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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Schneetrieb war jetzt in der Luft und färbte Augenbrauen grau.
    »Der tuat koan Huasterer mehr, Vodr.«
    »Bist ohne Lampen heraußen, Kerle?«, herrschte der Diffringer. »Wuist, dois di dr Aafhocknd Geist greifen tuat?«
    »Vodr, Baron hot wos gspuart. Hot uns worni wolla.«
    »Worni, sakradeifi. Verreckt is dr Sauhund.«
    Sie standen jetzt zu dritt um den Kadaver des Hundes herum, der steif auf der Seite im Schnee lag, die Augen weit aufgerissen, die Schnauze geöffnet und noch warm dampfend, aber ohne Atem.
    »Grod hatter do no glebt«, meinte Luit zaghaft. »Wir ham erm do no bella ghört.«
    »Jo«, bestätigte Kall. »Glebt hatter no, als i ankimmen bin. Kunnt sich obr net mehr bruiga. Hat mi net oamal mehr erkennt. Hot weider oogwarnt.«
    »In welch Richtung?«, fragte der Alte.
    »Dorthinaas.« Kall deutete mit ausgestrecktem nacktem Arm – er trug nur ein grobes Unterhemd und -hose – hin zu den Schnee-Feldern, wo die Buchenreihen standen, jetzt nur kurzsichtige Schemen unterm scharf umrissenen Mond. Luit bekreuzigte sich hastig, der Vater, nach einem Seitenblick, nickte bleich.
    »Dr Deifi kommt vunn Osten in dr Nacht«, murmelte der Alte. »Dr Aafhocknd Geist.«
    »Ah, geh, Vodr«, winkte der Kall ab. »Kaan Geist treibt si aa bei dr Kälten hrum. Dois kunnten fei nur Wölfe sinn. Soll i geha nachsenga?«
    »Bist vunn Sinnen?« Jetzt winkte der Alte ab. »Naa, wozu. Sakrament no ee. Wia hobn eh kaa Viah mehr. Wozu no kämpfa?«
    »S’kunnten uus oogreifa.«
    »Ah, geh. Wölfen san schlaur denn die im Dorfen. Wissent gnau, wannt Bousheiten nets aabringa. Kummt’s eini jetzt, die Weibr fanga sunst dois Heula an.«
    »Und woran«, fragte Luit, »woran iis dr Baro no verrackt?«
    »Angst«, sagte Kall, düster auf seinen Vater herabsehend. »Kunnst’s net riacha? Hier gspürt ma jeds Haar wiar an Nogel. Hiar geat fei die Angst um und wui fei hiar eikehra.«
    »Schmarrn«, rauchte der Vater, Kalls Blick ausweichend. Ein lang gezogenes Brummen kam aus seiner Kehle wie von einem wunden Bären. »Fei Faulheit iis un Blödheit wos eahre zwei wiar Nägel gspürt, sonst iis hiar no nix, dois merkt’s ei. Hobt’s denn scho vrgessa, wos im Dorf sie saga tun? Dois iis dr Diffringer Hof hiar, doi kunnt selbst a Mord nimmer wos verderba.«
    Vater voran, stapften sie durch den Schnee zurück. Die Magdaleen, die Diffringerstochter, stand mit ihrem Kind auf dem Arm in der goldroten Türöffnung und wartete schon auf sie, die Augenlider vom Schlaf noch verquollen, die Augen selbst von Furcht aber geweitet.
    Als sie an ihr vorbeischlüpften, knurrte der Alte: »Morgn bringa mer’s Hundsviah untern Acker, dois aa Ruah is.«
    Der breitschultrige Kall schloss die Tür, legte den Riegel vor und nahm seine danebenstehende Schwester kurz in die Arme. »Leg di schloafa, Leenl. Obr nimms Kind zuah dir, leg’s net in die Wiege zrück. Ois soit heit net alloana sint, dois hat fei dem Baro das Leaba kost.«
    Hiob stand beim Bäcker um die Ecke in der Schlange und wartete darauf, dass der Greis vor ihm mit seiner Schrippenbestellung zu Potte kam. Das Mädchen hinter der Theke gab sich wirklich alle Mühe, aber sie war neu hier und kannte den Unterschied zwischen Sechskorn- und Sonnenkornbrötchen noch nicht so recht und auch nicht deren Preise, also lächelte sie jeden Kunden reizend an, während sie ihm irgendetwas von gestern in die Tüte stopfte. Hiobs Laune – am frühen Morgen ohnehin zur Soziopathie tendierend – rotierte mit 320 bpm durch einen Mondo-Film.
    » ... tun sie doch noch zwei Schrippen mehr dazu, der Lutz kann ja immer nicht genug bekommen, das ist mein Enkel, wissen Sie, und selbst wenn welche übrig bleiben, kann man sie ja wieder aufbacken, nein, eine ist, glaube ich, genug, wie viel haben Sie jetzt, Moment, wo ist denn überhaupt mein Geld, man wird ja so vergesslich im Alter, da kann man gar nichts gegen machen, nicht wahr ...«, wandte sich der alte Mümmler mit den schwarzen Nasenhaaren jetzt entschuldigend an Hiob, der freundlich nickte und »Jung sterben« murmelte.
    Die etwa fünfzigjährige Frau mit dem Hund, die jetzt den kleinen Laden betrat, trug eine Pelzjacke, was die Sache eher verschlimmerte. Ihr kleiner Liebling, eine süße, nacktrasierte Designerzüchtung, stürzte sich sofort zielstrebig auf Hiob, riss und fetzte an seinen Hosenbeinen und Schnürsenkeln und kläffte Hiob mit bemerkenswert hoher und schriller Stimme an, während seine Besitzerin einen angeregten Plausch mit der älteren

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