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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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übereinander balanciert wie der Belag einer fettigen Pizza. Der Magier wandte jetzt müßig den Kopf, um zu verfolgen, wie der König der Nacht in einer regelrechten Kaskade von Ziegeln auf die Dachtraufe zuschlidderte. Geburah war verdammt schnell, verdammt geschickt, unglaublich gut trainiert. Mit blutenden Händen und schwere Baustoffsplitter ins Gesicht bekommend warf und rollte er sich seitlich auf Hiob zu, um einen Ziegelbereich zu erreichen, der noch normal arretiert war, aber Hiob hatte zu gute Arbeit geleistet, ja schließlich auch die gesamte Nacht seit Sonnenuntergang im Schweiße seines Angesichts mit einem Stemmeisen daran herumgeschuftet: Sämtliche Ziegel dieses besonders steilen Bogendaches waren bis dicht zu ihm hin bis auf das Allernotwendigste gelöst. Nicht einmal ein Slim-Fast-Spatz hätte hier Halt finden können.
    Fauchend und knirschend über Ton kratzend, schepperte Geburah nur noch armesweit von Hiob entfernt an Hiob vorbei, durchschlug das ebenfalls fürsorglich gelockerte Schmutzgitter und schwebte für einen Moment über der Tiefe. Das war die Sekunde der höchsten Gefahr für Hiob – wenn Geburah wider Erwarten nicht in der Lage war, sich aus eigener Kraft zu halten, musste Hiob magisch ... aber Geburah war gut, genauso gut, wie Hiob gedacht hatte. Noch im beschleunigten Fallen warf der Nicht-Untote seinen mit roten Trümmern bombardierten Körper herum wie ein Barrenturner und bekam mit beiden Händen die stahlgraue Regenrinne zu fassen. Hiobs Vorarbeit besorgte auch hier ein Übriges – die Rinne sprang aufplatzend aus mehreren Nähten und krängte kreischend von der Hauswand weg. Eine von Geburahs Händen verabschiedete sich patschend vom jetzt schräghängenden Halt; er hielt sich jetzt nur noch an einer Hand über der Tiefe und ertrug mit eingezogenem, gesenktem Kopf die nachrutschende Ziegelschuttlawine, die sich über ihn ergoss. Während unten in dunkelroten Detonationen die Schindelreste auf dem Bürgersteig zerplatzten, kam Hiob erstmals der Gedanke, sich über eventuelle Passanten dort unten Sorgen zu machen, aber ein rascher Blick brachte ihm die beruhigende Gewissheit, dass die Straße nachtschlafenderstunde menschenleer war.
    Als das Scheppern aus der Tiefe verklungen war, beantwortete die Regenrinne Geburahs Klimm- und Schwingversuche mit dem haltlos gellenden Schreien gepeinigten Materials.
    »Du solltest aufhören, so zu zappeln, Guido. Die letzten Schrauben könnten sonst aus dem Mörtel platzen und – abwärts, Amigo.«
    Geburah keuchte und schnaufte und hielt dann etwas stiller. Die ungeheure Belastung ließ die Adern auf dem Rücken seiner haltenden Hand überdeutlich hervortreten. Hiob legte sich genüsslich in der auslaufenden Aufwärtswendung des Bogendaches auf den Bauch, um dem Möchtegernvampir besser ins Gesicht sehen zu können und auch selbst besseren Halt zu haben. »Wenn du Gott bist, Guido«, höhnte er, »oder auch nur irgendein Gott – warum klatschst du dann nicht einfach in die Hände?«
    »Ich ... kann die Laterne dort unten erreichen ... und damit meinen Fall ... abmildern ...«
    »O bravo! Super-Plan! Das bedeutet erst so etwa 25 Meter freier Fall, dann heavy Petting mit der Laterne und dann nur noch vier Meter als eisen- und glassplittergespickter Knochen-Fleisch-Brei bis zum Boden. ›Was war denn das für ’ne Type?‹ wird sich der Leichenbeschauer fragen. ›War das nun so ’ne Art Cyborg, oder war er einfach nur unglaublich bescheuert?‹»
    Geburah brachte es fertig, sein blutbesudeltes Grinsen zu Hiob hochzuschießen. »Du kannst mich nicht sterben lassen, Magier. Hast du ... Bernadette gestern nicht gehört? Sie liebt mich. Sie ... liebt uns ... beide. Sie wird dir nie vergeben, dass du mir nicht geholfen hast.«
    »Sie wird es nie erfahren.«
    »Wenn ... du ... ihr ... Magie gibst? Wie soll sie ... es dann ... nicht erfahren?«
    Hiob lächelte und schaute zu, wie Geburahs Hand unter dem Handicap von Schweiß und Blut von der schmutzigen Regenrinnenkante zu rutschen begann.
    »Du bist ein cleverer Bursche. Zumindest für einen Handwerker, der sich ausschließlich von Pisse ernährt. Du hast recht. Wir sind irgendwie Geschwister im Geiste, wir drei. Also los, bring deinen anderen Arm hoch und halt dich hieran fest, ich zieh dich dann hoch.«
    Hiob hielt eine Art Kette mit massiven, dicken Gliedern über die aufgesprengte Rinnenfront. Geburah zögerte noch einen Augenblick, dem schwingenden Gegenstand, der gegen die Unklarheit des

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