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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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lange dauern, eh er wieder aufhören konnte.
    Viel besser, er machte sich auf den Weg nach Akkon. Denn dort wartete sein Name, er war sicher …
    Als er das erste Mal wieder richtig zu sich kam, kniff er die Augen gleich wieder zu, denn der Schmerz war mörderisch. Er wusste, Regy hatte ihn mit seinem eigenen Dolch verletzt. Aber es fühlte sich an, als habe jemand die Wunde mit glühenden Holzkohlestückchen gefüllt. Er zwang die Lider wieder auf und hob den Kopf, um den Schaden in Augenschein zu nehmen, und stellte bei der Gelegenheit fest, dass Josua ben Isaac auf einem Schemel neben seiner Bettstatt saß, in einer Hand ein Tuch, in der anderen einen Becher.
    »Hier. Trinkt das«, befahl der Arzt und setzte ihm das Gefäß an die Lippen.
    Der Geruch warnte Losian, und er drehte den Kopf weg. »Das habt Ihr mir schon mal eingeflößt. Und ich hatte grässliche Träume davon. Ich … kenne dieses Zeug.« Er spürte Schweiß auf Brust und Gesicht.
    »Wie alle guten Dinge kommt es aus dem Osten«, belehrte Josua ihn. »Dort nennt man es haschīsch .«
    »Die Heiden benutzen es vor der Schlacht, um sich furchtlos und schmerzunempfindlich zu machen.« Losian hörte selbst, dass er keuchte. Gegen Schmerzunempfindlichkeit hätte er gerade auch nichts einzuwenden gehabt, musste er zugeben.
    »Das halte ich für höchst unwahrscheinlich, denn es macht träge. Aber es ist ein hervorragendes Schmerzmittel, und darum müsst Ihr jetzt trinken. Sonst raubt der Schmerz Euch alle Kraft, die Ihr zur Genesung bräuchtet.«
    »Besser das, als dass die Träume mir das letzte bisschen Verstand rauben, das mir … geblieben ist.« Losian kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen. Jesus, was hat dieser verdammte jüdische Metzger mit mir angestellt? Ich hätte besser auf King Edmund gehört … »Geht, Josua. Lasst mich allein, ich bitte Euch.«
    »Ich kann auch warten, bis Ihr wieder bewusstlos werdet«, bekam er zur Antwort. »Dann schluckt Ihr nämlich alles, was ich Euch an die Lippen setze. So als verginget Ihr vor Durst. Selbst seit das Fieber gefallen ist.« Die Stimme klang ungehalten. Offenbar schätzte Josua ben Isaac keine bockigen Patienten.
    »Die Wüste …«
    »Oh, ich weiß, ich weiß. Ich denke, ich kenne Euren Traum inzwischen in jeder Variation. Ich verstehe, dass Ihr ihm entfliehen wollt, aber Ihr müsst trotzdem trinken. Eure Wunde war brandig. Ich musste schneiden. Und Ihr wart vorher schon geschwächt. Es war sehr knapp, und Ihr seid noch nicht außer Gefahr.«
    Losian wandte ihm den Kopf wieder zu. » Brandig ? Wieso … bin ich dann nicht tot?«
    Josua lächelte mit unverhohlenem Stolz und sagte nichts.
    Losian brummte missfällig. Dann trank er das süßliche Gebräu bis zur Neige.
    Anders als erwartet schlief er nicht wieder ein. Er wartete eine Weile, verspürte aber weder Müdigkeit noch Linderung, und da Josua keine Anstalten machte, endlich zu verschwinden, fragte er ihn: »Wie viel Zeit ist vergangen?«
    »Eine Woche.«
    »Allmächtiger … Ihr müsst inzwischen wünschen, Ihr hättet an jenem Tag einen anderen Weg nach Hause gewählt.«
    »Im Gegenteil. Und Ihr solltet nicht reden.«
    »Irgendwer … hat mir beigebracht, das Einzige, was man gegen Schmerz tun könne, sei, nicht an ihn zu denken. Also, wenn Eure Zeit es erlaubt, bringt mich auf andere Gedanken. Was macht Oswald?«
    »Er liegt Euch in besonderem Maße am Herzen, nicht wahr? Das haben die anderen mir erzählt. Es geht ihm gut, seid beruhigt. Sein Herz ist schwach und wird es immer bleiben. Er wird nicht alt werden, das ist wohl gewiss. Aber fürs Erste hat er sich erholt.«
    »Gott segne Euch. Eurer oder meiner, das ist egal.«
    »Es ist derselbe, Ihr ungebildeter normannischer Holzkopf.«
    »Lasst das nicht King Edmund hören.«
    »Hm! Ein wirklich interessanter Fall. Vielleicht der faszinierendste von Euch allen.«
    » Faszinierend findet Ihr uns, ja?«
    »Vergebt mir. Es ist nicht so herzlos gemeint, wie es klingt. Es ist nur, ich schreibe seit Jahren an einem Buch über die Krankheiten des Geistes und der Seele. Darum seid Ihr ein Gottesgeschenk für mich.«
    »Ein Buch …« wiederholte Losian ungläubig.
    »Ganz recht. Und Euer Gefährte, der sich für den englischen Märtyrerkönig hält, ist ein großartiges Studienobjekt. Vor allem, seit er seine Meinung über Juden im Allgemeinen und über mich im Besonderen geändert hat.«
    »Wie habt Ihr das bewerkstelligt?«
    »Wir haben einen höchst gelehrten Disput über Gott

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