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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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bleibst. Ich kann nichts dagegen tun. Ich verehre diese Frau seit meiner Jugend, so wie andere Menschen Jesus Christus verehren.« Worte quollen ihm über die Lippen wie warmes Gras mit ein paar Kamillenblüten dazwischen. Er war – verwirrt, krank, vergiftet, denn der Strychnin-and-Friends-Versuch lief auf Hochtouren – froh, dass es wenigstens seine eigenen waren.
    Nachdenklich ging Widder-Louise-Widder zum einzigen Fenster im einzigen Raum und schaute auf die regennasse Straße draußen hinunter, wo Lastwagen schwergewichtig kreuzten und Regenschirme umeinanderhüpften, mit nichts als Spiegelbildern drunter und Atem auf der Scheibe.
    »Was würde sich ändern, wenn du mich liebst?«
    »Alles. Nichts. Ich müsste trotzdem weiter mit IHM um aller Menschen Seelen spielen. Um lieben zu können, muss ich leben, und ich könnte nicht leben, wenn ich aufgebe. So lautet sogar mein Vertrag.« Mit kurz geschlossenen Augen hörte Hiob dem Rollen eines Cold-Turkey-ähnlichen Gefühls in seinen Arterien hinterher. Die Anwesenheit des Glamour-Engel-Succubus verstärkte die ansonsten eher fahlgesichtigen Kapriolen des Giftes. »Aber«, fuhr er langsam fort, »was auch immer wäre, wir würden eben nie mehr Sex haben.«
    »Ich hab gern Sex mit dir.«
    »Und ich würde dich bei mir haben wollen oder mit dir gehen wollen, wohin immer du auch gehst.«
    »Das würde nicht klappen. Du darfst noch nicht ins Fließ. Und ich darf nicht lange hierbleiben.«
    »Das klingt doch sehr romantisch, oder? Viel Schmerz und Sehnsucht. Und ich würde dich ehren, wie das gute Alte Testament es für Vater und Mutter verlangt, und ich würde dich halten wollen und dich wärmen, um mich an dir zu wärmen und zu halten. Und mein Geist würde durch deinen gehen und dich streicheln, und meine kleine Seele würde Teil von dir, dir zum Fraß, zum Spiel, zum Schmuck, zum Schatz. Ich würde sterben, wenn du weinst, und wiederauferstehen mit deinem neuen, noch nie dagewesenen Lächeln. Ich wäre nicht mehr frei und glücklich darüber. Beim Ringen mit den Ungeheuern, die der Schlaf der Vernunft gebiert, würde ich selber lächelnd schlafen und deiner träumen. Ich wäre schwach in meiner Liebe zu dir und stark in meiner Liebe zu dir. Ich wäre dein für immer, und du könntest über mich bestimmen.«
    »Das klingt schön.«
    »Ich würde Wiedenfließ auf Erden werden, um dir nah zu sein. Ich würde IHN um deine Hand bitten. Ich könnte nichts dagegen machen. Ich würde ein liebender Ritter sein, meine Rüstung wäre mein nacktes Fleisch, meine Waffe meine streichelweichen Hände und mein Pferd mein Herz, galoppel-galoppel. Mein Schild wären meine ausgebreiteten Arme, mein Wappen wärst dann du.«
    »Das klingt mies. Du würdest verrecken, schnell und kläglich wie all die andern, die so sind, so blind. ... Dann ist es also wirklich wahr, dass Liebe schrecklich ist?«
    »Sicher.«
    »Ich hab mich immer gefragt, wie es sein würde ...«
    Hiob antwortete nicht. Er lehnte im hölzernen Innenrahmen der Tür, schwer atmend und frierend, wie in einem uralten Gemälde.
    Widder schlug die Arme um ihren Oberkörper und streichelte sich selbst nachdenklich die Schultern. Ihr schmales Gesicht verdoppelte, verdreifachte sich im Zweiglasfenster, als schwebten dort zwei Engel über den Laternen. Unter den langen Wimpern einer jung gestorbenen Frau hervor sah sie den Menschen an, und ihre Stimme änderte sich, wuchs von samtrot zu blau.
    »Was nimmst du?«
    »Was meinst du?«
    »Was du einnimmst, verdammt.«
    »Strych... Strychnin. Strychnin. Ein bisschen Bittermandel noch. Blausäure halt.«
    »Woher hast du das Zeug?«
    »Gestohlen.«
    Sie drehte sich langsam herum. Ihre Schönheit blendete ihn jetzt, sodass er die Hand in das fast greifbare Leuchten halten musste, um seine Augen zu beschatten. Er hatte jetzt Schmerzen, unter der Zunge und im ädrigen Mittelpunkt der Augäpfel.
    »Was willst du damit beweisen, hm? Was soll das?«
    »Ich ... will sehen, wie weit ich gehen kann, wie weit ich ... immun bin.«
    »Du willst wissen, wer du bist, denn nur wenn man weiß, was einem schadet, was einen tötet, kann man sich selbst kennen, stimmt’s?«
    Er nickte, ernst. Sie winkte ab, die Lippen unwillig geschürzt.
    »Du bist ein Idiot. Fang lieber an zu rauchen, das ist männlicher.«
    »Rauchen ist eine blöde Art zu sterben.«
    »Na gut, wenn du unbedingt herausfinden willst, wo die Grenzen des Montags liegen, nimm eine große Dosis Weißer Schokolade ein. Aber ich sollte

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