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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Bluttransfusion verabreichten und damit sein Aroma ein für alle Mal versauten. In diesem Zusammenhang behauptete Arne einmal, am Geschmack des Blutes den Blutzucker- und Alkoholgehalt bestimmen zu können, aber das war sicherlich nur Quatsch, keiner von ihnen nahm so was ernst.
    Ihnen allen war klar, dass der nächste große Schritt unmittelbar bevorstand. Vampire konnten eben nicht wie Sadomasochisten oder Bodypiercing- und Intimschmucksklaven in irgendeinen Kellerclub gehen und sich dort Glück und Befriedigung einprügeln oder -führen lassen. Es gab keine Vampir-Etablissements, in denen sich die Mitglieder gegenseitig zart an die Kehlen gingen und sich freiwillig gegenseitig ihr Blut zu trinken gaben. Noch gab es so etwas nicht, nur noch eine Frage von Jahren wahrscheinlich, aber das war ja auch gut so. Wenn sie das Blut anderer Leute trinken wollten, weil ihnen das ihrer Rudelgefährten mittlerweile über war, dann mussten sie diese andere Menschen mindestens überfallen und misshandeln, bestenfalls aber sogar richtig töten. »Totmachen«, wie Guido sagte, »wir müssen die Gefäße richtig totmachen.«
    Das jedoch war wiederum vorerst nur theoretische Erkenntnis. Theorien kamen immer schnell. Die Verwandlung war aber noch nicht zur Gänze vollzogen. Der unbedingte Wille war da, aber beide Exkursionen hatten dem Rudel bislang Grenzen offenbart, die sie vorher nicht wahrgenommen hatten, und wie immer waren auch im neu gefundenen Vampirismus die Augen und Mäuler erst mal größer als das langsame, schleppende Nachziehen der tatsächlichen Umsetzung. Und dann ging alles wieder sehr schnell.
    Arne hatte in diesen Tagen seinen ganz besonderen Kultcomic gefunden: Panorama of Hell von Hideshi Hino, eine schwarzweiße Graphic Novel, die in der amerikanischen Ausgabe genau wie in der japanischen von hinten nach vorne gelesen werden musste und deren hiroshimageschwängerten Brutalitäten und Exzesse bei klarem Verstand aufgrund ihrer graphischen Abstraktion noch einigermaßen verdaulich waren, jedoch bei Arne unter Drogeneinfluss und blutbesudelter Askese nahezu zum seelischen Kollaps führten. Er rollte sich zuckend über den Boden, spuckte und schrie und lachte weinend und erzählte von Schweinsköpfen voller Maden und Fleischklumpenbrüdern, die mit ihm schlafen wollten. Die anderen beruhigten ihn, peitschten ihn, fickten ihn, aber immer, wenn sie ihm das Buch wegnehmen wollten, verfiel er in theatralischen Hospitalismus. Schließlich ließen sie ihm seinen Willen. Da Arne in der Übergangszeit inkontinent wurde, hatte wenigstens noch Dirk-Daniel seinen Spaß.
    So wie der Protagonist von Hinos Panorama entwickelte auch Arne einen Blut-Fetischismus, der ans Surreale grenzte. Er stahl Blutkonserven aus einer Uniklinik und ließ sich von Sonja damit Einläufe verabreichen. Er achtete sorgsam darauf, dass irgendwo an seinem Körper immer eine kleine, blutende Wunde war; das beruhigte und erregte ihn gleichzeitig, hieß ihn seinen Platz im Universum akzeptieren und sorgte dafür, dass bald sein ganzer Körper von Schorf und Narben geschmückt war. Manchmal schürfte er sich mit Drahtbürsten die Schienbeine auf und riss sich dann ein oder zwei Tage später den Schorf herunter, um ihn zu essen. Er liebte die klebrig-körnige Konsistenz von Schorf, den blutreifen Geschmack. So wie Dirk-Daniel gerne Dünnschiss mit Zucker aß, kochte sich Arne Blutsuppe, kochte sie, bis sie so eingedickt war wie Tomatensoße, und würzte sie mit frischen Kräutern. Er liebte es auch, Fleisch zu kaufen, das noch blutig war, und es förmlich auszuwringen und daran zu lecken und zu saugen. Einmal erwischte ihn Bernadette dabei, wie er auf einer öffentlichen Damentoilette im Beistelleimer wühlte, um vollgesogene Tampons und Monatsbinden zu finden, und kurz danach passierte es dann. Zwangsläufig hatte ihn seine Manie langsam auf Menstruationen hingelenkt, er wurde geschickt genug, monatsblutende Frauen erschnuppern zu können, und seine Spielereien mit Tierfleisch und die schönen Erinnerungen an Chantal ließen keinen anderen Ausweg mehr zu. Er konnte sich nicht mehr beherrschen, hielt es einfach nicht mehr aus und schnappte sich ein sechzehnjähriges menstruierendes Schulmädchen von der Straße weg, schleppte sie durch den Hausflur aufwärts in die Wohnung und trank und aß sie dort, ohne sie vorher erst zu töten. Es war ganz schnell gegangen, ganz spontan und ohne die anderen vorher um Erlaubnis zu fragen. Es war auch nicht klug gewesen

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