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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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beherrschen«, sagte Hiob oben mit einer Stimme, die im Unterland wie eine milde tektonische Bewegung klang. NuNdUuNs menschliche Modulation imitierend, fügte er ätzend hinzu: »Ihr könnt mich nicht verarschen, dafür bin ich zu agil, mein Blatt ist leer, doch ich kann bluffen: Das ist Hiobs Spiel. Und muss ich wirklich euch berichten, warum ich weiter hoff ’? Ich kann ein Ass im Ärmel züchten Bold as Love.«
    Hiob ging die zehn Kilometer zum Flughafen Corfisso zu Fuß und grinste die ganze Zeit vor sich hin wie jemand, der der Meinung ist, ihm sei eine ganz besonders geniale Eröffnung gelungen.



Prognosticon 2: Life ’n Perspectives of a genuine Crossover

a) Hampelmann
    Als Hiob den Granatapfel aufschnitt, fand er mindestens die Hälfte der roten Zellbeeren von einem dunkelgrünen Schimmelpilz überzogen, und das, obwohl er die Frucht erst gestern in einem auf die typisch unpersönliche Weise zuverlässigen Supermarkt gekauft hatte. Es war Samstagnacht, er war allein zu Hause, und er hatte schlicht und einfach viel zu viel Appetit auf etwas Frisches, Gesundes, um jetzt so einfach aufzugeben.
    Hiob schnupperte an den kavernenartigen Innereien des exotischen Apfels. Die verschimmelten Stellen, die dort dunkelbraun matschig verblassten Beeren, rochen nicht eigentlich scharf moussiert oder faulig vulgär, sie rochen eher nach Staub, nach Mehlpulver, irgendwie nach einer Assoziation von Schlaf.
    Mit ungerührtem Gesichtsausdruck löffelte und pulte Hiob den gesamten Fruchtinhalt in eine gelbe Keramikschüssel und rührte dann mit einem hölzern verkleideten Teelöffel sowohl die unverdorbenen, prall dunkelroten, als auch die verschimmelten, matt braungrünen Beeren ineinander. Er aß die ganze Schüssel leer und schmiss, den herben Nachgeschmack von dunkler Fäulnis noch im Mund, die zerschnittene, harte Schale in die Mülltüte.
    Mit einer angebrochenen Packung Papiertaschentücher neben sich setzte er sich wieder auf das Sofa und wartete mit halb geschlossenen Augen auf die Auswirkungen einer Vergiftung oder zumindest auf irgendwelche Anzeichen darauf, dass sein Magen jakobsgleich im Dunkeln mit den engelhaften Schimmelviren rang.
    Nichts geschah.
    Als auch am folgenden Tag keinerlei Auswirkungen auf Magen, Appetit oder Verdauung zu verzeichnen waren, beschloss Hiob, diesem Phänomen mal ein wenig auf den Grund zu gehen.
    An seinem Namenstag, dem Montag, setzte er sich langsam einen Walkman auf, legte ein Band mit Princes Old Friends for Sale auf und stahl in einer Apotheke ein pralles Tütchen voll Strychnin.
    Dies war das erste Mal, dass jemand Charles Otts lächeln sah.
    Zugegeben: Er war soeben gestorben, und diese Tatsache disqualifizierte das Lächeln natürlich als einen Hoffnungsschimmer für alle, die trotz der abendlichen Nachrichten unverbesserlich an das Gute im Menschen glauben.
    Aber irgendwie hatten es die willkürlichen Klauen des Starkstroms geschafft, Charles Otts’ Gesichtsmuskeln dermaßen zu verzerren, seine Wangen wie bei einem sündhaft teuren Beverly-Hills-Facelifting faltenlos nach hinten zu straffen, seine aufgeblähten Lippen wie in einer Zentrifuge seitlich auseinanderzuziehen, dass er dasaß auf dem elektrischen Stuhl mit manisch glotzenden Augen und diesem völlig unglaublichen, starren Grinsen wie ein sadistischer, unaufhaltsamer Despot, dem gerade ein brillant witziger Einfall durch die Denk-Kanäle spült.
    So weit hergeholt dieser Vergleich zu wirken schien, so nahe kam er tatsächlich der Realität, denn Charles Otts’ Freigang begann genau in dem Augenblick, in dem der verwachsene Gefängnisarzt mit isolierenden Handschuhen des Delinquenten Puls befühlte und mit starkem philippinischem Akzent zum umstehenden Henkerskollegium sagte: »Meine Herren, die Bestie von Tappahannock ist tot.«
    Es klopfte leicht an der Tür seiner neuen Einzimmerwohnung in Nord-Tempelhof, und Hiob, der gerade damit beschäftigt war, ein angelaufenes Tee-Ei mit einer dubiosen, auf einem Polenmarkt gekauften, grobstückigen Mischung zu füllen, ging gelangweilt öffnen in Erwartung eines Höflichkeitsbesuchs irgendeiner allein lebenden Mittvierziger-Nachbarin.
    Louise Brooks stand vor der Tür, Pagenschnitt et al., in einem sandfarbenen Hosenanzug modernen Zuschnitts, mit einem scheuen Lächeln.
    »Hallo.«
    Hiob taumelte einen halben Schritt nach hinten und hob instinktiv abwehrend beide Hände, bis sich seine Synapsen so weit vom Natriumschock erholt hatten, dass sie ihre Tätigkeit wieder

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