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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Mesanez, die andere ein junger eifriger Polizist namens Gervasio, aber der tritt erst später auf.
    Als Lagrima von einer paffenden weiblichen Polizeibeamtin, die ein bisschen wie ein junger Winston Churchill aussah, aus ihrer dodekaedrischen Zelle gelassen wurde, hakte sie sich bei einem nichtphysikalischen Hirten ein, der ihr galant den Arm bot und sie unter schmeichelnden Worten die Treppe hinab, durch einen Raum, durch eine Tür, durch einen Garten, über eine Mauer hinter das Grundstück führte in einen technizistisch leuchtenden Wunderpark voller Farben und Gerüche. Es war NuNdUuN, der in einem Korbsessel in einem Dornenstrauch von silbernen Schimpansen geträumt hatte, bis der Gliedmaßler verendete und Lagrima freikam. Er führte die ältere Frau zum jüngeren Mann und sagte: » Schau her, Lagrima, dies dort ist Hiob, dein Sohn. « Und sie sagte: »Ich weiß.«
    Hiob stand auf seinem Autodach auf, mit seinem am Morgen noch weißen, jetzt wie die Palette eines Malers gefärbten Mantel wie ein verwirrter Prediger an der Grenze zum Hyde-Park wirkend, und schimpfte. »Jetzt tauchst du plötzlich auf, Alter, jetzt, wo alles gelaufen ist. Während der Sache hätte ich ein bisschen mehr Unterstützung brauchen können, aber nein, du hast mich faul hängen lassen. Das ist nicht gerade vertragsgerecht, mein Freund, das muss ich dir mal sagen. Und was soll der Scheiß mit der alten Punze hier? Meine Mutter heißt Sarah und stinkt sich in einer versifften Motorradrockerclique am Nürburgring und Umgebung durch die Landschaft. Diese Frau hier kenn ich nicht, hab ich nie gesehen, und, falls dich’s interessiert, interessiert mich auch nicht.«
    NuNdUuN, Fürst der Flagellanten, unsichtbar, eidetisches Medium, senkte geduldig den hörnerumwucherten oder gauklermützenbekränzten Kopf. »Du bist unhöflich und roh, Montag. Nicht von deiner leiblichen Mutter ist hier die Rede. Jedes läufige Weibchen hätte dich werfen können, Klump Grieß, der du bist. Nein, dies hier ist Lagrima Mesanez. Sag, klingelt ein gläsernes Glöckchen?«
    »Nischt klingelt. I haven’t the faintest. Drück dich klarer aus, Tiefenkönig.«
    »Dann leih mir deine Ohren. Denk doch nicht, du seist der Erste. Schon andre mengreich vor dir haben paktisch sich geübt, sind, der Erden Sünden über, weinend worden und betrübt. Haben sich, mit hoher Hoffnung, untenwärts gewandt an mich, um zu tilgen obig Kreischen, um zu retten ritterlich. Durften faustisch sich versuchen an der Macht, ein Held zu sein, haben schnell gelernt und lernten: Dornenkron statt Heilgenschein. Fanden schnell ihr neu Zuhause, ihren Stammplatz in der Welt, wurden heimisch in dem Wirken, dahinein kein Lichtstrahl fällt. Gingen irre an der Hoffnung, brachen durch an ihrem Wahn, dass vorm Untergang zu wenden doch noch sei der Narren Kahn. Sieh in hier Lagrimas Augen deine Zukunft und dein Los, bist ja letzten Endes, Hiob, auch ein Spiegelfechter bloß. Dienst mir unten wie wem oben wie der Mitte gut zum Spott, bist der Spaßmacher und Tänzer, bist der Beter ohne Gott, bist ein Engel zwar mit Flügeln, aber ohne Arm und Bein, kannst nicht landen, musst ermüden, musst ein Ausgelachter sein. Herzlich Beileid kann mein Kohlenherz dir allenfalls entbehren, mehr wär unnütz, und ungleich dir muss ich Unnutz mich verwehren.«
    Es gab keine Verpuffung, keinen theatralischen Rauch, nicht einmal ein melodramatisch irrsinniges Gelächter: NuNdUuN war von einer Sekunde zur anderen einfach weg oder vielleicht gar nie da gewesen, und Lagrima und Hiob waren schon immer allein.
    »Guter Abgang, Arschloch«, knurrte Hiob müde. Das ältliche, schmutzig-nasse Fräulein vor ihm sah abgezehrt und schwach aus, als würde es beim ersten spielerisch knuffenden Windstoß einwärts zusammensinken. Aber hier gab es glücklicherweise keinen Wind, der war schon vor Jahrzehnten von Fliegenschwärmen abgelöst worden, deren Hass auf Hiob jetzt förmlich zu hören war.
    »Sie haben also auch mit NuNdUuN paktiert, Ma’am«, stellte Hiob mit noch größerer Müdigkeit fest. »Und wie weit sind Sie gekommen?« Er sprach deutsch, genau wie der Goya-Thronbesitzer eben, genau wie der Bundeskanzler bei jedem seiner Auslandsbesuche, und genau wie jener konnte Hiob sich in diesem Augenblick in dieser seiner Situation überhaupt nicht vorstellen, dass es irgendwo im Universum ein Wesen geben könnte, das mit dem Verständnis der deutschen Sprache Schwierigkeiten hätte.
    Vielleicht hatte er damit sogar

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