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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Zellentüren der Death Row auf, und erstklassiges Chaosmaterial ergoss sich in die blakende Halle.
    Ingless kümmerte sich nicht mehr darum. Die Amateure würden sich schon selbst zu helfen wissen. Er nahm sich eine einzige automatische Schnellfeuersegnung mit ein paar glatten Magazinen und machte sich auf den Weg zum Herzen dieses Schlosses.
    Zur Jungfrau.
    Dem Drachen.
    Dem Präsidenten.
    Gott.
    Schließlich gab es verheerende Komplikationen. Wie auch nicht. Der Name des Helden allein ist schon Botschaft.
    Irgendwie schaffte es das bisschen Otts, das Hiob in den Fingern hatte, von dem er sich ziehen ließ wie ein Wasserskifahrer durch ein Kakteenfeld, durch Drehen, Winden, Um-sich-Kratzen und Beißschnappen freizukommen. Hiobs schweißige Hände glitten durchs astrale Gewebe wie durch strahlenverseuchtes Frauenhaar, dann war der Virus weg. Hiob taumelte sich überschlagend aus, prallte mehrmals schmerzhaft gegen die rauen Wände, bis sein Momentum gleich null war und er erst mal schwer atmend liegen blieb.
    Nach ein paar Minuten stieß er sich wieder ab und glitt wie ein Taucher durch das sich öffnende Labyrinth von Zu-, Ab-, Her- und Umleitungen. So manche kross-gebratene Delinquentenseele war zu sehen, die auf ihrer Achterbahn ins Paradies vom rechten Wege abgekommen und in eine Sackgasse geprallt war, wo sofort schattenhafte Drüsenmilben über sie hergefallen waren, um sich an Not zu delektieren.
    Hiob kam dermaßen überhaupt nicht voran, dass er mehrmals an denselben Kreuzungen vorüberkam und es nicht einmal bemerkte. Ein delikat balanciertes kosmisches Zufallselement namens Glück berührte irgendwann in diesen Stunden Hiobs Pfad, denn er erreichte den Kerker des HabGeduld.
    Der HabGeduld war schon so lange hier, dass seine vormals dunkelbraun glänzende Haut ganz fahl und teigig geworden war. Er setzte sich ein buntes Käppi auf, seufzte, straffte sein hellblau wimmelndes Hemd, kam mit schlenkernden Bewegungen nach vorne ans Gitter und pfählte Hiobs Augen. Der fasste sich – Trübsal gewohnt – mechanisch schnell.
    »Hi. Nette Aussicht hast du hier. Und prima Essen, wie ich sehe. Was ist das?«
    »Alle zwölf Tage kommt ein cholerakranker Alkoholiker vorbei und kotzt mir in den Teller. Das ist das.«
    »Yeah. Klingt doch okay. Könnte schlimmer sein. Könnte so’n Wasserbad-Fertiggericht von Erasco sein. Hör zu, Kumpel, ich bin nicht von hier. Ich suche diesen Otts, Charles Otts, großer Kerl, dummes Gesicht, eventuell mit ’nem extrem breiten und völlig unbeweglichen Grinsen drauf. Schon mal gehört, gesehen?«
    »Der kam hier durch, Mann, wie ein geölter Blitz, und sauste lachend an mir vorbei. Kannst du mir erklären, was das soll? Warum kann er hier raus und ich nicht? Dieser Otts hat doch mindestens ein Dutzend Leute umgelegt, und ich bin unschuldig, Mann, mich hat man nur verhaftet, weil ich schwarz bin und weil das Opfer eine alte weiße Oma war, die immer gut zu mir war.«
    »That’s Life.«
    »Warum ist Otts frei und ich nicht, Mann? Was soll der Scheiß? Ich dachte, ich bin tot und hab’s geschafft. Stattdessen taucht dieser weiße Dandy hier auf und erzählt mir, man wird mich irgendwann abholen und erneut hinrichten. Und dann wieder. Und wieder. Und dann immer so weiter, von Tod zu Tod, bis ich irgendwann oft genug verreckt bin, um zu erkennen, ob diese Zelle hier eigentlich der Himmel oder die Hölle ist. Das kann doch wohl nicht deren Ernst sein, oder? Irgendwas ist hier doch schiefgelaufen. Es gibt doch wenigstens im Tod Gerechtigkeit, oder, Mann?«
    »So naiv war ich auch mal. Als ich sieben oder acht Jahre alt war. Das geht vorbei.«
    »Kannst du mir dann wenigstens hier raushelfen?«
    »Nein, kann ich nicht. Du hättest kämpfen sollen, als die Cops kamen, um dich festzunehmen. Danach und jetzt ist es zu spät.«
    »Shiiiiiiit.«
    »Yeah. Shit. Aber wenn du mir hilfst, kann ich vielleicht einen guten Punkt in meinem Spiel eindunken, und wenn ich dieses verdammte Spiel gewinne, Kumpel, dann bin ich der Boss vom Wiedenfließ. Dann werden Köpfe rollen.«
    »Wiedenfließ? Was ist das?«
    »Kommst du schon noch hinter. Also, hilfst du mir jetzt oder nicht?«
    »Okay. Otts ist dahinten lang, wo es so grünlich schimmert. Dann rauf und links, in Richtung auf die Mykosen.«
    »Klingt lauschig. Sei froh, dass du hierbleiben kannst, Kumpel. Die meisten deiner Brüder im wirklichen Leben haben nämlich kein Dach überm Kopf.«
    »Ha-ha. Shit.«
    Sie gaben sich, melancholisch, clumsy, Hi-

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