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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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in die ehrlosen Abgründe des bittersalzigen Abweges hin abtauchend, von dem Bernadette nichts und Hiob nichts und NuNdUuN auch nichts mehr wissen wollte. Zwei Chöre von Kindern, die einen prallrot und kräftig und laut, die brachten gute Noten heim, die anderen behindert und somit nicht mehr liebenswert. War sie deshalb eine schlechte Mutter gewesen? Nein, sie hatte nur zu viel getan, es zu eilfertig getrieben, der schöne Merlin mit den Augen aus reinem Aquamarin reichte ihr von oben her die Hand und hob sie aus dem Sumpf der Irrung zu sich hoch auf den purpurroten Zelter. So ritten sie dahin, die blau geäderten Hufe verblichene Schädel zersprengend, aus denen der Boden bestand. Dirk-Daniel tauchte auf, Kot an den Lippen, dümmlich grinsend, dann packte ihn ein starkbierschwarzer Schelm im Nacken und hieß ihn in einem flachen Quell ertrinken. Irritation: Der vampirische Tod schmerzte nass in ihren altargeöffneten Lungenflügeln, doch der Ritt ging weiter. Arne war jetzt zu sehen da hinten, Arne, ihr Arne, den sie so nahe an Liebe empfunden hatte wie jemals ihr möglich, als sie noch nicht erleuchtet. Er hatte ein dickes altes Buch in Leder in den verschränkten Armen, es war sein eigenes, sein Meisterwerk, er hatte es selbst geschrieben, es hieß Die Heilige Schrift , er öffnete triumphierend beide Arme, und die einzelnen Seiten rutschten durch den Einband zu Boden und wehten mit herbstroten Eichenblättern davon, ein fast unsichtbarer, verzerrt reflektierender Schemen eruptierte vor Arne aus dem Boden und rammte ihm einen zugespitzten jungen Baum tief durch die Brust und Kleider. Arne schrie und fiel, und Beradettes Herz knüllte sich in Leiden zusammen, sie wollte weinen, doch Geburah-Guido vetraute sich grimmig einer Staude Knoblauch an und griff ins Leere und musste deshalb auch noch sterben. Wieder Irritation: Diese Szene so komisch. Wie konnte jemand durch Knoblauch sterben? Der Holzpflock, der Knoblauch – Teile des neu in ihr keimenden Vampirseins rebellierten mit Verstimmung und Furcht. Der Ritt ging weiter durch sonnenfarbenen Roggen, denn wo war Sonja abgeblieben? Sie hatte das nie erfahren, hatte aber ihr Blut getrunken, in gar nicht kleiner Menge, und die Lösung des Geheimnisses musste gleich hinter dieser Kreuzung hier liegen. Merlin Aquamarin hieß sie absteigen und führte sie durchs grannenspröde aufstrebende Getreide. Endlich sah sie Sonja, die liebliche, bezaubernde Sonja, Sonja, der man nicht böse sein konnte, Sonja, deren Haut so zart gewesen war wie Samt und mit einem Flaum an den Innenseiten der Schenkel ganz wie eine Aprikose. Sonja kreischte und brannte, verschmorte, platzte auf, lief aus, verdampfte stinkend, rußend, brüllend, jaulend, keuchend, und daneben stand er Hiob HiobderMörder HiobderauchDirkDanielArneGeburah HiobderallihreGeschwisterermordethatte und schaute einfach nur zu. Bernadette schrieeeeeeeeee , schlug mit den Armen und trat mit den Beinen, spürte die dunkle harte Macht des Wiedenfließes in sich eindringen wie einen Vergewaltiger. Das Blut in ihren Adern verdickte zu Klumpen, die anderes Blut brauchten, um sich wieder aufzulösen und zu fließen, einige Adern platzten unter dem plötzlichen Unterdruck. Die Zähne ihres Oberkiefers veränderten sich unter solchen Schmerzen, als würde ein verrückt gewordener Zahnarzt mit einem blauen Heimwerkerschlagbohrer ihr im Mund herumsplittern. Bernadette schloss, Schweiß weinend, die Augen und konnte für einen Moment das Antlitz NuNdUuNs sehen, noch schöner, noch edler als das des Magiers, die Vollkommenheit und Vollendung eines seit zwei Millionen Jahren verfeinerten Konzepts. In der Ruhe und Überlegenheit von NuNdUuNs mitleidlosem Blick fand Bernadette Jurow zitternd die Wahrheit.
    Vampire waren von Anfang an da gewesen, in den brodelnden Savannen der Frühzeit, die ersten eleganten Inkarnationen des Wiedenfließes, Folge und auch fortführender Ursprung eines regen Austauschs. Sie waren eine unheilbringende Fusion aus den ersten Hominiden und den reißenden Tieren der Nacht, Säbelzahntigern zum Beispiel, damals. Mit schlanken, unbehaarten Händen bogen sie die struppigen Hälse der Urmenschen zurück und bahnten sich einen Weg durch ledriges, sehniges Fleisch. Die Nächte waren so weit wie die endlosen Steppen, und auch der Frost einer Eiszeit vermochte den ersten Vampiren nichts anzuhaben. Sie waren Jäger und Sammler, sie jagten Menschen und sammelten ihr Blut in bauchigen Krügen aus Kork. In der Bronzezeit

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