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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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exorbitant bescheuert an, sodass er, als die unheilige Existenz endlich – vielleicht auch der keuchenden, ausgleitenden und sich überschlagenden Bemühungen Hiobs schlicht und einfach überdrüssig – platschend in den säurehaltigen Suhlpfuhl zurückschlitterte, von Kopf bis Fuß mit Fett und Dreck und Öl und Fäulnisschlamm bedeckt war, seine vormals noch wenigstens den Minderleisteransprüchen der Grunge-Rock-Generation entsprechende Kleidung völlig zerrissen und zerfetzt, und er selbst völlig erschöpft und ausgelaugt.
    Dennoch war hiermit sein südamerikanischer Job noch nicht getan, denn das giftige Loch hatte die Kreatur geboren, es würde wohl kaum ausreichen, um sie zu töten. Man könnte zwar diskutieren, dass man ein Baby gewiss dadurch töten könnte, indem man gewaltsam versucht, es wieder dorthin hineinzupressen, wo es herausgekommen ist – von den Auswirkungen auf die Mutter ganz zu schweigen –, aber dies hier war ja kein Exempel für angewandte Veterinärbiologie und nicht einmal für Brehms blödsinniges Tierleben, dies hier war eine profitkapitalistisch initiierte, gesund-und-menschenverständlich unintendierte und aus der sich daraus ergebenden magischen Nische heraus katalysierte Demonstration. Dompteur Montag musste also, verschwitzt und abgekämpft, sein Bestes geben. Er zitierte in radebrechendem Kantonesisch Die Sieben Kryptischen Bücher Von Hsan , streute noch ein wenig De Vermiis Mysteriis von Ludwig Prinn darüber, verband das Ganze mit ein paar in ausgelaufene Batteriesäure geritzten schamanistischen Symbolen aus dem Apokryphenkreis der Quiché-Maya-Bibel Popol Vuh, sang dazu einen alten Tune von Howlin’ Wolf und segnete und vollendete sein Werk, indem er in hohem Bogen in die Grube und auf das darin dümpelnde Schreckwesen pisste.
    Das Resultat war ausgesprochen nett. Das unnatürliche Vieh fing an, mit den Stimmen neurofibromatoser Babys zu schreien und dabei wie ein in Wasser geworfenes eckiges Natriumstückchen in der urigen Suppe herumzuwirbeln, sich zu verformen und kohlensäureartige Bläschen zu erzeugen, die Luft über der Grube beschlug, wurde trüber, roch nach sehr scharfem Senf, es wurde heißer und heißer, das Lebewesen zerging, zerkochte, zerfaserte brüllend, Hiob kramte aus irgendeiner Hosentasche noch ein letztes A&P-Streichholz hervor, riss es an, wie alle A&P-Streichhölzer zerbrach es in der Mitte, brannte aber trotzdem auf, er warf es in das Loch, hechtete sich in Deckung, es gab ein pfeifendes Geräusch, dann ein donnerndes PLIPP, eine orangene Stichflamme leckte empor, fiel in sich zusammen, Stille, Bewegungslosigkeit, Gestank, unten in der Stadt applaudierten ein paar besonders Doofe dem gelungenen Karnevalsfeuerwerk, Hiob wand sich im Schlick und erwehrte sich unbeherrscht der gierigen, quallenhaften Maden, die zu Dutzenden über ihn hergefallen waren. Sela.
    Drinnen im Haus gingen kurz die Lichter aus, dann wieder an, Inspektor Ipucherez stand mit einem Haufen verkaterter Untergebener im Zellenflur, schob die kalte Zigarette mit der Zunge von einem Mundwinkel in den anderen und brummte: »Was ist denn das hier für eine Scheiße?«, ohne die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen.
    Facundo und seine Schergen wurden verhaftet, etliche Patienten zum ersten Mal seit Jahren aus ihren sadomasochistisch verfremdeten Zellen gelassen und in eine zumindest nach südamerikanischem Standard humane medizinische Behandlung übergeben.
    Geschönte Berichte für die karnevalistisch aufgekratzte Presse wurden vorbereitet, damit Kolumbien in der Welt nicht auch noch neben seines ungerechtfertigt schlechten Drogenkriegrufes der Menschenschlächterei bezichtigt werden konnte. Es war nicht schwer, die paar absolut unvertuschbaren Sachverhalte als Resultat der Bestrebungen eines einzigen gemeingefährlichen Irren namens Facundo zu interpretieren.
    Diana Frahm wurde als in flagranti ertappte ausländische Prostituierte ohne ordnungsgemäß geschmierte Arbeitserlaubnis dingfest gemacht, musste aber nicht allzu lange sitzen. Ihr Virus kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe, er sprang und sprang und sprang.
    Ein paar müde Beamte in einem unterbezahlten Untersuchungsausschuss wurden mit schlaffem Wink angewiesen, ein paar Befragungen zum Thema »Illegaler Organhandel mit Unterprivilegierten« anzustreben.
    Aber letzten Endes gingen nur zwei Personen weit genug hinter das Haus, um Hiob zu finden, der dort auf dem Dach eines Autowracks lag und sich ausruhte. Die eine war Lagrima

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