Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

dich warnen: nur in einem Notfall, wenn alle sonstigen Quellen versiegt sind. Ich glaube, NuNdUuN hat deinen Metabolismus verändert, als du Adept wurdest. Weiße Schokolade könnte dich killen.«
    »Danke.« Hiob grinste jetzt, während sanfte, lauwarme Krämpfe hinter seinem Bauchnabel pulsten. »Das wollte ich ja nur herausfinden.«
    »Schon klar. Du wickelst mich um den kleinen Finger.« Auch sie lächelte jetzt, spitzbübisch, verschwörerisch. Dann gab sie sich einen Ruck. »Tja, es war nett, mit dir über Liebe zu plaudern, Lover, aber nächstes Mal sollten wir uns doch besser wieder dem guten alten Uh-uh widmen.«
    »Jederzeit. Das liegt an dir und dem, was du trägst.«
    Sie ging an ihm vorbei zur Tür; er folgte ihr die paar Schritte, sich den Bauch haltend, perspirierend wie ein Schwamm und ebenso geruchslos. Nur Wasser. Interessant, dachte er, mein Grünes Kryptonit ist weiß.
    »Irgendwelche besonderen Wünsche?«, fragte sie, vor der geschlossenen Tür zögernd, eine makellose und gerade deshalb nur um so unverfrorenere Imitation von tugendsamer Verhaltenheit.
    Er versuchte nachzudenken, aber ihm fiel beim besten Willen nichts anderes ein als genau der Körper, der so greifbar vor ihm stand.
    »Ich bin überzeugt, du wirst dir schon was einfallen lassen.«
    »Ich hab ja sonst nichts zu tun in der Hölle«, schmunzelte sie, wandte sich um, umfasste seinen fein gesträubt behaarten Nacken und küsste ihn heiß auf den Mund, die Zunge wie eine Pianistin über seine Zähne führend, fortissimo.
    »Das«, sagte sie schwer atmend dem wankenden Hiob, »ist eine kleine Nuance von dem, was du dir heute versagt hast. Aber du weißt, ich liebe Mönche. Sie schmecken so rein und süß wie sonst nur Jungfrauen. Und bevor ich vergesse, weshalb ich heute überhaupt zu dir gekommen bin – du solltest dich mal in Virginia umhören. Dort haben sie vor drei Tagen einen auf den elektrischen Stuhl gesetzt, dem sie damit einen großen Gefallen getan haben.«
    »Verdammt, was meinst du damit?«
    »Och, man munkelt, der Typ ist besessen gewesen, und sein Incubus hat den E-Stuhl als Sprungbrett benutzt, um sich ins nationale Stromnetz einzuspeisen. NuNdUuN läuft mit stolzgeschwellter Brust herum. Einmaliger Trick, so was.«
    »O nein, das kann doch nicht wahr sein! Und das erzählst du mir ganz am Ende so ganz nebenbei? Und Virginia! Verfluchte Scheiße, das ist einfach nicht fair! Wo soll ich denn die Knete hernehmen, dauernd so weite Reisen zu bezahlen? Ich hab seit Kolumbien noch nicht Zeit gehabt, auch nur ein einziges Bild zu malen!«
    »Eben weil du es vorziehst, Curveballs auf deinen Brötchengeber abzufeuern und mit Gift rumzupanschen wie ein kleiner Bub. Hör auf zu jammern. Ich kann dir jetzt schon versprechen, dass dein nächster Gig hier in Deutschland sein wird. Ich hab schon was arrangiert. Also viel Spaß in God’s Own Country, Liebling. Je schneller du die Sache hinter dich bringst, umso schneller kommen wir wieder zusammen.«
    Sie lachte jetzt schallend, wie man Louise Brooks im Film nie lachen gesehen hatte, goldenes Zeitalter, schneehafter Vamp, Rotwangs meta-modische Fleisch-Maria, berührte Hiobs Arm, war zur Tür hinaus, und Hiob fiel von innen gegen das Holz, sein Magen raste rasselnd und verzehrte, seine Därme würgten und erdrosselten, und Tränen liefen ihm über das Gesicht, über seine schaumig knirschenden Zähne. Teewasser verkochte sinnlos im zitternd wolkenden Kessel.
    Detective Sergeant »Lewt« Waco fumblete sich eine neue Lucky aus der zerknüllten Packung, während die andere zwischen seinen Lippen zügig eingeäschert wurde. Attorney Hogue klopfte ihm aufmunternd auf die dicke, fusselige Mantelschulter. »Es ist überstanden, Lewt. War ein guter Job und ist jetzt überstanden. Die Bestie von Tappahannock hat ins Stromkabel gebissen wie ein blinder Hai.«
    »Hast du ihn nicht grinsen sehen, Demetrio?«, paffte Waco. »Der Typ lacht sich doch ins Fäustchen. Das da drinnen war ein Jig, kann ich dir sagen.«
    »Ein Jig?«
    »Haste nicht gesehen, wie er rumgeschlenkert is wie ein gottverdammter Hampelmann? Seine Glieder haben sich an Stellen gebogen und gekrümmt, wo gar keine Gelenke sind. Und dann seine Hände ...«
    »Hey, das tun hunderttausend Volt nun mal mit dir. Was ist denn los, Lewt? Das ist doch nicht die erste Hinrichtung für dich.«
    »Seine Hände haben so ’ne Art Rhythmus geschlagen, seine Finger auf der Lehne. Und als er dann anfing zu trampeln – wie ein zorniges Kind.