Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
geschmolzenen Sandes. Sie wurden krank und starben, oder machten dumme Fehler, wie zum Beispiel nachzusehen, ob es denn die wirkliche Sonne noch gab, oder ob auch sie mittlerweile ersetzt worden war durch Elektrizität und Neon. Sie zerfielen zu schmutzigem Staub, und hochtrabende, heuchlerische Katecheten sprachen darüber ihr völlig unangebrachtes Memento homo quia pulvis es et ad pulverem reverteris .
    Die neunziger Jahre näherten sich, und es waren nicht viel mehr Vampire geblieben als damals nach dem Ende von Akamas’ Wüten. Die Welt der Menschen und das Wiedenfließ hatten sich mittlerweile so sehr aneinander angeglichen, dass es kaum noch einen Unterschied gab. NuNdUuNs Sieg war so gut wie sicher, niemand wagte es mehr, das Spiel gegen ihn zu spielen. Mit so etwas wie Hoffnung verzeichneten die letzten Vampire, Relikte eines Geblüts aus der Morgendämmerung der Erde, ein neues Aufflammen menschlichen Interesses an ihnen, eine neue Mode, ein neues verlockendes Verhältnis. Sie stiegen empor, um zu tanzen. Und wurden vom Wissen vernichtet.
    Denn die Naturwissenschaft war noch weiter fortgeschritten, hatte bisherige Konzepte und Voraussagen revidiert, und in den unermesslichen Weiten der Zeit die Wahrheit gefunden: Ja, die Sonne wird sterben, zwölf Milliarden Jahre nach ihrer Geburt, wird über das Zwischenstadium eines kleinen, heißen Leichnams in einer großen Wolke grünen, weiß glühendes Gases zu einem Schwarzen Zwerg werden. Aber auf der Erde wird sich kein unsterbliches Augenpaar mehr an diesem Anblick weiden können. Denn die Erde wird bis dahin nur noch Asche sein, ein gefrorener Schweif aus Ruß auf jämmerlich ewiger Bahn um einen schweren Schwarzen Zwerg. Kein Verdunkeln und Erfrieren, wie bisher angenommen, und somit keine Zeit der Freude und des Triumphes für Vampire. Die Sonne wird sich ausdehnen, bevor sie stirbt, wird sich aufblähen wie eine widerlich umarmende Mutter. Sieben Milliarden Jahre lang wird sie gemächlich und feist und von lebloser Dummheit ihren Wasserstoff aufbrennen, dabei stetig heller und heißer werdend, so heiß, dass alles Wasser auf der Erde verdunstet, und mit ihm alles Blut. Und dann, wenn der Wasserstoffvorrat verbrannt ist, entzündet sich das Helium im Kern der Sonne in gewaltigen Explosionen. Durch diese Energie wird die Sonne noch einmal um das Zweihundertfache größer und um das Zweitausendfache heißer, bis sich alle ihre Planeten in rote, glühend heiße Schmelzen verwandelt haben, die sich langsam zersetzen und zu Kohleschutt zerbrechen. Dies ist die Perspektive der Ewigen. Am Ende wird dein Erzfeind dich vertilgen, und es gibt kein Entrinnen. Am Ende wird nichts dein sein außer der Panik und der Agonie des auch nachts lohend weiß brennenden Himmels. Und so begingen auch die Letzten der Vampire weinend Selbstmord. So gibt es jetzt nur einen mehr: dich, Bernadette Jurow, letztes, einsames und zukunftsloses Zeugnis einer ausgestorbenen Rasse.
    »Ich ... will ... wieder ... Mensch ... sein«, schluchzte Bernadette sabbernd, auf dem Bauch über das glatte, wellige Pflaster robbend. »Bitte ... mach ... dass ich wieder ... Mensch bin.«
    »Das geht jetzt nicht mehr«, sagte Hiob, der langsam neben ihr herging. »Du bist jetzt Vampir.«
    »Aber ... ich ... will nicht mehr ... kann nicht mehr ...«
    »Das war es doch, was du dir so sehr gewünscht hast. Du kannst nicht mehr zurück. Das ist kein Spiel mit Hü und Hott. Das ist eine Vermählung bis zum Tode.«
    Mit unglaublicher Anstrengung hob Bernadette den Kopf und sah aus tränenverschmierten, angstgeweiteten Augen zu Hiob auf. »Dann ... töte mich auch. Töte ... mich, wie du die ... anderen getötet hast. Du kannst das ... doch sicher, du bist ein ... Magier und ich ... bin noch frisch, bin noch ... schwach ... es ... es ... muss doch einfach einen Weg ... geben ...«
    »Es gibt nur einen Weg, dich jetzt zu töten.«
    »Dann tu es! Ich flehe dich an, Hiob ... tu es ... schnell ...«
    Er packte ihr Haar. »Bitte mich darum. Beruhige mein Gewissen.«
    Sie weinte haltlos, ihr ganzer Körper zuckte. »Ich ... bitte ... dich darum, mich auch zu ... töten, Hiob.«
    Er zog ihr die Arme unter dem Körper weg, fasste ihre schmalen Handgelenke in seiner linken Hand zusammen und zog Bernadettes mittlerweile fast federleichten Leib daran halb hoch. »Sag, dass du mir vergibst.«
    Ihr Geist war zu umflort von Panik, um noch zu variieren. »Ich ... bitte dich darum, mich auch zu töten ... Hiob.«
    Er schnitt ihr

Weitere Kostenlose Bücher