Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Gefäß mitgebracht, hatte es untergehakt, ein nettes, dummes, männliches Gefäß, das nichts ahnte. Sie zwinkerte Arne zu und ging an ihm vorbei rein. Hinterher würden sie sich das Gefäß teilen, unten am Schattenufer, und alles würde wieder sein wie vorher. Liebe so rot wie der Mond.
Ein exzessiv gepiercter Glatzkopf trug böse Gedichte vor und war doch nicht mehr als ein angepasster Lohnsklave. Eine weiß bemalte Butoh-Tänzerin, die schon ziemlich alt war und deshalb öfter hier auftrat, ruckte und kantete argwöhnisch über die Bühne, und Arne bahnte sich einen Weg durch das Bier aus transparenten Plastikbechern süffelnde Auditorium. Nichts unterschied ihn hier von denen, die aufschauten, auch die Stars waren hier nur No-Names von Nirgendwoher, von denen man auch mit größter Wahrscheinlichkeit nie wieder etwas hören würde. Rechts hinter der Bühne wartete Arne in den dunklen Vorhängen, bis die Tänzerin, geriatrischen Kreideschweiß vertropfend, unterm tosenden Applaus der Menge in seine Richtung hin abtrat. Ein paar Helfer brachten Lesepult und Lämpchen und festgeklemmtes Bughalsmikro auf die Bühne, mit den Füßen Kabelschlangen abwehrend. Einer der Veranstalter sprang federnd aufs Podium, ein Mikrofon in der Hand wie ein junger Sinatra, und kündigte als nächste Attraktion Arne Wohnhirt an, den Verfasser des Romans Besorgnis über Misshandlungen in Westeuropa , den einige von euch vielleicht verschlungen haben, während hinten auf der zweiten Bühne eine fast nur aus Haaren bestehende Hardcoreband schon ihre Instrumente verstimmte. Arne trat auf, jetzt ganz ruhig, die Eleganz eines Laufstegvampyrs im Gang, ganz Boulevardier der Mitternacht. Er konnte überhaupt nichts sehen vom Publikum, weil die billig heißen Scheinwerfer genau in seine Augen feuerten, aber irgendwo dort unten war sie, deren entglittenes Herz wiederzugewinnen er antrat, und waren auch sie, die als Nächste nur zu willig seinen Durst stillen würden.
Arne erreichte das Pult, legte die Papiere drauf ab, lächelte und winkte und blickte dann wie aus großer, abgehobener Entfernung auf die unter ihm gebreiteten drei Seiten herab. Genocide City. A vEmpire Tale – wie er sie geistreich genannt hatte. Er hatte diese Geschichte geschrieben, als Bernadette sie alle mit dem VAMPIRE-Spielsystem in gellendes Entzücken versetzt und es auf der Liste ihrer Opfer erst einen einzigen Namen gegeben hatte: Chantal. Mit einem angenehm empfundenen Anflug von Wehmut dachte er an dieses erste Mal zurück. Er liebte Chantal noch heute auf eine ganz besondere, große Art, all das Blut und Excrementium der vielen, vielen anderen hatte das nicht tilgen können. Genocide City. A True to Life Vampire Tale . Sollte doch irgendjemand kommen und sich wegen der Sache mit dem Copyright bei ihm beschweren. Er würde diesen Jemand töten, trinken, und in seine tote Haut Gedichte schneiden.
Genocide City
A vEmpire Tale
Wir waren auf der Suche nach Rinx Hog & The Tupelo Mauve, einer Malkavianergang, die von einem Tremere geführt wurde. Drüben in Oregon hatten sie uns erzählt, dass Hog, der ein Voodoo war, wahrscheinlich ein Mittel hätte gegen das Fieber, das an Andy fraß. Wir machten uns im Dunkeln auf den Weg, der Freighttrain kam heran, wir ließen die ersten Waggons an uns vorbeitosen und sprangen weiter hinten auf die Boxcars auf. Wir liebten das Surfen, sich nur mit einer Hand an einer Seitenwand festzuhalten und den Sturm auf dem Körper zu spüren, aber wir mussten Rücksicht nehmen auf Andy. Mit Rost unter unseren Fingernägeln barsten wir in das Innere eines Pferdewagens und gingen bedächtig zu Werke. Gangrels liebten Pferde, aber wir waren keine Gangrels. Wir waren Brujah. Die Pferde waren zu panisch, um sie am Leben lassen zu können.
Außer mir und Andy waren noch Kali und Wayne und Seth in meiner Gang. Kali war mein Mädchen, mein Dark Yearning, und Wayne war mein bester Freund damals, bevor er mein Feind wurde, viel später. Seth wiederum war mein Bruder gewesen, als wir noch Menschen waren. Ich hielt nicht viel von ihm und er nicht viel von mir, das war nun einmal so. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass er sich langsam zu einem Cunctator entwickelte, und solche Ventrueismen konnte ich in meiner Gang eigentlich nicht dulden. Aber ich war sanft für einen Brujah. Ich war der Anführer, der Speaker, ich las den Weg, folgte goldenen Venen, und mein Name war Manticore Gallows.
* * *
Die Gleise führten uns durch Nampa und Mountain Home,
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