Schwert, verdammt noch mal, wo hast du deinen Kopf, Bengel?«
    Simon folgte ihm in rebellischem Schweigen. Losian nahm an, der Junge war bitter enttäuscht, dass er nicht im Handstreich sein Gut zurückholen wollte, aber er wusste, das war ausgeschlossen. Vermutlich war einer der Gründe, warum er noch am Leben war, dass er seine eigenen Grenzen kannte.
    Es waren nur zehn Schritte vom Vorratshaus zu den Pferden. Losian winkte Simon, ihm zu folgen, und nah an die Hecke gedrängt huschten sie zum Tor hinüber. Als Losian aufsaß, kam einer der Trolle aus dem Pferdestall. Losian erwischte ihn mit der Stiefelspitze am Kinn, und der Mann segelte in den Schlamm. Mit einem raschen Blick über die Schulter vergewisserte sich Losian, dass Simon im Sattel saß, dann galoppierte er aus dem Stand an und preschte durchs Tor, Simon gleich hinter ihm.
    Sie ritten den Pfad zurück, den sie gekommen waren, dann hügelan über die Wiese. Allenthalben sahen sie sich um, aber noch waren keine Verfolger zu entdecken.
    »Sie werden nicht lange auf sich warten lassen«, rief Simon Losian zu, und seine Furcht war kaum zu überhören.
    »Wo können wir hin?«, fragte Losian.
    Sie hatten den Rand des Wäldchens erreicht und saßen ab.
    »Keine Ahnung …«
    »Losian? Was ist passiert?« Das war King Edmund. Er zwängte sich zwischen zwei Holunderbüschen hindurch, die den ersten grünen Schimmer zeigten.
    »Es gibt Ärger«, antwortete Losian grimmig, saß ab und ließ ihn stehen. Während er sich durch den Holunder zu den anderen kämpfte, setzte Simon King Edmund mit wenigen Worten ins Bild.
    »Wulfric, Godric, kettet Regy los. Wir müssen verschwinden, schnell.«
    »Aber was …«, begann Godric verständnislos.
    »Nicht jetzt. Oswald, Luke, kommt auf die Füße. Beeilt euch.« Er nahm Oswalds Hand und zog ihn hoch.
    Alle folgten seinen Anweisungen. Nach wenigen Augenblicken waren sie wieder unterwegs, drangen tiefer in den Wald, der sich über den Hügel und ein gutes Stück ins Tal hinab zog, aber zu klein war, um ihnen Schutz zu bieten.
    »Zwei normannische Halunken haben sich Simons Gut unter den Nagel gerissen und seinen Steward ermordet«, erklärte Losian. »Ich habe einen von ihnen und einen seiner Raufbolde getötet, darum werden sie hinter uns her sein.«
    »Oh, gratuliere, Losian«, spöttelte Regy. »Das hast du großartig gemacht.«
    Losian knuffte ihn zwischen die Schultern. »Beweg dich schneller. Er kannte dich übrigens.«
    »Ah ja? Wie war sein Name?«
    »Guy de Laigle. Ein Freund von dir?«
    »Schwerlich«, gab Regy zurück. Es klang eingeschnappt, als hätte Losian ihn beleidigt. »Ein ungehobelter, ehrloser Schurke. Abschaum, verstehst du.«
    »Allerdings«, pflichtete Losian ihm bei und fragte sich gleichzeitig: Und was genau bist du, Regy? Aber für dergleichen hatten sie jetzt keine Zeit. »Simon, sag endlich, wo wir uns verstecken können. Du musst einen Ort hier in der Nähe kennen, du bist doch hier aufgewachsen.«
    »Ja. Ich weiß einen Ort, wo uns so schnell keiner findet.« Er schien erleichtert, dass es ihm wieder eingefallen war.
    »Ist es weit?«
    »Zwei Meilen etwa.«
    Losian vergeudete ein wenig ihrer kostbaren Zeit, um Oswald zu überreden, auf eines der Pferde zu steigen. Als das endlich bewerkstelligt war, ergriff er den Zügel und folgte Simon mit langen, eiligen Schritten.
    Der Junge führte sie auf der dem Dorf abgewandten Seite den Hügel hinunter. Nach etwa einer Meile stießen sie schon wieder auf ein Flüsschen, dessen Verlauf nach Osten sie folgten.
    »Was ist dieses Versteck, Simon?«, fragte Losian.
    »Eine Höhle.«
    »Können die Gäule mit hinein?«
    Simon schüttelte den Kopf.
    »Aber der Hund, will ich hoffen?«, fragte Godric nervös.
    »Sicher.«
    Losian dachte einen Moment nach, dann befahl er: »Steigt ab.«
    Simon folgte sofort, aber Oswald protestierte. »Nein. Weiterreiten.«
    Losian war versucht, ihn anzufahren. Er wusste genau, dass jeder Augenblick kostbar war. Ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern gaukelte ihm vor, die Verfolger würden jeden Moment

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